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Rom
Erstes Länderspiel der vatikanischen Frauen-Nationalelf

Die Frauenfußballmannschaft des Vatikans hat ihr erstes internationales Spiel bestritten. Nachdem das Debüt 2019 wegen Protest abgebrochen werden musste, ging diesmal alles glatt, wenn auch etwas chaotisch.

Von Christine Auerbach |
Das Frauen-Fußballteam des Vatikans im Mai 2019. Die Frauen stehen lachend in gelben Trikots und weißen Hosen zusammen. Im Hintergrund ist der Petersdom zu sehen.
Das Frauen-Fußballteam des Vatikans im Mai 2019. (picture alliance / Photo by Stefano Spaziani / Photo by Stefano Spaziani)
Viele Nationalspielerinnen spielen Fußball erst seit ein paar Jahren. Sie trainieren nur einmal die Woche und naja, das mit den Pässen klappt auch noch nicht immer. Aber sie sind eine Nationalmannschaft. Und sie hier ist die Kapitänin:
"Wir sind eine Nationalmannschaft, weil wir die einzige Frauenmannschaft im Vatikan sind. Das macht uns eben gleich zur Vatikanischen Nationalmannschaft."

Alle Frauen arbeiten im Vatikan oder sind Angehörige von Vatikanangestellten

Claudia ist 35 und eine der drei Frauen im Team, die Fußball schon länger spielen. Die anderen sind mehr oder weniger erst zum Fußball gekommen, als sich das Frauen-Team vor vier Jahren gegründet hat. Sie alle arbeiten entweder selbst im Vatikan oder sind Angehörige von Vatikanangestellten: "Eine Nonne spielt auch bei uns mit, aber die ist gerade auf Mission. Und deshalb heute Abend nicht da."
Nicht nur diese Nonne fehlt dem Team, auch sonst ist die Vatikan- Nationalmannschaft nicht gerade üppig besetzt bei ihrem ersten Länderspiel.

Sind überhaupt genügend Spielerinnen da?

Kurz vor Anpfiff auf einmal Hektik, sind überhaupt genügend Spielerinnen da für das Match? Sechs Spielerinnen plus Torhüterin braucht das Team.
Die Gegnerinnen im blauen Trikot sind aus Berlin. Elmar Werner ist der Chef: "Wir sind KSV Johannistal 1980, ein alternativer Verein aus Berlin. Ökumenisch mal gegründet vor 43 Jahren im Osten."
Er hat dieses Match eingefädelt und sein Team mit den Frauen des Pichanga FC, ebenfalls aus Berlin, verstärkt: "Ist ja ein offizielles, internationales Spiel, die Kirchenglocken läuten, ist natürlich schon mal was anderes als so ein normales Spiel, wenn man in Berlin spielt gegen irgendeine Truppe aus der Bezirksliga oder so."
Die Berliner haben genug Spielerinnen – sie könnten der Vatikan-Mannschaft eine ausleihen.
"Haben wir Spielkleidung für Sie? Trikot? Wieso spielt sie jetzt mit Ihnen?"

Am Ende mit männlichem Torhüter im Tor

Ein bisschen Lost in Translation und im Tor steht im Team Vatikan dann am Ende doch ein männlicher Torhüter, aber egal. Hauptsache, es geht los.
Das erste Tor gegen das Team vom Vatikan fällt nach 26 Sekunden. 1:0 für Berlin.
Susan Volpini hält das Frauen-Vatikan-Team organisatorisch zusammen. Dass der Vatikan neben Männer-Mannschaften jetzt endlich auch ein Frauen-Team hat:
"Es war höchste Zeit. Das ist eine Möglichkeit, andere interessante Frauen kennenzulernen. Arbeitende Mamas, Frauen die gläubig sind und sportlich, die einfach etwas auf die Beine stellen wollen."
Für den Vatikan zu spielen, sagt sie, sei auch eine Verpflichtung: "Wir repräsentieren ja nicht nur ein Land, sondern den Papst, die katholische Kirche. Brüderlichkeit, Barmherzigkeit, das schwingt alles mit bei uns."

Erstes Länderspiel wegen Protests abgebrochen

Nicht immer steht deshalb der Sport im Vordergrund, wenn das Team aus dem Vatikan auftaucht. Vor ein paar Jahren hat das eigentlich erste Spiel der Frauen gar nicht erst stattgefunden: Die Frauen waren nach Wien eingeladen worden, für ihr erstes Länderspiel. Während der Nationalhymnen haben einige österreichische Spielerinnen ihre T-Shirts hoch, darunter Slogans wie: Mein Körper, meine Entscheidung. Damit protestierten sie gegen die Abtreibungspolitik der katholischen Kirche. Das Spiel wurde dann gar nicht mehr angepfiffen, das Team aus dem Vatikan fuhr nach Hause.
Susan Volpini war auch dabei: "Wir haben das nicht erwartet. Wir haben dann gesagt, das ist nicht der richtige Ort und nicht der richtige Moment für diesen Protest. Wir wollen da nicht werten – das Thema war sicherlich wichtig für sie, aber es war einfach der falsche Ort dafür."

Der Papst als größter Fan

Gegen die Mannschaft aus Berlin wird an diesem Abend einfach nur Fußball gespielt. Der Trainer kann sich kaum an der Seitenlinie halten. Aber am Ende verlieren die Frauen des Vatikans doch 3:1 gegen die Berlinerinnen.
Macht aber nichts, sagt Kapitänin Claudia nach Spielende: "Es hat Spaß gemacht, wir haben geschwitzt wie nie und wir haben durchgehalten! Jetzt warten wir drauf, dass sie uns einladen und dann kommen wir!"
Ach so, ja. Weiß der Papst eigentlich, was die Frauen im Vatikan da so treiben? "Er ist sportbegeistert. Und unser großer Fan."