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Verbaute Zukunft
Zehn Jahre nach den Unruhen in den französischen Banlieues

27. Oktober 2005 in der Pariser Vorstadt Clichy-sous-Bois: Drei Jungen flüchten vor der Polizei. Sie haben nichts verbrochen, aber offensichtlich Angst vor einer Kontrolle. Nachdem sie die Absperrung eines Transformatorenhäuschens überwunden haben, werden sie dort von Stromschlägen getroffen. Zwei Jugendliche kommen ums Leben, der dritte Junge wird schwer verletzt.

Von Bettina Kaps |
    Ein Transparent vor dem Gerichtshof in Rennes ruft zur Unterstützung der Angehörigen der beiden 2005 in Clichy-sous-Bois gestorbenen Jugendlichen Bouna Traore und Zyed Benna auf.
    Ein Transparent vor dem Gerichtshof in Rennes ruft zur Unterstützung der Angehörigen der beiden 2005 in Clichy-sous-Bois gestorbenen Jugendlichen Bouna Traore und Zyed Benna auf. (dpa / picture alliance / EPA / Eddy Lemaistre)
    Der Vorfall in Clichy-sous-Bois ist der Zündfunke für Unruhen, wie sie Frankreich nie zuvor erlebt hat: In rund 300 Banlieues brennen Autos, Schulen und andere staatliche Einrichtungen - mehr als 3.800 Angriffe auf Polizei und Feuerwehr verzeichnet die offizielle Statistik. Jugendliche lassen ihrem Frust und ihrer Wut freien Lauf. Premierminister Dominique de Villepin ruft den Notstand aus. Die Regierung erklärt aber auch, sie habe die Botschaft verstanden und stellt einen "Marshall-Plan" für die lange vernachlässigten Vorstädte in Aussicht.
    Zehn Jahre später fällt die Bilanz dieser Hilfe gemischt aus. Rein äußerlich haben sich viele Banlieues gewandelt: Riesige Hochhäuser wurden gesprengt und durch freundliche kleine Wohneinheiten ersetzt. Aber die Armut ist geblieben, die Kluft zu den Stadtzentren hat sich sogar noch vertieft. Für viele Menschen in den Banlieues ist die Zukunft heute mehr denn je verbaut.
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