Türkei
Verbot von geplanten Kaiserschnitten in Privatkliniken - Gegenproteste angekündigt

Die türkische Regierung hat den Kaiserschnitt für Geburten in privaten Kliniken weitgehend untersagt. Eine entsprechende Anordnung, die im Amtsblatt veröffentlicht wurde, stieß bei Menschenrechtsgruppen und der Opposition auf massive Kritik. Für den Abend sind in Istanbul und Ankara erste Proteste gegen die neue Regelung angekündigt.

    Porträt von Recep Tayyip Erdogan, der ein weißes Hemd, eine rote Krawatte und ein schwarzes Sakko trägt und an der Kamera vorbeischaut.
    Präsident Erdogan will das Bevölkerungswachstum stärken. (picture alliance / abaca / Europa Press / Diego Radames)
    Künftig dürfen Kaiserschnitte in den privaten Krankenhäuser nur noch in Notfällen durchgeführt werden. Das Gesundheitsministerium der islamisch-konservativen Regierung von Präsident Erdogan hatte vor einigen Monaten eine Kampagne gegen Kaiserschnitte gestartet. Ziel sei, normale Geburten zu fördern und das Bevölkerungswachstum auf einem nachhaltigen Niveau zu halten. Hintergrund ist, dass Frauen nach einer vaginalen Geburt schneller wieder schwanger werden können.

    Kritik von Ärztekammer

    Die türkische Ärztekammer TTB kritisierte die Maßnahme: Die Regierung versuche, mit aller Härte das Bevölkerungswachstum anzutreiben und übe massiven Druck auf Frauen aus, sagte die Ärztin und TTB-Mitglied Aysegül Ates Tarla. Zudem würde der Eindruck erweckt, Frauen entschieden sich leichtfertig für einen Kaiserschnitt. Private Gesundheitszentren sind landesweite, aber vor allem in Städten verbreitete kleinere Kliniken.

    Werbeaktion in Fußball-Stadion

    Eine Werbeaktion des Gesundheitsministeriums bei einem Spiel in der ersten türkischen Fußballliga heizte die Debatte am Wochenende weiter an. Spieler des Vereins Sivasspor liefen mit einem riesigen Transparent mit der Aufschrift "Natürliche Geburt ist natürlich" auf den Platz.
    Die Vize-Chefin der größten Oppositionspartei CHP, Gökce Gökcen, reagierte mit Unverständnis: "Männliche Fußballspieler sagen Frauen, wie sie gebären sollen", schrieb sie im Onlinedienst X. "Lasst die Finger von den Körpern der Frauen."
    Diese Nachricht wurde am 22.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.