Nationalsozialismus
Verband der Geschichtslehrer: Wissen über Holocaust schwindet

Viele Kinder und Jugendliche wissen nach Einschätzung des Verbandes der Geschichtslehrer kaum noch etwas über den Nationalsozialismus. Dass die letzten Zeitzeugen nach und nach stürben, sei bei der Vermittlung ein "reales Problem".

    Blick auf den Eingang zu einer Ausstellungshalle auf dem Gelände des Dokumentationszentrums Topographie des Terrors.
    Das Dokumentationszentrum "Topographie des Terrors" in Berlin (Archivbild) (picture alliance / dpa / Monika Skolimowska)
    80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs breche das Vorwissen darüber ein, stellte Niko Lamprecht, der Verbandsvorsitzende, in einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur fest. Schüler, die Klassiker wie "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" gelesen hätten, gebe es nur noch im Promille-Bereich.
    Um dem Unwissen entgegenzuwirken, fordert der Verband, die Fahrten zu NS-Gedenkstätten finanziell zu fördern - zum Beispiel in Form eines bundesweit einheitlichen Zuschusses. Da es immer weniger Zeitzeugen gebe, müsse man auch sogenannte Zweitzeugen in Schulen einladen: Kinder von Holocaust-Opfern oder Nazi-Funktionären. Dies habe eine stärkere Wirkung als die Vorführung von Video-Interviews, "weil es ein Mensch vor Ort ist, der unmittelbar erzählt und reagieren kann", sagte Lamprecht.
    Besonders schwierig sei die Vermittlung von Kenntnissen über den Holocaust seit dem Hamas-Angriff auf Israel im Oktober 2023. Damals habe die Zahl antisemitischer Einträge in sozialen Netzwerken stark zugenommen. "Gerade bei Kindern und Jugendlichen, deren Familie aus arabischen Staaten kommt, arbeiten wir oft gegen Windmühlenflügel", sagte Lamprecht. Israelfeindliche und antisemitische Narrative, die in etlichen Familien erzählt würden, seien sehr schwer aufzubrechen. "Aber man muss es versuchen", betonte Lamprecht.
    Diese Nachricht wurde am 14.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.