An den Wänden seines Büros direkt beim Vatikan hängt keine moderne oder zeitgenössische Kunst. Lediglich ein Porträt des amtierenden Papstes und ein Madonnenbildnis aus vergangenen Jahrhunderten. Er habe, sagt Giancarlo Ravasi, einfach noch keine Zeit gehabt, sich um die künstlerische Einrichtung seiner Diensträume zu kümmern - zu viel Arbeit. Als Kulturminister des Kirchenstaates hat sich der Monsignore und international bekannte Bibelwissenschafter aus Mailand eine ganze Menge vorgenommen:
"Ich möchte, dass sich dieses Ministerium, neben anderen Dingen, das ist klar, verstärkt um die zeitgenössische Kunst kümmert, den Dialog mit ihr sucht, denn dieser Dialog existiert doch heute so gut wie gar nicht mehr. Die Kirche hat viel zu wenig mit den aktuellen Strömungen in der Kunst zu tun. Deshalb wird es, wenn alles klappt, bei der nächsten Kunst-Biennale in Venedig einen Pavillon des Kirchenstaates geben."
Was für Töne aus den heiligen Hallen der römisch-katholischen Päpste! Nicht nur Italiens Medien beschwören seit einiger Zeit einen neuen Geist im Vatikan. Ein Geist, dessen Deus ex machina Monsigore Ravasi ist: ein Intellektueller, der schon in seiner Zeit in Mailand, als Präfekt der Biblioteca Ambrosiana, einer der wichtigsten Bibliotheken Italiens, enge Kontakte zu bildenden Künstlern, Schriftstellern und Theatermachern pflegte. Ravasi begeistert sich sogar für kirchenkritische Künstler wie den Dichter Dario Fo. Brücken bauen, den Dialog suchen: für ihn sei das die Aufgabe der Kirche im Ganzen und des vatikanischen Kulturministeriums im Besonderen:
"Wir müssen wieder mit der Kunstszene den Kontakt suchen, der ist seit den glorreichen Zeiten der Renaissance und des Barock verloren gegangen. Das ist schade, denn viele Künstler der Moderne und der zeitgenössischen Kunst setzen sich mit Themen auseinander, die, wenn nicht offensichtlich religiös, doch eine gewisse geistige Tiefe haben. Nehmen Sie den Maler Mirò, der meinte, dass die Kunst die Aufgabe habe, das Unsichtbare zu beschreiben. Es gibt Meisterwerke religiöser Kunst, die allerdings nicht als solche daherkommt."
Der Kulturminister von Benedikt XVI. kommt beim Thema Kunst in Fahrt, redet leidenschaftlich und entwirft Projekte. Wahrscheinlich ist Ravasi derjenige, der für das geplante Treffen zwischen dem Papst und der Kunstszene am 21. November in der Capella Sistina verantwortlich ist. Ein Treffen, das den von Ravasi angepeilten Dialog zwischen Kirche und Kunst ganz offiziell machen will. Ein Treffen, so Ravasi, mit dem auch daran erinnert werden soll, dass schon Papst Paul VI. 1964, als erster moderner Papst, den Austausch mit zeitgenössischen Künstlern suchte. Das Interesse von Paul VI., erklärt der Kulturminister, ging weit über schöne Worte hinaus.
Er war es auch, der in den vatikanischen Museen das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst schuf: eine Einrichtung, die von Vatikanbesuchern fast immer ignoriert wird; und das, obwohl sie über eine stattliche Sammlung von Werken der bekanntesten Künstler des 20. Jahrhunderts verfügt.
Gianfranco Ravasi will an Paul VI. und dessen Interesse für zeitgenössische Kunst anknüpfen. Das gehe aber nur, meint er, wenn die Kirche dort präsent ist, wo Kunst heute zelebriert wird: bei der Biennale in Venedig und, so Ravasi, warum nicht, auch bei anderen internationalen Veranstaltungen dieser Art:
"Der Dialog mit der Kunst darf nicht beschränkt sein. Er muß Eingang in die liturgische Welt finden. So setze ich mich dafür ein, dass die Illustrationen von Messbüchern von zeitgenössischen Künstlern gestaltet werden. Auch wenn der Vatikan nicht über soviel Geld verfügt wie die Päpste in Renaissance und Barock so kann man doch sicherlich auch heute Künstler für uns verpflichten. Das wird viele provozieren, aber was soll’s."
Kulturminister Ravasi ist Jesuit und so weiß er, dass man in einer sich stets wandelnden Welt, die immer weniger mit Kirche anfangen kann, neue Mittel und Wege suchen muss, um Kirche und Glaube zu und unter die Menschen zu bringen. Seine Vorstöße in die Welt der Kunst werden in Italien positiv aufgenommen: Künstler wie Jannis Kounellis und Arnaldo Pomodoro erklärten sich gleich bereit, mit Ravasi zusammenzuarbeiten.
Auch sie werden, neben Künstlern verschiedener Genres wie dem Regisseur Robert Wilson, dem Komponisten Ennio Moricone und dem Architekten Daniel Libeskind, am 21. November in der Capella Sistina anwesend sein. Die italienischen Tageszeitung "La Stampa" spricht bereits von einer "ganz neuen Ära zwischen Kirche und Kunst". Bleibt zu hoffen, dass Ravasi, der von Benedikt XVI. höchstpersönlich und ohne das vatikaninterne Entscheidungsprozedere abzuwarten, auf seinen Posten berufen wurde, auch genügend Zeit bleibt, um gegen die Hardliner-Riege der Traditionalisten im Kirchenstaat seine Ideen durchzusetzen.
"Ich möchte, dass sich dieses Ministerium, neben anderen Dingen, das ist klar, verstärkt um die zeitgenössische Kunst kümmert, den Dialog mit ihr sucht, denn dieser Dialog existiert doch heute so gut wie gar nicht mehr. Die Kirche hat viel zu wenig mit den aktuellen Strömungen in der Kunst zu tun. Deshalb wird es, wenn alles klappt, bei der nächsten Kunst-Biennale in Venedig einen Pavillon des Kirchenstaates geben."
Was für Töne aus den heiligen Hallen der römisch-katholischen Päpste! Nicht nur Italiens Medien beschwören seit einiger Zeit einen neuen Geist im Vatikan. Ein Geist, dessen Deus ex machina Monsigore Ravasi ist: ein Intellektueller, der schon in seiner Zeit in Mailand, als Präfekt der Biblioteca Ambrosiana, einer der wichtigsten Bibliotheken Italiens, enge Kontakte zu bildenden Künstlern, Schriftstellern und Theatermachern pflegte. Ravasi begeistert sich sogar für kirchenkritische Künstler wie den Dichter Dario Fo. Brücken bauen, den Dialog suchen: für ihn sei das die Aufgabe der Kirche im Ganzen und des vatikanischen Kulturministeriums im Besonderen:
"Wir müssen wieder mit der Kunstszene den Kontakt suchen, der ist seit den glorreichen Zeiten der Renaissance und des Barock verloren gegangen. Das ist schade, denn viele Künstler der Moderne und der zeitgenössischen Kunst setzen sich mit Themen auseinander, die, wenn nicht offensichtlich religiös, doch eine gewisse geistige Tiefe haben. Nehmen Sie den Maler Mirò, der meinte, dass die Kunst die Aufgabe habe, das Unsichtbare zu beschreiben. Es gibt Meisterwerke religiöser Kunst, die allerdings nicht als solche daherkommt."
Der Kulturminister von Benedikt XVI. kommt beim Thema Kunst in Fahrt, redet leidenschaftlich und entwirft Projekte. Wahrscheinlich ist Ravasi derjenige, der für das geplante Treffen zwischen dem Papst und der Kunstszene am 21. November in der Capella Sistina verantwortlich ist. Ein Treffen, das den von Ravasi angepeilten Dialog zwischen Kirche und Kunst ganz offiziell machen will. Ein Treffen, so Ravasi, mit dem auch daran erinnert werden soll, dass schon Papst Paul VI. 1964, als erster moderner Papst, den Austausch mit zeitgenössischen Künstlern suchte. Das Interesse von Paul VI., erklärt der Kulturminister, ging weit über schöne Worte hinaus.
Er war es auch, der in den vatikanischen Museen das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst schuf: eine Einrichtung, die von Vatikanbesuchern fast immer ignoriert wird; und das, obwohl sie über eine stattliche Sammlung von Werken der bekanntesten Künstler des 20. Jahrhunderts verfügt.
Gianfranco Ravasi will an Paul VI. und dessen Interesse für zeitgenössische Kunst anknüpfen. Das gehe aber nur, meint er, wenn die Kirche dort präsent ist, wo Kunst heute zelebriert wird: bei der Biennale in Venedig und, so Ravasi, warum nicht, auch bei anderen internationalen Veranstaltungen dieser Art:
"Der Dialog mit der Kunst darf nicht beschränkt sein. Er muß Eingang in die liturgische Welt finden. So setze ich mich dafür ein, dass die Illustrationen von Messbüchern von zeitgenössischen Künstlern gestaltet werden. Auch wenn der Vatikan nicht über soviel Geld verfügt wie die Päpste in Renaissance und Barock so kann man doch sicherlich auch heute Künstler für uns verpflichten. Das wird viele provozieren, aber was soll’s."
Kulturminister Ravasi ist Jesuit und so weiß er, dass man in einer sich stets wandelnden Welt, die immer weniger mit Kirche anfangen kann, neue Mittel und Wege suchen muss, um Kirche und Glaube zu und unter die Menschen zu bringen. Seine Vorstöße in die Welt der Kunst werden in Italien positiv aufgenommen: Künstler wie Jannis Kounellis und Arnaldo Pomodoro erklärten sich gleich bereit, mit Ravasi zusammenzuarbeiten.
Auch sie werden, neben Künstlern verschiedener Genres wie dem Regisseur Robert Wilson, dem Komponisten Ennio Moricone und dem Architekten Daniel Libeskind, am 21. November in der Capella Sistina anwesend sein. Die italienischen Tageszeitung "La Stampa" spricht bereits von einer "ganz neuen Ära zwischen Kirche und Kunst". Bleibt zu hoffen, dass Ravasi, der von Benedikt XVI. höchstpersönlich und ohne das vatikaninterne Entscheidungsprozedere abzuwarten, auf seinen Posten berufen wurde, auch genügend Zeit bleibt, um gegen die Hardliner-Riege der Traditionalisten im Kirchenstaat seine Ideen durchzusetzen.