Vanuatus Präsident Baldwin Lonsdale ist hörbar erschüttert: "Mein Herz ist beim Volk. Jeder hat dasselbe Gefühl: Wir wissen nicht, was unseren Familien passiert ist. Weil es einen Zusammenbruch der Kommunikation gibt, können wir unsere Familien nicht erreichen."
In einem Interview, das er in Japan kurz vor seiner Rückreise nach Vanuatu gegeben hat, appelliert er noch einmal an die Weltöffentlichkeit: "Ich bitte wirklich um humanitäre Notwendigkeiten und Unterstützung zu diesem Zeitpunkt. Abdeckplanen, Wasserbehälter, medizinische Notwendigkeiten, Werkzeuge, all das ist sehr wichtig im Moment."
Die ersten Hilfsflüge treffen seit gestern in Port Vila, der Hauptstadt des Inselstaates ein. Von Australien und Neuseeland aus bringen die Frachtmaschinen die dringend benötigten Hilfsgüter und Katastrophenhelfer auf die Hauptinsel. Aber nach wie vor sind die abgelegeneren der 83 Inseln Vanuatus nicht zu erreichen - Landepisten sind überflutet, Schiffe, mit denen die weit entfernten Landesteile erreicht werden könnten, sind vom Zyklon zerstört worden. Hilfsorganisationen sagen, dass mehr als die Hälfte der Bewohner betroffen ist: 130.000 Menschen, die Hälfte davon Kinder.
"Wir sind darauf angewiesen, dass wir Hilfe kriegen", sagt Jörg Michael Schwartze. Er ist Honorarkonsul auf Vanuatu. Die ARD hat ihn auf seinem Mobiltelefon in Port Vila erreicht. Ihm gehe es gut, ebenso wie den anderen 40 bis 50 Deutschen. "Es ist mir nicht bekannt, dass irgendwelche Deutschsprachigen etwas zugestoßen ist. Aber: Ich würde sagen, 80 bis 90 Prozent der Bevölkerung hat seine Häuser hier verloren, also sind obdachlos. Wir haben keinen Strom. Wir versuchen das innerhalb der nächsten Tage zum Funktionieren zu kriegen."
Strom ist ein Problem, sauberes Wasser das andere, ebenso Medikamente. "Bei einem Desaster dieses Ausmaßes ist es immer ein Risiko, dass Seuchen ausbrechen", so Tom Perry von Care international. "Hygiene und sanitäre Anlagen sind sehr wichtig, und es geht jetzt darum, die Menschen mit diesen grundlegenden Dingen zu versorgen", fügte er hinzu.
Viele Bewohner Vanuatus leben in palmgedeckten Hütten, und wenn ein Sturm wie Pam, laut Experten der stärkste dieser Art seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, auf diese Dörfer trifft, dann sehen sie aus wie zermalmt. Hilfsorganisationen rechnen mit hohen Opferzahlen, wenn erst einmal Bestandsaufnahme abgeschlossen ist - ein Pilot, der über eine der weiter entfernten Inseln geflogen ist, erzählt, er habe Tote auf den Straßen liegen sehen.
Ernten und Vorräte sind ruiniert, nach dem Zyklon droht Vanuatu Lebensmittelknappheit. Der Südseestaat ist eines der ärmsten Länder der Erde. Doch Präsident Lonsdale sagt, hier sei das Paradies zu finden gewesen, jetzt müssten sie es alle zusammen wieder aufbauen. "Nach all der Entwicklung, die stattgefunden hat, wurde all dieses ausgelöscht. Das bedeutet, dass wir noch einmal von vorne anfangen werden."