Von "Regierungspropaganda" spricht Petra Reski im Zusammenhang mit den aktuellen Meldungen über ein Durchfahrtsverbot für große Kreuzfahrtschiffe durch einen Teil der Lagune von Venedig. Die Maßnahme gelte für Kreuzfahrtschiffe mit mehr als 25.000 Bruttoregistertonnen, einer Länge über 180 Metern oder mehr als 35 Metern Höhe.
Damit, so Reski, die sich seit vielen Jahren für den Umwelt- und Denkmalschutz in ihrer Wahlheimat engagiert, werde aber nur der Fahrweg verändert. Das Problem der Zerstörung der Stadt bestehe weiter: "Offenbar versteht niemand, der diese Regierungspropaganda weiterverbreitet, dass es keinen Unterschied macht, ob diese Schiffe über das Markusbecken einfahren oder ob sie, wie jetzt geplant, über den Kanal für die Erdöltanker in die Lagune kommen."
Gefährdetes Kulturerbe
Die italienische Regierung wolle, so Reski im DLF, angesichts der Kritik der Unesco das Gesicht wahren. Die UN-Kulturorganisation hatte angedroht, Venedig auf die "Rote Liste" des gefährdeten Weltkulturerbes zu setzen. Das wurde unter anderem mit dem Kreuzfahrttourismus und seinen ökologischen und kulturellen Folgen begründet:
"Es geht nur um eine kosmetische Veränderung. Wir befinden uns hier in einer Lagune, die ursprünglich 40 Zentimeter flach war. Heute ist sie anderthalb Meter tief und hat sich in eine Art Meeresarm verwandelt. Das hat zur Folge, dass auch mehr Hochwasser in die Stadt kommt und auch Gebäude beschädigt."
Blockadeaktionen mit Gondeln?
Für den Kreuzfahrttourismus in Venedig gebe es keine Lösung, sagte Petra Reski: "Aber die Lobbyarbeit der Kreuzfahrtindustrie ist sehr erfolgreich, und die italienische Regierung ist in all den Jahren immer wieder eingeknickt. Ich hoffe es nicht, ich befürchte aber, dass auch die Unesco wieder einknickt. Bislang ist es immer so gewesen. Helfen könnten jetzt nur Blockadeaktionen der Venezianer. Sie müssten mit ihren Gondeln die Fahrstrecken dicht machen. Die Weiterverbreitung der Propaganda der Regierung durch Medien ist jedenfalls ein Armutszeugnis für den Journalismus."