Archiv


Ver.di-Warnstreik legt Lufthansa lahm

Bei der Lufthansa hat ein Warnstreik der Gewerkschaft Ver.di den Flugbetrieb am Montag fast komplett lahmgelegt. 12.000 Beschäftigte am Boden legten die Arbeit nieder. Deutschlands größte Fluggesellschaft strich deshalb fast alle ihrer knapp 1800 geplanten Flüge - eine Tariflösung lässt auf sich warten.

Von Michael Braun |
    Die Streikfolgen werden auch morgen noch spürbar sein. Weil heute nicht geflogen wurde, stehen viele Maschinen nicht dort, wo sie planmäßig stehen sollten. Der eintägige Warnstreik bei der Lufthansa wirkt also fort. Er sorgte auf allen deutschen Flughäfen für gähnende Leere. Nur 30 von mehr als 1.700 geplanten Flügen konnte die Lufthansa heute anbieten. Nachdem die Gewerkschaft Ver.di zu einem landesweiten Warnstreik aufgerufen hatte, hatte die Lufthansa die meisten Flüge abgesagt. Personalvorstand Stefan Lauer war sauer:

    "Wir haben 150.000 Passagiere, die wir nicht befördern können. Wir haben einen nachhaltigen, auch Imageschaden. Mittlerweile sind wir Betroffene von diversen Streiks diverser Gewerkschaften. Das ist ein unerträglicher Zustand."

    Gespräche mit dem Streikgegner gab es heute nicht, und wenn, dann nur über das Allernötigste. Ver.di-Sprecher Gerold Schaub:

    "Im Moment ist kein Kontakt bis auf die, sag ich mal: notwendigen Gespräche, die man wegen Notdienstvereinbarungen und anderer Sachen natürlich macht."

    Bei 30 Milliarden Euro Jahresumsatz bei der Lufthansa lässt sich überschlagen, dass ein Streiktag für eine operative Belastung in zweistelliger Millionenhöhe sorgt. Verkraftbar, aber dennoch viel Geld, meint Michael Gierse von Union Invest:

    "Es gibt Schätzungen zwischen 20 und 40 Millionen Euro operativen Verlust für das Unternehmen. Das sind ungefähr die Schätzungen, auch Erfahrungswerte aus der Vergangenheit, wenn ein ganzer Tag gestreikt wird."


    Ob dies der letzte Streiktag gewesen sein wird, ist noch offen. Ver.di fordert im Tarifkonflikt mit Lufthansa 5,2 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Außerdem sollen rund 33.000 Technikern und Serviceleuten die Arbeitsplätze garantiert werden. Die Lufthansa hatte vorige Woche immerhin mal ein Angebot vorgelegt: Es differenziert stark nach Geschäftsfeldern und macht mehr Lohn zum Teil vom Geschäftsverlauf abhängig. Analysten, die in erster Linie auf den Gewinn achten, verstehen die Lufthansa, weil sie ihre betriebswirtschaftlichen Nöte verstehen. Jochen Rothenbacher von der Equinet-Bank:

    ""Die externen Probleme sind groß. Das hat Auswirkungen auf die internen Strukturen. Das heißt: Aufgrund externer Probleme muss die Lufthansa an ihren internen Strukturen arbeiten. Das tut sie. Aber das ist leider auch ein schmerzhafter Prozess."

    Bedrängt wird die Lufthansa etwa von staatlich gestützten Fluggesellschaften aus der Türkei oder dem Nahen Osten wie Emirates oder Ethihad Airways. Die machen ihr die lukrativen Fernflüge abspenstig. Und in Europa lebt die Konkurrenz der Billigflieger. Hinzu kommt, dass die Lufthansa – siehe British Midland - teure Übernahmen und Trennungen von Übernahmen verkraften muss. Deswegen muss das Geld aus dem laufenden Betrieb herausgespart werden, was die Lufthansa braucht, um neue Flugzeuge zu kaufen. Die können sparsamer mit dem teuren Kerosin umgehen. Dazu wäre eine Gewinnmarge von fünf bis sieben Prozent nötig. Die aber, so Michael Gierse von Union Invest, sei nicht in Sicht:

    "So liegt der operative Gewinn heute in der Passage nur noch bei 1,6 Prozent. Das ist viel zu wenig. Sonst ist das langfristige Überleben dieser Gesellschaften nicht zu sichern."

    Die nächsten Verhandlungen zwischen den Tarifparteien sind auf den 29. und 30. April festgesetzt.

    Mehr zum Thema:

    Ver.di streikt, Triebwerk schweigt