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Venedig
Verbrecherjagd mit Vaporetto

Donna Leon lässt in ihren Romanen den Commissario Brunetti in Venedig ermitteln. Auf seinen Spuren lassen sich echt venezianische Spezialitäten entdecken. Viel dreht sich dabei ums Essen und Trinken.

Von Bernhard Krieger |
    Die Glocken des Campanile von San Marco sind in der ganzen Stadt zu hören. Auf dem Markusplatz übertönen sie das babylonische Stimmengewirr der Touristen. Hinter ihren Reiseführern mit albernen Schirmen bahnen sich die Besuchergruppen ihren Weg zwischen Campanile, Basilica San Marco und Dogenpalast durch Taubenschwärme und Kitschverkäufer. Um den Menschenmassen zu entgehen, macht Commissario Brunetti meist einen großen Bogen um die Piazza San Marco. Auch die Seufzerbrücke lässt er auf dem Weg zur Questura im Stadtteil Castello links liegen, um schnell zu seinem Arbeitsplatz am Canal San Lorenzo zu gelangen.
    Mittlerweile ist das Polizeipräsidium zur Piazzale Roma umgezogen. Die liegt gegenüber des Bahnhofs Santa Lucia und damit mitten im Trubel. Donna Leon belässt die Questura in ihren Büchern aber in Castello, wo Venedig ruhig und halbwegs unverfälscht wirkt. Nicht einmal die langsam vorbeiziehende Gondel wirkt hier kitschig.
    Über die Gondeln auf dem Canal San Lorenzo hinweg guckt Brunetti aus seinem Büro in einen Garten – eine Seltenheit in der Lagunenstadt, die nur aus Wasser und Stein zu bestehen scheint. Der Garten vis-à-vis fasziniert den Commissario – wie hier in seinem 15. Fall "Wie durch ein dunkles Glas":
    "Brunetti stand am Fenster und flirtete mit dem Frühling. Er war da! Gleich drüben, am anderen Ufer des Kanals zeigte er sich in den frischen jungen Trieben, die dort aus der Erde spritzten. Zwischen den Grashalmen schimmerten zartweiße Blümchen. Und die unerschrockenen Kleinen, die sich so dicht an den Boden schmiegten und deren Namen er sich nie merken konnte - die mit den gelben und rosafarbenen Blüten -, brachen frisch aus dem Erdreich hervor."
    Kommt er in einem Fall nicht weiter, schaut der Commissario oft minutenlang hinüber in diesen Garten und denkt nach. Und wenn das auch nichts hilft, geht er etwas Essen. "A Tavola non si invecchia", sagen die Italiener – "Beim Essen altert man nicht". Die Zeit steht still, man kommt zur Ruhe, die Gedanken werden klarer oder aber sie verflüchtigen sich. Beides ist gut.
    Essen wird in Venedig zelebriert. Und Restaurants sind deshalb immer auch Bühnen, auf denen sich für Fremde ein faszinierendes Schauspiel ereignet. Den ersten Akt - die Bestellung – beschreibt Donna Leon im "Venezianischen Finale":
    "Es gab zwar eine Speisekarte, aber die meisten Stammkunden hielten sich nicht damit auf, die wenigsten hatten sie je gesehen. Die Gerichte und Spezialitäten des Tages hatte die Bedienung im Kopf. Rasch ging sie die Liste durch, aber Brunetti wusste, dass es reine Formsache war. Sie entschied schnell, dass sie den Antipasto misto essen wollten, dann den Risotto mit Scampi und den gegrillten Seebarsch, der am Morgen frisch vom Fischmarkt gekommen war."
    Auf dem Fischmarkt La Pescheria ganz in der Nähe der Rialto Brücke sind die Dutzenden Stände jeden Morgen dicht umlagert. Da stehen tratschende Hausfrauen, um Preise feilschende Küchenchefs, neugierige Touristen und alles und jeden knipsende Hobbyfotografen. Auf den mit Eis ausgelegten Tischen stapeln sich in den beiden Säulenhallen Mies- und Venusmuscheln, Calamari, kleine Scampi, große und kleine Fische in allen Farben und Formen. Fischhändler Filippo verrät, was gerade am besten und typisch für die venezianische Küche ist:
    "Ganz frisch sind unsere Scampi aus der Lagune. Dann liegen da Sardinen, die wir in Venedig anbraten und dann für unser berühmtes Antipasto Sarde in saor süß-sauer einlegen. Außerdem haben wir kleine Tintenfische – Seppioline - hier von der Adria-Küste, die wir dünsten und mit Polenta essen. Und dann gibt es natürlich immer einige schöne Fische, die wir in Venedig gerne als Fritto misto ausbacken. Das sind so unsere beliebtesten Fischgerichte."
    Filippos Coda di rospo – der frische Seeteufel - landet auch auf den Tellern von Brunettis Lieblingstrattoria Da Remigio. Das kleine Lokal liegt nur wenige Schritte von der Questura entfernt – perfekt für ein Mittagessen, wie es sich der Commissario in seinem zwölften Fall "Verschwiegene Kanäle" gönnt:
    "Er aß eine Insalata di Mare, gefolgt von Coda di rospo mit Tomatensoße und redete sich ein, weil er nur ein Viertel vom weißen Hauswein und einen Grappa zum Kaffee trank, sei es eine leichte Mahlzeit, die es ihm gestatten würde, abends etwas Anständiges zu essen."
    Brunetti ist ein Genussmensch, der gut, aber nicht überkandidelt essen will. Deshalb ist er im Da Remigio genau richtig. Besitzer Fabio Bianchi kocht dort nämlich noch echt venezianisch:
    "Im Gegensatz zu vielen anderen Lokalen kommen zu uns nicht nur die Touristen, sondern auch die Venezianer. Und das freut uns sehr. Unser Risotto gilt als eines der besten der Stadt und wir machen Fischgerichte, wie sie sein sollen: ohne viel Soßen und Schnickschnack – einfach natürlich und immer fangfrisch."
    Über nichts reden Venezianer so gern wie übers Essen. Und Fabio kocht so, wie es der Commissario und wohl auch seine Erfinderin Donna Leon lieben. Dass sie sein Da Remigio in ihren Büchern verewigt hat, wusste Fabio gar nicht. Ihre Brunetti-Romane erscheinen nicht auf Italienisch, weil die Amerikanerin in ihrer Wahlheimat ihre Ruhe haben möchte. Trubel ist ihr offensichtlich genauso ein Graus wie ihrem Commissario. Entfliehen kann Brunetti dem fast nie abebbenden Trubel in der auch Serenissima - "die Durchlauchtigste" - genannten Stadt aber nicht. Weder in den engen Gassen noch auf den Linienschiffen – den Vaporetti - wie Donna Leon in der "dunklen Stunde der Serenissima" beschreibt:
    "In Anbetracht der Touristenmassen, die sich um diese Stunde auf die Vaporetti drängten, entschied er sich, zu Fuß zu gehen. Er war zuversichtlich, dass er auf dem Landweg den schlimmsten Horden bis in die Nähe des Rialto würde ausweichen können. Und hoffte, dass sich der größte Pulk verlaufen würde, sobald er die Pescheria hinter sich gelassen hatte. So war es auch, aber schon das kurze Stück, auf dem er sich rempelnd und hakenschlagend durch die Gassen winden musste, machte ihn verdrießlich und brachte seine stets köchelnde Abneigung gegen das Touristenheer zum Sieden."
    Tagtäglich zieht Brunetti in seine aussichtslose Schlacht gegen das mit Flugzeugen, Zügen, Autos und gigantischen Kreuzfahrtschiffen einfallende Touristenheer. Wenn er nicht mit dem Vaporetto über den Canal Grande fährt, muss er zwischen seiner Wohnung im Stadtteil San Polo und der Questura in Castello zwangsläufig über die Rialto Brücke. Gerade im Hochsommer wird die berühmteste Brücke Italiens wegen der schwitzenden Touristen, der genervten Einheimischen und der allgegenwärtigen Taschendiebe zur Tortur.
    Rund um die Rialto-Brücke reiht sich am Canal Grande ein Restaurant an das nächste. Viele sind überteuert, wenige gut. Fast überall gibt es ein fades Menu turistico und lästige Kellner, die vor den Lokalen Jagd auf Kundschaft machen.
    Der Commissario würde niemals in einem dieser Touri-Schuppen einkehren. Brunetti geht lieber in kleine, traditionelle Lokale – in das Antico Dolo zum Beispiel. Das liegt nur wenige Schritte von der Rialto-Brücke entfernt auf Brunettis Heimweg. Im Antico Dolo gibt es viele offene Weine und ein paar Kleinigkeiten zu essen - hinter dem Tresen steht Edith, die Brunettis Hassliebe für Venedig teilt:
    "Venedig ist wunderschön, allein schon, weil es keine Autos gibt. Aber es ist auch anstrengend, wegen der vielen Touristen oder wenn man einkaufen geht oder mit Kindern unterwegs ist. Aber dennoch bleibt Venedig für mich die schönste Stadt der Welt – einfach einzigartig."
    Das findet auch Brunetti. Ebben die Besucherströme in der Nebensaison ab und sind die Tagesausflügler auf dem Heimweg, bricht sich die Liebe des Commissarios zu seiner Heimatstadt bahn – dann genießt er sogar den Blick von der Rialtobrücke – wie in seinem 15. Fall "Wie durch ein dunkles Glas":
    "Nach Süden zu fiel sein Blick auf die Ca' Faresetti und die nach wie vor eingerüstete Universitätsfassade unten an der Biegung des Canal Grande. Das Mauerwerk erstrahlte im milden Abendlicht. Seht euch diese Palazzi an, beschwor Brunetti ein unsichtbares, nichtvenezianisches Publikum. Schaut sie euch an und sagt mir, wer so etwas heute noch bauen könnte. Wer wäre imstande, diese mächtigen Marmorblöcke so aufeinanderzutürmen, dass sie sich zum Schluss zu einem Bild von solcher Anmut fügen? Seht sie nur an, fuhr er fort, seht die Residenzen der Manins, der Bembos, der Dandolos oder weiter unten die Familiensitze der Grimanis, der Contarinis und der Trons. Wer wollte angesichts dieser erhabenen Bauten bestreiten, dass wir einmal Großes geschaffen haben."
    Brunetti liebt seine Heimatstadt und vor allem seine Dachterrassenwohnung. In "Endstation Venedig" schaut er fasziniert über das Dächermeer der Stadt Richtung Festland:
    "An sehr klaren Tagen sah man die Dolomiten, aber jetzt war es dafür schon zu spät, um diese Stunde lagen sie schon im Dunst verborgen. Er blieb, wo er war, blickte über die Dächer und Türme und lauschte dem Läuten von San Polo, dann der Antwort von San Marco, die wie immer ein paar Sekunden zu spät über die Stadt dröhnte."
    Über seiner Dachterrasse, die – typisch italienisch – nicht ganz legal gebaut worden ist, kreisen im weichen Abendlicht die Möwen.
    Wenn die untergehende Sonne die dunkelroten und ockerfarbenen Fassaden der Serenissima aufleuchten lässt, machen die Gondolieri ihr bestes Geschäft. Dann lassen sich Verliebte von singenden Gondolieri über den Canal Grande rudern.
    Der Gesang des Gondoliere wird auf dem viel befahrenen Canal Grande vom Plätschern der Wellen und dem Brummen der Schiffsmotoren fast verschluckt. Das Pärchen in der Gondel genießt die Fahrt dennoch. Venedig ist gerade für Gäste aus Übersee Romantik pur. Sie sind fasziniert von der ins Meer gebauten Stadt, den jahrhundertealten Palazzi, einzigartigen Theatern wie dem La Fenice, der Lebensfreude der Venezianer – und sicher auch ein wenig von deren Trinkfreude. Auch Brunetti genehmigt sich regelmäßig ein Gläschen – wie Donna Leon in Endstation Venedig beschreibt:
    "Er machte einen Abstecher zu Do Mori, seiner Lieblingsbar, nur ein paar Schritte von der Rialtobrücke entfernt. Brunetti bestellte ein Glas Cabernet. Dazu aß er ein paar von den am Tresen stets vorrätigen gerösteten Shrimps, wonach er beschloss, sich ein dick mit Schinken und Artischocken belegtes Tramezzino zu gönnen. Dann trank er noch ein Glas Wein und fühlte sich zum ersten Mal an diesem Tag wieder wie ein Mensch."
    "Un ombra" nennen die Venezianer das Gläschen zwischendurch. Ombra heißt eigentlich Schatten. Zum Synonym für ein Gläschen Wein wurde es angeblich, weil die Weinverkäufer auf der Piazza San Marco einst dem Schatten des fast 100 Meter hohen Campanile folgten, um ihre Weine kühl zu halten. Zur Ombra gibt es in den Bars Cicchetti, die besten in Brunettis Lieblingsbar Do Mori. In dem urigen Lokal hängen Dutzende Kupferkessel unter der Decke. Sind die Türen geschlossen, fällt kaum Licht in den kleinen Raum. Von morgens bis abends drängen sich die Gäste vor Giannis prall gefüllten Tresen:
    "Wir sind bekannt für unsere Cicchetti. Das sind kleine Köstlichkeiten wie Brote mit frischem Gemüse oder Wurst, eingelegte Sardinen oder Fischbällchen. Es gibt unzählige Varianten und dazu natürlich einen Wein aus dem Veneto, Friaul oder dem Trentino."
    Das Do Mori liegt ganz in der Nähe des Obst- und Gemüsemarkts, auf dem die Händler ihre Waren lautstark anpreisen. Eddy verkauft seit vielen Jahren Obst und Gemüse auf dem Markt. Wie ganz Venedig werde auch der Markt immer mehr zu einer Touristenattraktion:
    "Leider ist unser Markt längst kein Ort der Venezianer mehr. Hier sind mehr Touristen als Einheimische und die schauen mehr als sie kaufen. Und die Venezianer gehen sowieso in die Supermärkte. Das macht unsere Arbeit schon schwer."
    Venedigs Tourismus boomt, aber die Venezianer sterben aus, könnte man überspitzt sagen. Tatsächlich hat sich die Einwohnerzahl im Centro Storico in den letzten Jahrzehnten halbiert, die Zahl der Besucher hat sich mehr als verdreifacht. Auf rund 60.000 ständige Einwohner kommen 30 Millionen Touristen pro Jahr. Kein Wunder, dass sich die Stadt verändert, wie Brunetti in "Sanft entschlafen" feststellt:
    "Obsthändler machten dicht, Schuhmacher schlossen ihre Werkstätten und verwandelten sich in Souvenirverkäufer mit Masken, maschinell gefertigten Spitzen und Plastikgondeln im Angebot."
    Zum Glück stemmen sich in Venedig noch einige wenige gegen den Trend. Handwerksbetriebe, wie der der Familie von Andrea Dal´Ostio.
    "Es gibt vielleicht noch ein Dutzend Maskenmacher wie uns in Venedig. Mein Vater hat das Geschäft vor 35 Jahren gegründet und wir haben schon Tausende verschiedene Masken gemacht. Die sind natürlich nicht vergleichbar mit der Plastikware aus Fernost, die sonst so verkauft wird. Unsere Masken werden in Handarbeit von unserer Familie hergestellt."
    Masken, Gondeln und Objekte aus Muranoglas sind die beliebtesten Mitbringsel aus Venedig. Die Souvenirstände rund um den Markusplatz hängen voll damit. Ganz in der Nähe des Markusplatzes liegen auch das Luxushotel Gritti und die berühmte Harry´s Bar, in der Brunettis Vorgesetzter Vice-Questore Patta gern einkehrt, wie wir im "Venezianischen Finale" erfahren:
    "Zum Arbeitstag des Vice-Questore gehörte allmorgendlich eine lange Kaffeestunde auf der Terrasse des Gritti, im Winter bei Florian. Das Mittagsmahl nahm er gewöhnlich am Pool des Cipriani oder in Harry´s Bar ein."
    Die Harry`s Bar wurde 1931 von Arrigo Cipriani gegründet. Cipriani ist der Erfinder des Bellini - ein Cocktail aus trockenem Prosecco und Pfirsichmark -, den er nach dem Maler Giovanni Bellini benannte. Und er ist auch der Erfinder des Carpaccio, dessen Namen auf den berühmten Renaissancemaler Vittore Carpaccio zurückgeht. Cipriani kreierte das Gericht mit dem dünn aufgeschnittenen rohen Fleisch angeblich für eine Contessa, die streng Diät halten musste und keine gekochten Speisen essen durfte. Cipriani haben seine Erfindungen berühmt und reich gemacht. Bis heute betreibt die Familie die Harry´s Bar und das Hotel Cipriani auf der Isola della Giudecca gegenüber von Markusplatz, der kleinen Isola di S. Giorgio Maggiore und der Chiesa della Salute am Beginn des Canal Grande.
    Berühmt ist das Traditionshaus auch wegen seines für venezianische Verhältnisse riesigen Pools, an dem Vice-Questore Patta so gern zu Mittag isst. 32 mal 19 Meter ist das beheizte Meerwasserschwimmbad groß. Weil der Bauunternehmer Fuß mit Metern verwechselt hat, wurde der Pool viel größer als geplant. Ein Fehler, über den sich die Venezianer köstlich amüsierten, über den sich die Gäste aber tagtäglich freuen - die Normalsterblichen genauso wie die Kinostars aus Hollywood, die regelmäßig zu den Filmfestspielen im Cipriani absteigen, wie der langjährige Direktor Giampaolo Ottazzi verrät:
    "In den letzten Jahren waren George Clooney als Stammgast, aber auch Brad Pitt und Angelina Jolie hier. Und auch Robert de Niro hat immer seine Suite bei uns."
    Ein Essen in so einem Luxushotel, wie es sich Vice-Questore Patta regelmäßig gönnt, kann sich Brunetti mit seinem kleinen Polizistengehalt nicht erlauben. Er gönnt sich allenfalls mal einen Besuch in einem anderen legendären Lokal direkt am Markusplatz, wie Donna Leon im Roman Vendetta beschreibt:
    "Brunetti ging die drei flachen Stufen zum Caffè Florian hinauf und trat durch die Doppeltüren aus geschliffenem Glas. Als ein Kellner im weißen Jackett auf ihn zutrat, bat Brunetti um einen Tisch am Fenster. Ein Teil von ihm wollte an diesem herrlichen Tag mit einer attraktiven jungen Frau im Florian am Fenster sitzen, ein anderer Teil wollte gesehen werden, wie er mit einer attraktiven jungen Frau im Florian am Fenster saß."
    Brunettis Eitelkeit hat seinen Preis: Der Cappuccino kostet in dem 1720 gegründeten Caffè Florian stolze 15 Euro. Dafür sitzt man aber auch in einem historischen Lokal, in dem sich schon Goethe und Wagner die Zeit vertrieben - und der Livemusik–Zuschlag von 6 Euro ist auch schon inklusive.
    Aus dem Caffè Florian schaut Brunetti hinaus auf die Prachtbauten der Piazza San Marco und gerät ins Schwärmen. Er sieht den Dogenpalast, den Campanile und die herrschaftlichen Paläste mit ihren Arkaden. Für Brunetti sind sie die steinernen Zeugen der glorreichen Vergangenheit der Serenissima. Sie lassen ihn die heutigen Probleme der Lagunenstadt zumindest für kurze Zeit vergessen, wie in "Sanft entschlafen" deutlich wird:
    "Die großen Baumeister der Serenissima hatten nur Menschenkraft zur Verfügung gehabt: Flöße, Seile und Flaschenzüge. Und doch hatten sie ein Wunder wie dieses zu erschaffen vermocht. Alle Trübsal floh, vertrieben von der Macht einer Schönheit, die nur der Mensch erschaffen konnte."