Er habe "definitiv durchgeatmet, weil die Vorrunde für uns organisatorisch sehr erfolgreich gelaufen ist", sagte Markus Stenger, Geschäftsführer der DFB Euro GmbH und Veranstaltungsleiter des Münchner EM-Stadions, im Dlf-Gespräch.
Kein Verständnis für Greenpeace-Aktion
Für den Vorfall mit dem Greenpeace-Gleitschirmflieger beim ersten Spiel der deutschen Mannschaft gegen Frankreich habe man eine "super Basis" für die Zusammenarbeit mit den Behörden und der Polizei gehabt. Es seien im Vorfeld Vorfälle wie Aktionen von Aktivisten simuliert worden. In der realen Situation habe man zeitnah einen Koordinierungskreis mit allen Behörden zusammengerufen. Letztendlich hätten alle viel Glück gehabt, dass bei der Notlandung des Akivisten nicht mehr passiert sei: "Ich habe für solche Aktionen, die mit einem hohen Risiko verbunden sind, überhaupt kein Verständnis."
Bei der Frage danach, ob die Möglichkeit eines Terroranschlags zuletzt vernachlässigt worden sei, antwortete Stenger mit einem Verweis auf die umfangreiche Erfahrung der Münchner Polizeibehörde: "Die Terrorgefahr hat man schon immer realistisch eingeschätzt, aber es wird immer ein Restrisiko bleiben."
Regenbogen-Debatte: Das erlaubt, was ging
Die Debatte rund um eine mögliche Beleuchtung des Stadions in Regenbogenfarben sieht Stenger pragmatisch: "'Wir setzen letztendlich operativ die Dinge um, die entschieden werden." Deshalb habe man das Stadion so beleuchtet, wie mit der Uefa abgestimmt. Gleichzeitig seien den Aktivisten-Gruppen aber Aktionen wie das Verteilen von Fähnchen in Regenbogenfarben erlaubt worden. "Rein inhaltlich gibt es ja für eine offene, liberale Gesellschaft keine zwei Meinungen, darf es keine zwei Meinungen geben", so Stenger mit Blick auf die Forderung nach Gleichberechtigung für Homo- und Transsexuelle. Das Anliegen habe im Ergebnis eine große Öffentlichkeit bekommen.
Ungarische Fans seien eng begleitet worden
Die Vorkommnisse beim letzten Spiel im ungarischen Block hält Stenger auch im Nachhinein für beherrschbar: "Es gab nie das Gefühl, dass da etwas entgleitet." Ein Teil der ungarischen Fans hatte im Laufe des Spiels die Plätze verlassen uns sich ohne Abstand zu einem Block versammelt. Außerdem wurde ein homo- und transfeindliches Plakat gezeigt und "Deutschland, Deutschland, homosexuell" gerufen. Die Uefa ermittelt inzwischen wegen möglichen Fehlverhaltens. Eine Fangruppe trat bei den ungarischen Spielen besonders in Erscheinung: die "Carpathian Brigade". Sie ist eine der einflussreichsten Gruppen in Ungarn und gilt unter Experten als paramilitärische Gruppierung, die vorrangig aus Neonazis besteht.
"Dass die ungarischen Fans ein gewisses Klientel mit sich bringen, das war allen bekannt", betonte Stenger. Die Fans seien von der Abreise in Ungarn bis zum Spiel eng begleitet worden. Außerdem hätten sich im Stadion die Organisatoren vor Ort, die Polizei und die UEFA eng abgesprochen.
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