Die Skandale um falsche Abgaswerte weiten sich immer weiter aus und inzwischen geht auch der VCD davon aus, dass wohl bei nahezu allen Fahrzeugen die Angaben über Verbrauch, Stickoxidausstoß und Kohlendioxidemissionen nicht stimmen. Die Aussagekraft der seit 1989 jährlich vorgelegten Umweltliste erscheint Gerd Lottsiepen vom VCD deshalb jetzt fragwürdig:
"Es ist ja nicht nur so, dass uns Daten für Dieselfahrzeuge fehlen, in Bezug auf die Stickoxide. Es ist ja so, dass bei allen Fahrzeugen die Schere zwischen dem Realverbrauch und den Herstellerangaben immer größer wird. Das Ausmaß der Schönrechnerei, der Schummelei, des Betrugs haben wir nicht geahnt."
Dabei hat zum Beispiel die Deutsche Umwelthilfe seit einigen Jahren darauf hingewiesen, dass die Herstellerangaben fehlerhaft sind und stark davon abhängen, ob die Tests unter Laborbedingungen oder auf der Straße gemacht wurden. Noch dazu sei die Software vieler Autos in der Lage, die Testbedingungen zu erkennen und die gemessenen Werte zu manipulieren. Bei Diesel-Autos von Fiat/Chrysler, Mercedes, Renault, BMW und Opel sind Überschreitungen der Abgaswerte um bis zum 25-fachen festgestellt worden. Der VCD gibt deshalb in diesem Jahr kein Ranking heraus, sondern lediglich Tipps für Verbraucher.
"Also all die Probleme, die wir zurzeit haben, die führen dazu, dass wir sagen, gut dran ist, wer mit dem Autokauf abwarten kann. Wer jetzt ein Auto kaufen will, der kann sich auch auf dem Gebrauchtwagenmarkt umsehen, auch dazu geben wir einige Tipps. Und wenn es denn ein Neufahrzeug sein soll, dann soll es ein kleiner effizienter Benziner sein, ein Erdgasfahrzeug oder ein Hybridfahrzeug.
Ohne Elektroautos keine Klimaziele
Auch reine Elektrofahrzeuge will der VCD in Zukunft stärker in den Focus nehmen. Bisher haben die wegen mangelnder Vergleichbarkeit keinen Eingang in die Listen gefunden haben. Ohne Elektroautos könnten die Klimaziele aber nicht erreicht werden, so der VCD. Allerdings müssten die entsprechend weiterentwickelt werden, eine größere Reichweite bekommen und mit nachhaltig erzeugtem Strom betrieben werden. Bei allen anderen Antrieben müsse die Bundesregierung jetzt endlich für Transparenz und Ehrlichkeit sorgen:
"Wir müssen die Kontrolle der Typprüfwerte, also die Werte, die die Hersteller messen, die Überprüfung auf der Straße, die sollte vom Kraftfahrtbundesamt, was grundsätzlich versagt hat, an das Umweltbundesamt vergeben werden und dann braucht es natürlich ein Gremium von unabhängigen Experten, die drauf achten, dass alles mit rechten Dingen zugeht."
Ob es im kommenden Jahr wieder ein Ranking, eine VCD Umweltliste gegen wird, ist noch unklar.