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Verbraucherpolitik
Die Stiftung Warentest wird 50

Weg vom kritiklosen Konsumenten, hin zum fordernden Verbraucher - so lautete die Devise, als der Bundestag vor 50 Jahren die Gründung der Stiftung Warentest beschloss. Seither hat sie über 90.000 Produkte getestet. Ihr Image ist nach wie vor gut. Allerdings sorgte zuletzt der "Schoko-Streit" für Schlagzeilen und Kritik.

Von Dieter Nürnberger | 16.09.2014
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    Ein schlechtes Urteil der Warentester kann für Firmen große Auswirkungen haben. (picture alliance / dpa / Jens Kalaene)
    "Die Bundesregierung hält es für erforderlich, das Preisbewusstsein der Verbraucher zu stärken. Sie wird deshalb die Einflussmöglichkeiten der Verbraucher auf die Preise und auf das Marktgeschehen verbessern. Der Bundesminister für Wirtschaft wurde beauftragt, möglichst bald die Errichtung einer Körperschaft für neutrale Warenteste zu veranlassen."
    Als Bundeskanzler Konrad Adenauer Anfang der 1960er-Jahre diese Worte im Deutschen Bundestag sprach, war die heiße Phase des Wirtschaftswunders fast schon vorüber. Die Regale waren längst wieder gefüllt, die Warenwelt immer vielseitiger geworden und nicht zuletzt hatten sich viele Bundesbürger einen zumindest bescheidenen Wohlstand erarbeitet. Die Industrieproduktion lief rund - somit war es wohl einfach an der Zeit, politisch auch die andere Seite der Wirtschaft - die Verbraucher - mehr als bisher in den Mittelpunkt zu rücken. Weg von der Rolle eines kritiklosen Konsumenten, hin zu einem modernen oder auch fordernden Verbraucher. Politisch war diese zugedachte neue Rolle nicht oder nicht mehr groß umstritten - auch Ludwig Erhard, der so oft gerühmte Vater des Wirtschaftswunders und als Minister für den Ordnungsrahmen der sozialen Marktwirtschaft maßgebend, setzte auf selbstbewusste Verbraucher.
    "Er soll wach sein. Er soll sich auf dem Markt nicht so benehmen wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Er soll sich nicht darüber ärgern, wenn irgendwo etwas teurer ist, er soll sich darüber freuen, dass es auch billigere Einkaufsmöglichkeiten gibt. Er soll wählen. Die, die es angeht, die sollen spüren, dass sie es nicht mehr mit einer fühllosen Masse zu tun haben, sondern mit bewusst gewordenen Verbrauchern."
    Verbraucherpolitik noch in den Kinderschuhen
    Eine Verbraucherpolitik, die diesen Namen auch verdiente, befand sich zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen. Wissen ist bekanntlich Macht - doch viel wussten die damaligen Konsumenten wohl eher nicht. Seit 1953 gab es zwar die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände als politische Interessenvertretung. Und 1961 hatte der Journalist und Verleger Waldemar Schweitzer beispielsweise die Konsumenten-Zeitschrift "DM" auf den Markt gebracht. Doch wurde stets auch etwas neidisch auf die USA geschaut - hier gab es schon länger die "Consumers Union", die mit vergleichenden Warenuntersuchungen Millionenauflagen erreichte. Als am 16. September 1964 die Bundesregierung die Gründung der Stiftung Warentest beschloss, wurde somit auch der Anschluss an eine internationale Entwicklung vollzogen. Ludwig Erhard war inzwischen Bundeskanzler geworden - und sein Nachfolger im Amt des Wirtschaftsministers war der CDU-Politiker Kurt Schmücker:
    "Das Wort staatliches Warentest-Institut ist nicht richtig. Denn es handelt sich um eine Stiftung privaten Rechts. Für die der Staat die Mittel aufbringt. Viel lieber wäre es mir gewesen, wenn die Verbraucher oder die Wirtschaftsorganisationen sich zu einer Stiftung zusammengefunden hätten. Allerdings hätte deren Kontinuität garantiert sein müssen."
    Die Gründung der Stiftung Warentest als Körperschaft für neutrale und vergleichende Warenuntersuchungen erfolgte im Dezember 1964. Seitdem hat sie in rund 5.400 Untersuchungen über 90.000 Produkte getestet:
    "Sein Hemd - kann man sich darin wohlfühlen? Ist das etwa weich und weiß?"
    "Frauengold sichert Dir Jugendfrische und Vitalität."
    "Palmolive verjüngt Ihr Gesicht."
    "Glücksklee - Jeder braucht ein kleines bisschen Glück.'"
    Unabhängige und vergleichende Untersuchungen
    Die Reklame in den Anfangsjahren vermittelte eine heile Welt. Die Wäsche war sauber und Kaffeesahne machte glücklich. Objektiv nachprüfbar waren solche Botschaften schon damals nicht - doch als die erste Publikation der Stiftung - die Zeitschrift Test - im Frühjahr 1966 auf den Markt kam, ging es los mit unabhängigen und vergleichenden Untersuchungen. Die Verbraucher konnten von nun an erfahren, welches Produkt wirklich gut und zudem vielleicht auch günstig war. Nähmaschinen und Handrührer waren zwei Themen der ersten Stunde.
    Bis heute finanziert sich die Stiftung Warentest überwiegend durch den Verkauf ihrer Publikationen. Diese sind anzeigenfrei. Und bis heute gibt der Staat der Stiftung Warentest eine finanzielle Unterstützung - jährlich 5,5 Millionen Euro. Gerd Billen ist Staatssekretär im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz. Er ist überzeugt, dass das Geld gut angelegt ist:
    "Weil ja entscheidend für die Glaubwürdigkeit einer solchen Testorganisation ihre finanzielle Unabhängigkeit ist. Und ein hohes Qualitätsbewusstsein bei der Durchführung von Tests. Beides ist bei Stiftung Warentest gewährleistet. Und den allergrößten Teil der Mittel erwirtschaftet die Stiftung ja selbständig. Sie muss ein Produkt entwickeln, das Produkt muss Käuferinnen und Käufer finden - und deswegen ist diese Art von Anschubfinanzierung immer auch eine Chance, dass die Stiftung hier die Unabhängigkeit hier auch weiter behalten kann."
    Gerd Billen ist so etwas wie der deutsche Verbraucherpolitiker par excellence. Der 59-Jährige saß schon im Verwaltungsrat der Stiftung Warentest, er war Leiter des Bereichs Umwelt- und Gesellschaftspolitik bei einem großen Versandhandels-Unternehmen und vor seinem Wechsel in die Regierung Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbandes, der Nachfolge-Organisation der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände, die Anfang der 1960er-Jahre übrigens gar nicht so begeistert von der Gründung der Stiftung Warentest war. Die AGV hätte damals selbst gern diese Arbeit übernommen. Doch das ist Schnee von gestern - Staatssekretär Billen betont heute lieber die Gemeinsamkeiten aller verbraucherpolitischen Akteure im Land, besonders auch, weil sich die Rolle des Verbrauchers heute durchaus schwieriger gestaltet, als noch vor Jahrzehnten:
    "Wir sind viel stärker für die eigene Altersvorsorge verantwortlich, wir müssen uns viel intensiver um die eigene Gesundheit kümmern. Also da, wo früher Versorgung war, sind heute Marktbeziehungen. Das hat das Themenspektrum verändert. Auch die Rolle hat sich verändert: Verbraucherinnen und Verbraucher haben ethische Überzeugungen - sie wollen zum Beispiel Informationen darüber haben, ob das Produkt durch Kinderarbeit hergestellt wurde. Werden Umweltbedingungen eingehalten? Etc."
    Stichwort CSR - Corporate Social Responsibility
    Die Stiftung Warentest passte sich der veränderten Rolle des Verbrauchers an. Seit 1974 werden auch Dienstleistungen, etwa von Versicherungen oder Banken, untersucht. Zu Beginn der 1990er-Jahre kam dann folgerichtig die zweite, monatlich herausgegebene Publikation "Finanztest" dazu. Und mit dem 40. Geburtstag im Jahr 2004 wagte sich die Stiftung mit der Einbeziehung von sozialen und vermehrt auch ökologischen Aspekten auf neues Terrain. Das Stichwort heißt CSR - Corporate Social Responsibility. Hierbei geht es um die Unternehmensverantwortung im gesellschaftlichen und sozialen Bereich. Es sind Zusatzinformationen, die in ausgewählten Untersuchungen neben den Produktbewertungen stehen. Beispielsweise, was über die Arbeitsbedingungen von Firmen bekannt ist, die etwa Mode in Asien oder Afrika kostengünstig herstellen lassen.
    CSR ist noch ein Nischenthema, es geht um Fragen, die die globalisierte Wirtschafts- und Warenwelt immer mehr aufwirft. Statistiken zeigen übrigens, dass sich die Favoriten der Leser im Laufe der Jahrzehnte gar nicht so geändert haben. Matratzentests oder Waschmaschinenuntersuchungen sind noch immer populär und steigern die Auflage. Wohl eine Anerkennung dafür, dass die Warentester stets normgerecht und mitunter sogar skurril penibel untersuchen lassen. Beispielweise die Leistung von Staubsaugern:
    "Es gibt dazu einen Norm-Prüfteppich, der auch eine ganz bestimmte Zusammensetzung hat. Es wird eine definierte Menge an Prüfsand aufgebracht. Es ist also Normensand, wie Sie hier auf dem Behälter sehen. Manche Tests auch mit richtigen Tierhaaren."
    Wo und mit wem hier gesprochen wurde, darf nicht verraten werden. Denn die Stiftung Warentest verzichtet bis heute auf eigene Prüflabors und beauftragt stattdessen unabhängige und anerkannte Institute mit den Untersuchungen. Auch beim Einkauf von künftigen Test-Produkten werden nicht die Hersteller um direkte Zusendung gebeten, sondern die Artikel werden anonym, ganz regulär im Handel erworben. Auch so unterscheidet man sich von vielen anderen Akteuren, die inzwischen auch Warenuntersuchungen anbieten. Bekanntester Konkurrent ist das Verbrauchermagazin "Öko-Test", welches Mitte der 1980er-Jahre zum ersten Mal erschien. Hier stehen jedoch vor allem Kriterien der Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit im Vordergrund. Nicht zu vergessen: Auch im Internet ist in den vergangenen Jahren die Zahl von Beratungs- oder Testportalen enorm angestiegen. Und noch etwas gehört zur Unterscheidung von der Konkurrenz: Die Publikationen der Stiftung Warentest sind stets werbefrei. Auch das bedeutet mehr Unabhängigkeit - in Konfliktfällen können Anzeigekunden nicht durch das Zurückziehen von Werbung Druck ausüben.
    Vier bis fünf Rechtsstreitigkeiten pro Jahr
    Pro Jahr muss die Berliner Verbraucherinstitution vier bis fünf Rechtsstreitigkeiten durchstehen. Weil Unternehmen die Bewertung ihrer Produkte nicht nachvollziehen können oder sie schlicht für falsch halten. Der aktuell letzte Fall, der vor Gericht landete, betrifft den Schokoladenhersteller "Ritter Sport". Im November 2013 - ausgerechnet kurz vor dem Weihnachtsgeschäft - stufte die Stiftung Warentest ein Produkt als "mangelhaft" ein, weil ein verarbeitetes Aroma falsch deklariert worden sei. Der Streit dreht sich darum, ob es sich um ein natürliches Aroma, wie der Hersteller behauptet, oder um ein künstlich hergestelltes, wie die Warentester sagen, handelt. Das Landgericht München verbot der Stiftung Warentest, "Ritter Sport" sozusagen als Etikettenschwindler zu bezeichnen. Diese ging in Berufung und scheiterte vergangene Woche erneut. Der Testbericht über die Vollmilch-Nuss-Schokolade muss weiterhin an mehreren Stellen geschwärzt bleiben. Eine herbe Schlappe für die Berliner Verbraucherinstitution, die nun überlegt, ein Hauptsacheverfahren anzustreben, auf der anderen Seite ließ "Ritter Sport" bislang offen, ob das Unternehmen Schadenersatz fordern soll. Der "Schoko-Streit" sorgte für viele Schlagzeilen, und erstmals gab es durchaus beißende Kritik an der Stiftung Warentest. Ist es gerechtfertigt, ein ansonsten "gut" benotetes Produkt aufgrund eines unterstellten Deklarationsfehlers in der Gesamtnote auf "mangelhaft" herabzustufen? Schürt die Stiftung Warentest unnötige Ängste bei Verbrauchern?
    Das Bild zeigt ein kleines Stück Voll-Nuss-Schokolade der Marke Ritter Sport. Es liegt auf einer Verpackung der Schokoladentafel.
    Im Rechtsstreit mit dem Schokoladen-Hersteller "Ritter Sport" erlitt die Stiftung Warentest zuletzt eine herbe Schlappe. (picture alliance / dpa)
    Hubert Primus, ist seit zwei Jahren Alleinvorstand der Verbraucherinstitution. Er sieht in der gegenwärtigen Auseinandersetzung auch eine neue Qualität von Kritik:
    "Da gab es wahrscheinlich auch ein unglückliches Zusammentreffen mit dem Skandal und der Krise beim ADAC. Und viele konnten doch der Versuchung nicht widerstehen, das alles zusammen zu rühren. Wir müssen unsere Arbeitsweise noch transparenter machen, nicht nur unsere Kriterien erläutern. Das tun wir ja in jedem Heft. Doch wie kommen wir zu einer Bewertung? - Hier müssen wir noch transparenter werden. Aber es ist schon richtig: Die Institution steht in der Kritik, und nicht nur dieser Test. Das müssen wir auch aushalten, und darauf müssen wir reagieren."
    Der Warentest-Chef hat angekündigt, im Schoko-Streit notfalls durch alle Instanzen gehen zu wollen. Er betont gerne, dass in den 50 Jahren seit Bestehen der Stiftung noch nie Schadenersatz gezahlt werden musste. Als die Stiftung Warentest gegründet wurde, war die Wirtschaft - also die Konsumgüterindustrie - nicht unbedingt begeistert. Niels Lau ist Abteilungsleiter für Wettbewerb, öffentliche Aufträge und Verbraucher beim Bundesverband der Deutschen Industrie, dem BDI.
    "Das stimmt insofern, als in der Rückschau festgestellt werden kann, dass die Wirtschaft und somit auch der BDI als ihr Spitzenverband zunächst der Auffassung war, dass es keiner Testinstitution bedarf, um die Qualität von Produkten am Markt zu beweisen. Oder auch den Verbraucher mehr Informationen zur Verfügung zu stellen, als er sie ohnehin schon hat. In der weiteren Diskussion hat sich der BDI dann der Errichtung einer solchen Stiftung nicht verschlossen, allerdings unter der Voraussetzung, dass Anbieter- und Konsumenteninteressen gleichermaßen Berücksichtigung finden. Das hat letztlich ja auch im Stiftungsstatut Niederschlag gefunden."
    Die Industrie ist längst in die Arbeit der Stiftung miteingebunden. Sie sitzt mit in den Gremien, sie wird auch an der Planung der Untersuchungen mit beteiligt. Dennoch gab es immer wieder juristische Streitfälle - und die Gerichte betonten die Unabhängigkeit der Warentester. BDI-Experte Niels Lau:
    "Die Gerichte haben im Wesentlichen immer bestätigt, dass die Stiftung in der Findung eines Endurteils über ein Produkt eine relativ hohe Autonomie und Steuerungsautarkie hat. Also selbst bestimmen kann, welche Kriterien sie wie bewertet und durchaus auch einige Kriterien in der Endsaldierung höher bewerten kann als andere Kriterien. Sodass manche Produkte nicht so bewertet wurden, wie sich der Hersteller das vorgestellt haben könnte."
    Die Stiftung Warentest und ihr Verhältnis zur Wirtschaft. Das ist durchaus ein Spannungsfeld, sagt auch Gerd Billen, der Staatssekretär im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz. Die Arbeit der Stiftung habe Auswirkungen:
    "Es kann allerdings dazu führen, dass Unternehmen, die mangelhafte Produkte abliefern, durch das Kaufverhalten der Konsumenten vom Markt verschwinden. Das ist auch beabsichtigt, Marktbereinigung zu erzielen. Wenn beispielsweise elektrische Geräte verkauft wurden, bei denen die Gefahr eines Stromschlages besteht, dann ist es richtig - diese sollen und müssen vom Markt verschwinden."
    Schlechtes Urteil, große Auswirkungen
    Wie machtvoll ist die Stiftung Warentest? Vorstand Hubertus Primus kennt die Bedingungen des Handels und er weiß, dass ein schlechtes Urteil große Auswirkungen haben kann. Auch Hersteller "Ritter Sport" musste dies im November 2013 erfahren - durch deutliche Umsatzrückgänge:
    "Dann steht da in den Verträgen, er kann ausgelistet werden von einem Tag auf den anderen. Das sind sehr harte Verträge. Wir müssen allerdings umgekehrt sagen, dass wir objektive Testergebnisse haben - wir können auf so etwas keine Rücksicht nehmen. Jedes Unternehmen hat ja die Möglichkeit, seine Qualität zu verbessern. Aber klar, es kann im Einzelfall dazu kommen, dass Unternehmen an den Rand der Existenz gedrängt werden."
    Für Staatssekretär Gerd Billen ist die Arbeit der Stiftung Warentest eine Erfolgsgeschichte. Vergleichende Warentests hätten letztendlich dazu geführt, die Qualität der Produkte in Deutschland zu verbessern:
    "Wenn die Tests ohne jede öffentliche Reaktion blieben und ohne Beschwerden seitens der Unternehmen, dann wäre dies eher ein schlechtes Zeichen. Ich denke, alles in allem haben die Unternehmen doch auch eine ganze Menge Vorteile durch die Arbeit der Stiftung Warentest. Die starke Nutzung des Logos zeigt dies denn auch, dass dies auch ökonomisch ein spannendes Thema für die Unternehmen ist."
    Des einen Leid ist bekanntlich des anderen Freud - trotz einzelner juristischer Auseinandersetzungen bei schlechten Bewertungen, eine gute Note wird stets gern nach außen getragen:
    "Die Stiftung Warentest prüfte 20 Fleckenmittel auf ihre Wirksamkeit. Ergebnis: Nur dreimal gut. - Danke für die Blumen. - Testen Sie den Testsieger!"
    Seit vergangenem Jahr dürfen Hersteller nur noch mit Testergebnissen werben, wenn sie vorher eine Lizenz erwerben. Und diese gilt auch nur für maximal zwei Jahre. Damit soll verhindert werden, dass Unternehmen mit veralteten Testurteilen weiterhin Werbung machen können, wie oft in der Vergangenheit geschehen. Für die Zukunft ist geplant, bei jeder zehnten vergebenen Lizenz zudem Nachprüfungen vorzunehmen, um zu schauen, ob die Produkte oder Dienstleistungen das Qualitätsurteil der Warentester noch zu Recht tragen. Durch das Logo-Lizenzsystem konnte die Stiftung Warentest 2013 mehr als eine halbe Million Euro einnehmen. Geld, was auch dringend benötigt wird, denn die Hefte haben in den vergangenen Jahren deutlich und kontinuierlich an Lesern und Abonnenten verloren. Hier geht es der Stiftung Warentest nicht besser als anderen Anbietern von Printprodukten in Deutschland. Auf der anderen Seite konnten die Online-Erlöse 2013 um 40 Prozent gesteigert werden - wer im Internet eine Bewertung sucht, bekommt nur eine Kurzfassung zu sehen, die digitale Vollversion des Tests muss bezahlt werden. Ohnehin ist das Internet auch für die Stiftung Warentest das Medium der Zukunft - denn die Innovationszyklen vieler Produkte, vor allem in der Kommunikationstechnologie, werden immer schneller. Die Geschwindigkeit des Marktes nimmt zu.
    Für manche Verbraucher sind sie Testurteile der Stiftung Warentest kaufentscheidend.
    Über 90.000 Produkte hat die Stiftung Warentest inzwischen geprüft. (dpa-Zentralbild / Jens Büttner)
    Zum runden Geburtstag betont natürlich längst auch der Bundesverband der Deutschen Industrie die erfolgreiche Arbeit der Stiftung Warentest. Sie sei ein anerkannter und nicht mehr wegzudenkender Partner in der Verbraucherarbeit. Zum Glückwunsch gibt es auch Kritik, allerdings eher verhalten formuliert. Niels Lau vom BDI:
    "Dass wir es schon kritisch sehen, wenn relativ lapidar mit gewissen Begrifflichkeiten umgegangen wird. Es besteht beispielsweise ein Unterschied zwischen Risiko und Gefahr. Da geht die Stiftung - wohl auch aus Publikationsgründen - nicht immer sehr sorgfältig damit um. Aber die Durchschlagswirkung eines solchen Arguments ist hoch. Insofern hat die Stiftung eine hohe Verantwortung."
    Seit 50 Jahren also testet die Stiftung Warentest Produkte und Dienstleistungen. Natürlich auch für Vorstand Hubert Primus ein Grund zum Feiern. Wobei eine Sache nicht unausgesprochen bleiben soll - denn es gab auch in der langen Geschichte der Stiftung durchaus richtige Fehleinschätzungen.
    "Wenn ich an den ersten PC-Test denke - da haben wir dann gesagt, dass die Zukunftsfähigkeit doch wohl sehr ungewiss ist. Was soll man mit so einem Ding eigentlich anfangen? Wir versuchen, Trends zu erspüren, wir versuchen auch Geräte relativ früh zu testen, man braucht dann natürlich die entsprechende Testmethodik. Aber so richtig daneben gelegen haben wir eigentlich bei den PCs - das muss man so sagen."
    Der Popularität der Stiftung Warentest hat dies nicht geschadet. Denn über 90 Prozent der Deutschen kennen sie - und laut einer repräsentativen Umfrage im Sommer dieses Jahres vertrauen über 80 Prozent den Ergebnissen von Deutschlands größter und bekanntester Verbraucherorganisation:
    "Geräte kontrollieren die. - Stiftung Warentest'? - Ich habe manchmal schon so einige Testergebnisse auch gelesen. Also bei größeren Anschaffungen schon, dann interessiert mich das einfach. Und ich fühle mich da auch gut beraten. - Na, die begutachten Ware, man kann auch anrufen und sagen die einem Bescheid. - Die prüfen da alles Mögliche - Preise, Güte und so weiter."