Archiv


Veralberung der Bananenrepublik

Max Uthoff gilt als der neue Senkrechtstarter des politischen Kabaretts. Er spricht über seinen persönlichen Klassiker, den Woody-Allen-Film "Bananas".

Von Achim Hahn |
    BANANAS: Hallo liebe Freunde! Wir befinden uns heute mit dem Sportspiegel in der kleinen Republik San Marcos. Wir sind stolz, Ihnen diesmal live das jährliche Attentat zeigen zu können. Sie werden miterleben, wie man den Präsidenten dieses lateinamerikanischen Staates abwählt und eine andere Militärjunta die Macht übernimmt. Um mich herum herrscht freudige Erwartung. Wir nähern uns dem Höhepunkt.

    Max Uthoff: "Mein Name ist Max Uthoff, ich bin Kabarettist, und mein Klassiker ist "Bananas" von Woody Allen."

    Musik.

    Max Uthoff: "Ein Film, von dem er übrigens selbst gesagt hat, es sei sein Angebot als Klassiker. Und der noch aus der Phase stammt, in der Woody Allen hauptsächlich sozusagen sich als Komiker verstanden hat. Und ich glaube, noch bevor ihn der Bergamm-Virus erwischt hat."

    Ich ewiger Verlierer verliere sogar den Schutzpatron aller Verlierer, den heiligen Antonius.

    Max Uthoff: "Bananas handelt von Fielding Mellish, einem amerikanischen Produktetester, gespielt von Woody Allen."

    Maschinen haben was gegen mich. Ich sollte mir einen Job suchen, zu dem ich wenigstens begabt bin: zum Beispiel als Zuchtbulle in einem künstlichen Befruchtungslabor. Tag für Tag dieselbe Leier.

    Ja mein Gott, dieses arme kleine Würstchen, das er gerne verkörpert, träumt davon bei einer schönen Frau zu landen. Klappt natürlich nie.

    Gerald: - Was kostet eigentlich nen Orgasmus? Wenn Sie's mir gleich einpacken?!
    - Was?
    - Nen Orgasmus! Der Mann hier will einen haben. Was kostet sowas?
    Ich schreibe nämlich eine soziologische Studie über Perversion. Im Augenblick bin ich bei Unzucht mit Maultieren.


    Max Uthoff: "Und irgendwann bekommt er Besuch an seiner Haustür von einer Frau, die er toll findet, weil sie zunächst mal da ist und es ist ne Frau - das reicht schon mal."

    Ich sammle Unterschriften für eine Petition, um unsere Regierung aufzufordern, die Beziehungen zu San Marcos abzubrechen.

    Max Uthoff: "Und eigentlich, weil er nur scharf auf die Braut ist, macht er dann mit. Und um sie mächtig zu beeindrucken, gelangt er selbst in die Bananenrepublik und wird dann in die Wirren der Revolution reingezogen und wird dann auf sehr alberne Art und Weise plötzlich Anführer der Rebellen, ohne überhaupt Ahnung zu haben, worum's da eigentlich geht. Und er merkt auch, es sielt auch keine Rolle. Also letztlich interessiert's ihn auch gar nicht. Und er möchte eigentlich nur wieder raus - und schon diese Szene in dem Camp, in dem er da Nahrung beschaffen muss für die Kämpfer…"

    - 300 Thunfischsandwiches und 200 mit Schinken.
    - Möchten Sie den Käse auf Schwarzbrot?
    - 490 auf Schwarzbrot. Und geben Sie mir 110 auf Vollkornbrot und 300 auf Weißbrot.
    - Hernandes wollte einen Rollmops.
    - Und einen Rollmops.


    Max Uthoff: "Zwischendurch kommen alberne One-Liner, wunderbar, wie er auf die Idee gekommen ist, zwischendurch einfach so einen Nachrichtensprecher 2,3 Gags einzubauen zu lassen, die an sich schon großartig sind, wie der Nachrichtensprecher eine Nachricht verkauft, nachdem er eine Nachricht abgehandelt hat, sagt er: "Nun New York"."

    Die New Yorker Kanalarbeiter streiken für parfümiert riechende Abwässer und die Vereinigung der Waffenhändler erklärt den Tod für eine gute Sache.

    Max Uthoff: "Es sind einfach viele Dinge, die sehr schön sind. Auch, wie er ja immer keinen Respekt kennt vor religiösen Sonderheiten und diese wunderbare Szene, wo er einen Traum hat."

    Es war Vollmond, und ich war Fielding Mellish-Superstar.

    Max Uthoff: "Er sozusagen als neuer Jesus gekreuzigt ist, durch die Straßen getragen und dann kommt aber eine andere Prozession, die einen anderen Jesus auch durch die Strasen trägt und es kommt zu einem Gerangel. Und dann versuchen beide sozusagen in einen Parkplatz einzuscheren mit den Gekreuzigten, die sie haben. Also, es ist sehr sehr lustig."

    Schüsse.

    Max Uthoff: "Ich kann das nur jedem ans Herz legen, weil er eine wunderbare Mischung hat aus völligen Albernheiten, die sehr komisch sind, gleichzeitig Gesellschaftssatire ist, die natürlich heute nicht mehr so am Schirm, aber damals war die ganze Existenz von Bananenrepubliken, in denen lächerliche Militärregimes alberne und brutale Gesellschaftsunterdrückung betrieben haben, wunderbar veräppelt."

    Mr. Melish ist aus dem Grunde ein Landesverräter, weil seine Meinung entscheidend abweicht von der Meinung des Präsidenten - und von den anderen, die das Geld haben. Ich finde, unterschiedliche Meinungen sollte es schon geben, aber wenn sie wie hier zu stark abweichen, dann vergeht man sich an der Freiheit Amerikas.

    Schlussmusik.

    Max Uthoff: "Eine sehr, sehr gelungene Mischung."