Hans-Ulrich Wehler gehörte zu den Kämpfern und Erneuern seiner Zunft. Ihn interessierten nicht Männer, die Geschichte machen, sondern Strukturen der Macht und soziale Fragen. Mit seinem sozialhistorischen Ansatz begründete er die sogenannte Bielefelder Schule. Als Hans-Ulrich Wehlers zentrales Werk gilt seine breit angelegte fünfbändige "Deutsche Gesellschaftsgeschichte", die von 1700 bis 1990 reicht.
Streitbarer Wissenschaftler
Immer wieder nahm er öffentlich auch zu tagespolitischen Debatten und Themen Stellung: vom Historikerstreit, in dem er die Partei von Jürgen Habermas ergriff, über die Warnung vor einem neuen Nationalismus nach der Wiedervereinigung bis hin zur aktuellen Diskussion um die wachsende soziale Ungleichheit in Deutschland.
Am 11. September 1931 in Freudenberg bei Siegen geboren, erlebte er als 13-Jähriger in Gummersbach das Ende des Krieges. Nach dem Studium der Geschichte, Soziologie und Ökonomie in Köln und Bonn und der Promotion bei Theodor Schieder arbeitete er zunächst als Assistent am Historischen Seminar in Köln.
Nach der Habilitation war Hans-Ulrich Wehler von 1971 bis zu seiner Emeritierung 1996 Professor für Allgemeine Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Universität Bielefeld. Gastprofessuren führten ihn unter anderem nach Havard, Princeton, Stanford und Yale. Für seine Arbeiten wurden er vielfach ausgezeichnet.
Am 5. Juli starb er im Alter von 82 Jahren in Bielefeld.