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Venezuela
Kräftemessen auf den Straßen von Caracas

In der venezolanischen Hauptstadt Caracas sind über eine Million Demonstranten gegen Präsident Nicolas Maduro auf die Straße gegangen. Aber auch die Anhänger der Regierung machten mobil. Die Opposition hat bereits weitere Proteste angekündigt, um ein baldiges Referendum gegen Maduro zu erzwingen.

Von Anne-Katrin Mellmann |
    Teilnehmer einer Demonstration gegen Venezuelas Präsident Maduro mit einer venezolanischen Flagge.
    Venezuelas Opposition will ein rasches Referendum gegen Maduro erzwingen. (imago/Xinhua)
    Noch nie konnte die venezolanische Opposition so viele Menschen mobilisieren: Hunderttausende füllten die Straßen der Hauptstadt Caracas. Die Mehrheit sollte sichtbar sein, der Druck hoch. Die Menschen forderten ein Abwahlreferendum gegen Präsident Maduro noch in diesem Jahr, damit es einen Politikwechsel geben kann. Im nächsten Jahr wäre es zu spät dafür. Sie haben Misswirtschaft, Mangel und Unsicherheit satt, zugleich aber auch keine Illusionen:
    Elena: "Wenn es ein Referendum gibt, ist mit diesem Regime endlich Schluss. Allerdings erwarte ich von einer neuen Regierung auch keine Wunder. Das Land ist moralisch und wirtschaftlich zerstört. Ein Politikwechsel würde aber wenigstens die Hoffnung wecken, dass wir wieder vorwärtskommen. Mit dieser Regierung geht es weiter abwärts."
    Viele Venezolaner hungern
    Die Wirtschaftskrise hat sich so sehr verschärft, dass viele Venezolaner hungern. Grundnahrungsmittel sind knapp, lebenswichtige Medikamente ebenso. Protest der Opposition und Gegendemonstration der Regierungsanhänger wurden ein weitgehend friedliches Kräftemessen. Erst nach der Veranstaltung warfen einige maskierte Jugendliche Steine auf Polizisten, die mit Tränengas antworteten. Während der Demo blieben beide Seiten in ihren Stadtvierteln. Eine unsichtbare Grenze in Caracas trennt die polarisierten gesellschaftlichen Lager. Eine sachliche Debatte zwischen beiden scheint nach wie vor unmöglich: Die Opposition will die Regierung unbedingt abwählen, die wiederum kriminalisierte den Massenprotest. Präsident Maduro sprach vor seinen Anhängern von einem Putsch, den er jedoch verhindert habe.
    "Heute hat der Frieden triumphiert. Aber es gibt noch Hinterhalte. Wir sind auf der Suche nach den Kriminellen. Es sind Faschisten. Sie wollten das Volk massakrieren lassen. Chávez hat mir eine eiserne Faust gegeben. Niemand soll sich in mir täuschen: Ich bin ich zu allem bereit, um Volk und Vaterland zu verteidigen."
    Der Präsident regiert zunehmend per Dekret
    Der Opposition drohte der Präsident, der zunehmend per Dekret regiert: Er werde die Immunität ihrer Parlamentsabgeordneten aufheben. Den oppositionellen Parlamentspräsidenten nannte er einen Zombie und Teufel.
    Die Regierung wird sich dem Druck der Opposition auch nach dem Massenprotest nicht beugen, sondern weiter versuchen, das Abwahlreferendum zu verhindern. Fände es noch in diesem Jahr statt, dürfte Maduro unterliegen und es müsste neu gewählt werden.
    Dennoch war der 1. September ein Triumph für die Opposition: Seit den Protesten von 2014 mit mehr als 40 Toten war ihr keine nennenswerte Mobilisierung mehr gelungen. Sie hofft, dass dies der Anfang einer Serie von Massenprotesten war.