Benjamin Hammer: Georg Ehring aus unserer Umwelt- und Verbraucherredaktion, was steht da drin?
Georg Ehring: Eine weitere Einschränkung und bessere Kontrolle des Antibiotika-Einsatzes in der Tierhaltung wird darin vorgeschrieben. Die Behörden der Bundesländer bekommen mehr Zugriff auf die Abgabemengen von Antibiotika, Tierärzte müssen ihre Daten auf Anforderung übermitteln und bei Antibiotika, die in der Humanmedizin, also beim Menschen, wichtig sind, wird die Möglichkeit zur Umwidmung, also Anwendung bei Tieren, eingeschränkt. Tierärzte dürfen nicht mehr von den Bestimmungen der Packungsbeilage abweichen, wenn sie Antibiotika einsetzen - und der Zeitraum vor der Schlachtung, in dem Antibiotikaeinsatz besonders dokumentiert werden muss, wird verlängert.
Außerdem ist geplant: Eine bessere Datensammlung - Mitte des Jahres soll es erstmals genaue Daten über Tierarznei-Mengen geben und darüber, wo sie eingesetzt worden sind, also in welchen Regionen - so etwas gibt es erstaunlicherweise bisher nicht.
Hammer: Gehen wir zunächst einen Schritt zurück: Was sind die Risiken antibiotikaresistenten Bakterien im Fleisch?
Ehring: Der weitverbreitete Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft sorgt dafür, dass resistente Keime einfach einen Überlebensvorteil bekommen. Je mehr Krankheitserreger gegen Antibiotika unempfindlich sind, desto wahrscheinlicher wird es dann, dass sie irgendwann auch mit dem Menschen in Kontakt kommen - und, wenn sie krank werden, dann wirken Antibiotika nicht mehr, und das kann vor allem bei geschwächten Personen Probleme machen, Menschen können sogar daran sterben.
Antibiotikaresistente Keime sind ein Problem vor allem im Krankenhaus, wo sich solche Keime ausbreiten, die gegen immer mehr Medikamente gleichzeitig immun sind - weil sich hier naturgemäß viele kranke Menschen, zum Beispiel frisch Operierte, aufhalten, kann das gefährlich werden. Resistente Keime gibt es nicht nur bei Tieren, aber eben auch dort und je weiter sie sich verbreiten, desto eher finden sie auch den Weg ins Krankenhaus oder in den Haushalt von immungeschwächten Personen, die dann nicht mehr mit den richtigen Antibiotika behandelt werden können.
Hammer: Jetzt sprechen Sie vor der Übertragung vom Tier auf den Menschen: Wie schützt man sich vor den Bakterien?
Ehring: Als Privatmensch in der Küche können Sie sich ganz einfach schützen: Bakterien sterben ab, wenn das Fleisch erhitzt wird, also gut durchbraten und auf Mettbrötchen und ähnliche Speisen mit rohem Fleisch verzichten, wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen. Wichtig außerdem gute Hygiene - zum Beispiel Hände und Salat gut waschen und man sollte natürlich vermeiden, das Schneidebrett, auf dem das Fleisch kleingeschnitten wurde, hinterher für den Salat zu benutzen oder, wenn es denn sein muss, hinterher dann gründlich waschen.
Hammer: Herr Ehring, das Problem ist seit Langem bekannt, trotzdem fiel der Test des BUND sehr schlecht aus. Warum soll sich ausgerechnet jetzt etwas ändern?
Ehring:Es ist die Frage, ob sich jetzt wirklich was ändert: Der flächendeckender Einsatz von Antibiotika-Einsatz schon bisher verboten, jetzt sollen die Vorschriften verschärft und Kontrollbefugnisse verbessert werden. Kontrolle ist in der Tat sicher das Entscheidende. Die Befugnisse werden größer, man wird abwarten müssen, ob jetzt auch mehr kontrolliert wird - das ist vielleicht auch eine Personalfrage.
Zustimmung zum Plan der Ministerin kommt vom Bauernverband, Sprecher Michael Lohse sagte das entspreche gemeinsamer Strategie von Bauern und Ministerium - man müsse erforschen, warum einzelne Betriebe mehr Antibiotika einsetzen als andere, das könne mit den Haltungsbedingungen und Erfahrung der Halter zusammenhängen und da sei eine Minimierungsstrategie wirklich erforderlich.
Reinhild Benning vom BUND, der gestern die Untersuchung von Hähnchenfleisch vorgelegt hatte, äußerte sich heute dagegen enttäuscht über den Gesetzentwurf: Anders als bei Nachbarn wie in den Niederlanden, in Frankreich und in Dänemark ringe sich Deutschland nicht zu Verbot von Antibiotika in der Tiermast durch, nur zu weiterer Einschränkung. Ziele wären nötig - also etwa Halbierung der Mengen bis zu bestimmtem Jahr und das sei in dem Gesetzentwurf immer noch zu weich formuliert.
Es gibt ein Problem: Tierkrankheiten verbreiten sich in Riesenställen bei Massentierhaltung auf engstem Raum - und gerade die Massentierhaltung breitet sich durch den enormen Kostendruck in der Landwirtschaft immer weiter aus. Ministerin Aigner will Investitionsförderung bei besonders tiergerechten Haltungsformen verbessern, auch das heute angekündigt. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung, aber die Züchter gehen mit ziemlichem Schwung in die entgegengesetzte Richtung.
Georg Ehring: Eine weitere Einschränkung und bessere Kontrolle des Antibiotika-Einsatzes in der Tierhaltung wird darin vorgeschrieben. Die Behörden der Bundesländer bekommen mehr Zugriff auf die Abgabemengen von Antibiotika, Tierärzte müssen ihre Daten auf Anforderung übermitteln und bei Antibiotika, die in der Humanmedizin, also beim Menschen, wichtig sind, wird die Möglichkeit zur Umwidmung, also Anwendung bei Tieren, eingeschränkt. Tierärzte dürfen nicht mehr von den Bestimmungen der Packungsbeilage abweichen, wenn sie Antibiotika einsetzen - und der Zeitraum vor der Schlachtung, in dem Antibiotikaeinsatz besonders dokumentiert werden muss, wird verlängert.
Außerdem ist geplant: Eine bessere Datensammlung - Mitte des Jahres soll es erstmals genaue Daten über Tierarznei-Mengen geben und darüber, wo sie eingesetzt worden sind, also in welchen Regionen - so etwas gibt es erstaunlicherweise bisher nicht.
Hammer: Gehen wir zunächst einen Schritt zurück: Was sind die Risiken antibiotikaresistenten Bakterien im Fleisch?
Ehring: Der weitverbreitete Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft sorgt dafür, dass resistente Keime einfach einen Überlebensvorteil bekommen. Je mehr Krankheitserreger gegen Antibiotika unempfindlich sind, desto wahrscheinlicher wird es dann, dass sie irgendwann auch mit dem Menschen in Kontakt kommen - und, wenn sie krank werden, dann wirken Antibiotika nicht mehr, und das kann vor allem bei geschwächten Personen Probleme machen, Menschen können sogar daran sterben.
Antibiotikaresistente Keime sind ein Problem vor allem im Krankenhaus, wo sich solche Keime ausbreiten, die gegen immer mehr Medikamente gleichzeitig immun sind - weil sich hier naturgemäß viele kranke Menschen, zum Beispiel frisch Operierte, aufhalten, kann das gefährlich werden. Resistente Keime gibt es nicht nur bei Tieren, aber eben auch dort und je weiter sie sich verbreiten, desto eher finden sie auch den Weg ins Krankenhaus oder in den Haushalt von immungeschwächten Personen, die dann nicht mehr mit den richtigen Antibiotika behandelt werden können.
Hammer: Jetzt sprechen Sie vor der Übertragung vom Tier auf den Menschen: Wie schützt man sich vor den Bakterien?
Ehring: Als Privatmensch in der Küche können Sie sich ganz einfach schützen: Bakterien sterben ab, wenn das Fleisch erhitzt wird, also gut durchbraten und auf Mettbrötchen und ähnliche Speisen mit rohem Fleisch verzichten, wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen. Wichtig außerdem gute Hygiene - zum Beispiel Hände und Salat gut waschen und man sollte natürlich vermeiden, das Schneidebrett, auf dem das Fleisch kleingeschnitten wurde, hinterher für den Salat zu benutzen oder, wenn es denn sein muss, hinterher dann gründlich waschen.
Hammer: Herr Ehring, das Problem ist seit Langem bekannt, trotzdem fiel der Test des BUND sehr schlecht aus. Warum soll sich ausgerechnet jetzt etwas ändern?
Ehring:Es ist die Frage, ob sich jetzt wirklich was ändert: Der flächendeckender Einsatz von Antibiotika-Einsatz schon bisher verboten, jetzt sollen die Vorschriften verschärft und Kontrollbefugnisse verbessert werden. Kontrolle ist in der Tat sicher das Entscheidende. Die Befugnisse werden größer, man wird abwarten müssen, ob jetzt auch mehr kontrolliert wird - das ist vielleicht auch eine Personalfrage.
Zustimmung zum Plan der Ministerin kommt vom Bauernverband, Sprecher Michael Lohse sagte das entspreche gemeinsamer Strategie von Bauern und Ministerium - man müsse erforschen, warum einzelne Betriebe mehr Antibiotika einsetzen als andere, das könne mit den Haltungsbedingungen und Erfahrung der Halter zusammenhängen und da sei eine Minimierungsstrategie wirklich erforderlich.
Reinhild Benning vom BUND, der gestern die Untersuchung von Hähnchenfleisch vorgelegt hatte, äußerte sich heute dagegen enttäuscht über den Gesetzentwurf: Anders als bei Nachbarn wie in den Niederlanden, in Frankreich und in Dänemark ringe sich Deutschland nicht zu Verbot von Antibiotika in der Tiermast durch, nur zu weiterer Einschränkung. Ziele wären nötig - also etwa Halbierung der Mengen bis zu bestimmtem Jahr und das sei in dem Gesetzentwurf immer noch zu weich formuliert.
Es gibt ein Problem: Tierkrankheiten verbreiten sich in Riesenställen bei Massentierhaltung auf engstem Raum - und gerade die Massentierhaltung breitet sich durch den enormen Kostendruck in der Landwirtschaft immer weiter aus. Ministerin Aigner will Investitionsförderung bei besonders tiergerechten Haltungsformen verbessern, auch das heute angekündigt. Das wäre ein Schritt in die richtige Richtung, aber die Züchter gehen mit ziemlichem Schwung in die entgegengesetzte Richtung.