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Venedig und die Riesenschiffe
"Die Lobbyarbeit der Kreuzfahrtindustrie ist sehr erfolgreich"

Stolz hat Venedig verkündet, umweltschädliche Kreuzfahrtriesen dürften die Stadt ab August nicht mehr anlaufen. Eine Mogelpackung nennt das die Journalistin und Autorin Petra Reski im Dlf: Im Wesentlichen bleibe alles beim Alten – aus politischen Gründen.

Petra Reski im Gespräch mit Doris Schäfer-Noske |
Ein 275 Meter langes Kreuzfahrtschiff läuft in den Hafen von Venedig ein.
Gefahr für Umwelt und Gebäude: In Venedig fahren Kreuzfahrtschiffe unmittelbar an der historischen Altstadt vorbei. (IMAGO / Arnulf Hettrich)
Von "Regierungspropaganda" spricht Petra Reski im Zusammenhang mit den aktuellen Meldungen über ein Durchfahrtsverbot für große Kreuzfahrtschiffe durch einen Teil der Lagune von Venedig. Die Maßnahme gelte für Kreuzfahrtschiffe mit mehr als 25.000 Bruttoregistertonnen, einer Länge über 180 Metern oder mehr als 35 Metern Höhe.
Damit, so Reski, die sich seit vielen Jahren für den Umwelt- und Denkmalschutz in ihrer Wahlheimat engagiert, werde aber nur der Fahrweg verändert. Das Problem der Zerstörung der Stadt bestehe weiter: "Offenbar versteht niemand, der diese Regierungspropaganda weiterverbreitet, dass es keinen Unterschied macht, ob diese Schiffe über das Markusbecken einfahren oder ob sie, wie jetzt geplant, über den Kanal für die Erdöltanker in die Lagune kommen."
Das für mehr als 2.500 Passagiere ausgelegte Kreuzfahrtschiff MSC Magnifica befährt am 09.08.2015 den Canale di S. Marco in Richtung Stadthafen. Im Vordergrund Gondeln an der Riva degli Schiavoni.
Massentourismus in Venedig - Bürgermeister setzt auf Eintrittsgeld
Tagesgäste sollen bald für den Besuch von Venedig Eintritt zahlen. Ob das gegen zu viele Touristen in der Stadt hilft, bezweifelt Tourismusforscher Volker Böttcher. Wirkungsvoller wäre, weniger Kreuzfahrtschiffe in den Hafen zu lassen.

Gefährdetes Kulturerbe

Die italienische Regierung wolle, so Reski im DLF, angesichts der Kritik der Unesco das Gesicht wahren. Die UN-Kulturorganisation hatte angedroht, Venedig auf die "Rote Liste" des gefährdeten Weltkulturerbes zu setzen. Das wurde unter anderem mit dem Kreuzfahrttourismus und seinen ökologischen und kulturellen Folgen begründet:
"Es geht nur um eine kosmetische Veränderung. Wir befinden uns hier in einer Lagune, die ursprünglich 40 Zentimeter flach war. Heute ist sie anderthalb Meter tief und hat sich in eine Art Meeresarm verwandelt. Das hat zur Folge, dass auch mehr Hochwasser in die Stadt kommt und auch Gebäude beschädigt."

Blockadeaktionen mit Gondeln?

Für den Kreuzfahrttourismus in Venedig gebe es keine Lösung, sagte Petra Reski: "Aber die Lobbyarbeit der Kreuzfahrtindustrie ist sehr erfolgreich, und die italienische Regierung ist in all den Jahren immer wieder eingeknickt. Ich hoffe es nicht, ich befürchte aber, dass auch die Unesco wieder einknickt. Bislang ist es immer so gewesen. Helfen könnten jetzt nur Blockadeaktionen der Venezianer. Sie müssten mit ihren Gondeln die Fahrstrecken dicht machen. Die Weiterverbreitung der Propaganda der Regierung durch Medien ist jedenfalls ein Armutszeugnis für den Journalismus."