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Verbraucher tappt im Dunkeln

Aus Süd- und Nordamerika importierte Genpflanzen enden in Deutschland meist im Futtertrog. Seit April 2004 ist die Kennzeichnungsverordnung in Kraft, und so kann der Landwirt erkennen, ob das Futtermittel aus gentechnisch verändertem Saatgut besteht. Für Verbraucher bleibt es allerdings nach wie vor unklar, ob bei der Produktion von Fleisch, Milch und Eiern gentechnisch veränderte Pflanzen verwendet wurden. Der Deutschen Raiffeisen-Verband plädiert für eine klare Information.

Von Dieter Nürnberger | 27.04.2006
    Die Position des Deutschen Raiffeisen-Verbandes ist hier ähnlich der des Deutschen Bauernverbandes. Man betont, dass man der Nutzung dieser ja sehr umstrittenen Grünen Gentechnik "ideologiefrei gegenüberstehe". Man möchte eine sachliche, auch auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierende Diskussion. Aber ganz klar: Im Vordergrund steht, dass der Raiffeisen-Verband die Akzeptanz dieser Technik verbessern will, sie auch in Deutschland vermehrt nutzen möchte. Und der Schlüsselbegriff heißt hier: gute fachliche Praxis. Es müsse Wahlfreiheit bestehen, das heißt auch, dass eine entsprechende Kennzeichnung für den Verbraucher gewährleistet sein muss. Und bei einem Hauptproblem, nämlich einer möglichen Verunreinigung durch Nachbarfelder von Nutzern und Nichtnutzern der Grünen Gentechnik möchte der Präsident des Raiffeisen-Verbandes, Manfred Nüssel, Folgendes erreichen:

    "Die Abstände, die notwendig sind, um tatsächlich die Flächen von Bio- und auch konventionellen Landwirten hier nicht zu verunreinigen, müssen gefunden werden. Und sie müssen dann auch eingehalten werden. Das kann dann durchaus auch dazu führen, dass in bestimmten Regionen in Deutschland auf Grund der Agrarstruktur ein Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen nicht möglich ist, aber weite Teile beispielsweise in Ostdeutschland durchaus dafür geeignet sind. Wir brauchen mehr Wahrheit und Klarheit in dieser Diskussion. Und dort, wo es praktikabel ist, auch zulassen."

    Das heißt dann auch, dass man die Bundesregierung auffordert, hier eine bestehende Überregulierung in Deutschland beim Anbau dieser Grünen Gentechnik zurückzufahren, zugunsten eben einer praxisorientierten Lösung. Und wenn es doch einmal zu solchen Verunreinigungen käme - durch Pollenflug etwa - dann sollte eine Art allgemeiner Entschädigungsfonds greifen.

    Die Branche befindet sich derzeit ja in der Strukturanpassung. Die größere EU fordert hier ihren Tribut, aber eben auch neue Betätigungsfelder. Stichwort: Energiewirt. Hier wurden bei den Erneuerbaren Energien deutliche Zuwächse verzeichnet. Ein Schwerpunkt liegt beim Biodiesel, man hat hier investiert in den vergangenen Jahren, doch nun sollen ja reine Biokraftstoffe versteuert werden. Das passiere mitten in einem laufenden Prozess, man lehnt dies ab, zeigt sich aber kompromissbereit.

    "Wir sind überrascht, dass man im August bereits die Versteuerung von Biodiesel und -öl vornehmen möchte, gleichzeitig auch ankündigt, dass im Januar ein Beimischungszwang vorgesehen ist. Wir haben in diesem Sektor sehr viel investiert, es wird jetzt aber wirklich Zeit für klare Rahmenbedingungen. Denn Zukunftsinvestitionen müssen planbar sein. Der Bundesrat hat hier einige Vorschläge gemacht, und auf dieser Basis gehe ich davon aus, dass wir gemeinsam diese Entwicklung erfolgreich weiterführen können."

    Der Raiffeisen-Verband hofft hierbei auf einen vielleicht doch geringeren Steuersatz, um die negativen Auswirkungen der Besteuerung auf diesen Innovationsprozess in der Landwirtschaft etwas abzufedern. Denn dies sei derzeit ein wahres Wachstumssegment im Markt, und auch deshalb fällt die Bilanz des Verbandes für 2005 recht zufrieden stellend aus. Noch einmal Präsident Manfred Nüssel:

    "Wir haben zwei Prozent Zuwachs, wir haben ein Gesamtergebnis von 37,1 Milliarden Euro erreicht. Dies gibt uns die Möglichkeit Zukunftsinvestitionen zu tätigen. Und gerade dort, wo wir Kernkompetenzen haben, in der Verarbeitung und der Vermarktung, gelingt es uns, weitere Investitionen zu tätigen, um zukunftssicher zu sein. Wir haben natürlich besondere Ergebnisse im Energiesektor, die dann auch schwierigere Ergebnisse etwa im Getreidemarkt ausgeglichen haben. Das ist auch die Ursache für ein ausgeglichenes Ergebnis."

    Und auch für 2006 sieht der Verband insgesamt positive Tendenzen. Und trotz eines ständigen Anpassungsdrucks durch die Weltmärkte vertraut man etwas auf den sich abzeichnenden Aufschwung der Gesamtwirtschaft in Deutschland.