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Venezuela
Stromausfall bringt öffentliches Leben zum Erliegen

Ein Stromausfall legt derzeit weite Teile Venezuelas lahm. Die politischen Kontrahenten im dem krisengeschüttelten Land machen sich gegenseitig für die Lage verantwortlich. Machthaber Nicolás Maduro spricht von Sabotage.

Von Birkhard Birke |
Journalisten blicken auf ihre Smartphones, während Venezuelas Hauptstadt Caracas im Dunkeln liegt
Nach einem Stromausfall liegt Venezuelas Hauptstadt Caracas im Dunkeln (AFP/Matias Delacroix)
Zur Mitternacht ist Venezuelas Hauptstadt Caracas stockduster. Nur Gebäude mit einer eigenen Stromversorgung sind ein wenig beleuchtet. In der Stadt, die eine der höchsten Kriminalitätsraten der Welt hat, ist das Leben zum Erliegen gekommen.
Um kurz vor 17 Uhr Ortszeit fiel der Strom aus. Bei einer Hyperinflation von fast zwei Millionen Prozent zahlt man nur noch mit Kredit- oder Debitkarten. Restaurants konnten nicht mehr abrechnen, Geschäfte mussten schließen, die Metro ist ausgefallen. Der Ausfall der Stromversorgung hat auch dafür gesorgt, dass das Handynetz zusammengebrochen ist.
Die Regierung nutzte die Zustände, um von Sabotage durch "die Rechte im Land" und durch "die Imperialisten" zu sprechen. Auf das Kraftwerk Guri sei ein Anschlag verübt worden.
Das Land verfällt
Es ist bekannt, dass das Stromnetz in Venezuela marode ist. Das ganze Land liegt praktisch in Ruinen. Außerhalb von Caracas sind die Straßen voller Schlaglöcher, die Infrastruktur wurde seit Jahren nicht mehr gepflegt. Man sieht, wie das Land durch die Misswirtschaft verfällt. Zudem ist in den letzten Monaten der Sanktionsdruck der USA zu spüren.
Auch das Benzin könnte knapp werden – in einem der erdölreichsten Länder der Welt. Einerseits fehlen die Dünnemittel, um das dickflüssige Erdöl in die Raffinerien zu bringen. Andererseits wurde ein Großteil des Benzins importiert.
Man sollte trotzdem nicht davon ausgehen, dass die Regierung fällt, wenn die Notlage bei der Versorgung noch größer wird. Im Gegenteil: Man hat den Eindruck, dass Nicolás Maduro entschlossener denn je ist, an der Macht festzuhalten.
Maduro hat zum Weltfrauentag die Sozialistinnen aufgerufen, am Plaza Simón Bolívar zu marschieren. Der selbsterklärte Übergangspräsident Juan Guaidó hat seine Anhängerinnen ebenfalls aufgerufen, sich an einem anderen Ort der Stadt zu versammeln. Die große Frage ist: Wie gut können die beiden Kontrahenten ihre Gegner angesichts des Verkehrschaos' überhaupt mobilisieren.