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Venezuela
Attacken gegen Journalisten

In Venezuela kommt es immer wieder zu Protesten gegen Präsident Nicolás Maduro. Zuletzt sind dabei drei Menschen getötet worden. Auch Journalisten sind von den brutalen Methoden der staatlichen Kräfte betroffen.

Von Peter B. Schumann |
    Ein maskierter Demonstrant läuft vom Tränengas weg während einer Protest in Caracas, Venezuela, bei der es am 19.04.2017 zu Auseinandersetzungen kam. Die Opposition fordert Neuwahlen und macht Präsident Nicolas Maduro für die schwere politische und ökonomische Krise in dem Land mit den größten Ölreserven verantwortlich.
    Demonstranten in Venezuela flüchten vor Tränengas (Manaure Quintero/dpa)
    Mit Gummigeschossen, Schlagstöcken, Tränengas, Wasserwerfern und paramilitärischen Rollkommandos – mit dem gesamten Arsenal ihres Repressionsapparats geht das Regime immer wieder gegen den weitgehend friedlichen Protest vor. U-Bahn-Strecken werden lahmgelegt, Autobahnen, Zufahrtsstraßen und ganze Stadtviertel abgesperrt, um zu verhindern, dass die Demonstranten sich im Zentrum, am Sitz des Obersten Gerichtshofs, versammeln.
    In dieser Situation versuchen Reporter ihrer Arbeit nachzugehen. Viele von ihnen schützen sich mit Helmen, tragen sogar Gasmasken bei sich und bilden Gruppen, um sich gegenseitig bei Verwundungen zu helfen oder Verhaftungen zu verhindern.
    Gewalt gegen Journalisten
    Denn Journalisten haben mit Schlägen und Steinwürfen, mit Beleidigungen und Einschüchterungen zu rechnen. Selbst ihre Handys sind vor den Staatsorganen nicht sicher.
    Elyangélica González, eine Reporterin des kolumbianischen Rundfunksenders Caracol Radio, berichtet, wie sie zusammengeschlagen wurde: "Eine Gruppe von Uniformierten umringte mich. Ein Bewaffneter verlangte, mein Handy auszuschalten. Ich wehrte mich dagegen und rief ihm zu: 'Ich bin Auslandskorrespondentin und ordnungsgemäß akkreditiert.' Sie packten mich trotzdem, ich stürzte zu Boden, sie entrissen mir das Handy, trampelten darauf herum und verbrannten es. Ich schrie: 'Das ist ein Arbeitsgerät.' - 'Halt die Fresse, Kleine, sonst passiert dir das nächste Mal was ganz Anderes.'"
    Dann schleiften die Männer die sich heftig wehrende Journalistin an ihren Haaren über den Boden und schleppten sie an Händen und Füßen zum Eingang des Obersten Gerichtshofs, vor dem sich der Gewaltakt abspielte. Danach wurde sie freigelassen. Eine Bewohnerin des gegenüberliegenden Gebäudes hielt die Szene fest.
    53 Medienvertreter sind massiv an ihrer Arbeit gehindert worden
    Aggressionen gegen Pressevertreter, Schikanen gegen oppositionelle Medien, Verbote von kritischen Zeitungen, Radio- und Fernsehsendern gehören längst zum Alltag des Maduro-Regimes.
    "Seit Beginn der Bürgerproteste am 28. März sind insgesamt 53 Medienvertreter massiv an ihrer Arbeit gehindert worden", so das unabhängige venezolanische Institut für Presse und Gesellschaft IPYS. "Wenigstens 13 von ihnen wurden durch Projektile oder Querschläger von Gasgranaten verletzt. Verantwortlich für diese Übergriffe waren Einheiten der Polizei, der Militärpolizei und Agenten der Geheimdienste."
    Präsident versucht Nachrichtensperre durchzusetzen
    Unter Maduro sind Printmedien der Opposition so gut wie verschwunden oder erscheinen nur noch als Rudimente, denn die Regierung reglementiert die Papierzuteilung. Um dieser Form der Zensur zu entgehen, haben sich die meisten ins Internet zurückgezogen oder ganz neue Plattformen gebildet. Doch Präsident Maduro versucht auch dort, eine Nachrichtensperre durchzusetzen – wie das Institut für Presse und Gesellschaft mitteilt:
    "Während der Proteste wurde bekannt, dass die Telekommunikationsbehörde die Signale für die Webseiten von Vivo Play, VPI TV und Capitolio TV blockiert hat. Das heißt, dass sie nicht mehr in Venezuela zu empfangen sind."
    Diese drei Programme haben sehr ausführlich und oft direkt von den Demonstrationen berichtet. Doch keine Zensur ohne Lücke: Nicht nur Zuschauer im Ausland können die Sendungen weiter verfolgen, sondern auch alle Venezolaner, die mit etwas Geschick die offizielle Blockade auszutricksen verstehen. Deshalb kann VPI TV auch weiterhin verkünden:
    "In VPI TV besiegen wir die Zensur. Lade unsere App runter, registriere dich und halte dich ständig auf dem Laufenden. Du kannst auch Reporter werden: mach‘ ein Foto und schick‘ es uns. In VPI TV liegt die Macht der Information in deinen Händen. Deshalb kann uns nichts aufhalten."