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Venezuela
Guaidó und Maduro rufen zu Protesten auf

Nach seiner Rückkehr nach Venezuela rief Juan Guaidó seine Anhänger zu Protestkundgebungen auf. Ein Generalstreik soll das Land lahmlegen. Doch auch Nicolás Maduro nutzt jede Möglichkeit, sich und das aktuelle System vor dem Untergang zu bewahren. Die Versorgungslage spitzt sich währenddessen weiter zu.

Von Burkhard Birke |
Der selbsternannte venezolanische Übergangspräsident Juan Gaido wird von Anhängern in Caracas bejubelt.
Der selbsternannte venezolanische Übergangspräsident Juan Guaidó mit Anhängern in Caracas (AFP / RONALDO SCHEMIDT)
"Es gibt kein Verbandsmaterial, keine Medikamente, die medizinischen Geräte funktionieren nicht, die Klimaanlage und die Aufzüge funktionieren nicht, es gibt kein Wasser - jetzt kommen die ständig wiederkehrenden Stromausfälle noch hinzu. Die Löhne sind extrem gering. Jetzt läuft der Tarifvertrag aus und ein Arbeiter hat nicht genug für sich zum Leben, geschweige denn, um eine Familie zu ernähren."
Gewerkschaftsführer Orlando Ruz schildert den Alltag des Pflegepersonals in venezolanischen Krankenhäusern. Der etwa 50-Jährige nimmt kein Blatt mehr vor den Mund. Er wartet geduldig auf Juan Guaidó, den selbst erklärten Präsidenten.
Gebetsmühlenartig Hoffnung
Guaidó hofft Gewerkschafter wie Ruz, in öffentlichen Betrieben zu mobilisieren. Der Hoffnungsträger der Opposition rief zu Protestkundgebungen auf und plant, das öffentliche Leben mit einem Generalstreik lahmzulegen.
"Wir bekommen immer mehr sozialen und internationalen Rückhalt. Und seit dem ersten Tag waren wir klar, haben die Zivilangestellten, das Militär aufgefordert, das Ende der gesetzwidrigen Machtergreifung, eine Übergangsregierung und freie Wahlen zu unterstützen."
Gebetsmühlenartig hämmert Guaidó immer wieder diese drei Punkte heraus – unter dem Beifall seiner Zuhörer im Colegio de los Ingenieros.
Der erst 35-jährige Guaidó wirkt trotzig entschlossen. Gegen den selbst erklärten Präsidenten besteht angeblich ein Haftbefehl wegen unerlaubten Verlassens des Landes. Guaidó soll sich wegen des Vorwurfes verantworten, den er Nicolás Maduro wegen der aus Sicht er Opposition undemokratischen Wahl letzten Mai macht: gesetzwidrige Machtergreifung, beziehungsweise Amtsanmaßung.
Fakt ist: Guaidó konnte am Montag nach einer Tour durch zahlreiche südamerikanische Staaten ungehindert einreisen, macht jetzt weiter gegen die Regierung mobil und bekräftigt einmal mehr: "Wir wollen keinen Staatsstreich, sondern nur, dass das Militär die Verfassung verteidigt."
Grenzen in die Nachbarländer sind dicht
Das Militär hält den Schlüssel zur Macht in der Hand - und steht bis jetzt treu an der Seite von Nicolás Maduro. Der nutzte den sechsten Todestag von Amtsvorgänger Hugo Chávez, um seine Gegner zu warnen:
"Denjenigen, die versuchen die innere Ordnung zu stören, sage ich dasselbe, was ich den Soldaten gesagt habe, die ich für die Verteidigung unserer Grenzen am 23. Februar mit Orden ausgezeichnet habe: Soldaten des Vaterlandes, Männer des Volkes, unsere Bestimmung ist der Sieg!"
In der Tat konnte Maduro am 23. Februar verhindern, dass Hilfsgüter über die brasilianische und kolumbianische Grenze ins Land kamen. Seither sind die Grenzen dicht und die diplomatischen Beziehungen mit Kolumbien abgebrochen. Die Versorgungslage indes wird immer dramatischer.
"Zwei Drittel der Venezolaner essen nur noch ein oder zwei Mal am Tag. Und sie essen vor allem Kohlehydrate."
Die Lebenserwartung ist um 3,5 Jahre gesunken, die Kindersterblichkeit gestiegen, berichtet Trino Márquez, Soziologieprofessor der Universidad Central weiter. Nicht einmal ein Fünftel der Bevölkerung unterstütze noch Maduro, meint Marquez. Genau an dieses Fünftel appellierte der Machtinhaber, als er zu einer antiimperialistischen Kundgebung aufrief:
"Wir werden den Tag des bolivarianischen Antiimperialismus begehen. Auf die Straße Volk! Auf in den Kampf am 9. März!"