Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes - die endgültigen werden am 13. Oktober bekanntgegeben - verharrten die Verbraucherpreise im September auf dem Niveau des Vorjahresmonats. Bankvolkswirte hatten eine leicht höhere Inflationsrate von 0,1 Prozent erwartet. Gegenüber dem Vormonat August sanken die Verbraucherpreise voraussichtlich um 0,2 Prozent. Im Mai hatte die Teuerung noch bei 0,7 Prozent gelegen.
Benzin wird billiger - wohnen und essen teurer
Hauptgrund für den Rückgang der Inflation sind rasant gesunkene Energiepreise: Haushaltsenergie und Kraftstoffe waren im September für Verbraucher 9,3 Prozent billiger als vor einem Jahr, wie die Statistiker am Dienstag mitteilten. Autofahrer spüren das an der Zapfsäule: Ein Liter E10 kostet nach Zahlen des ADAC derzeit 1,333 Euro und damit 3 Cent weniger als Ende August und rund 11 Cent weniger als Ende Juli.
Hingegen mussten Verbraucher für Nahrungsmittel im September 1,1 Prozent mehr bezahlen als zwölf Monate zuvor. Wohnungsmieten stiegen um 1,2 Prozent, berichteten die Statistiker.
Verbraucherpreisindex
Mit dem Verbraucherpreisindex misst das Statistische Bundesamt die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte für Konsumzwecke kaufen. Hier wird die Berechnung erklärt, außerdem hat das Bundesamt ein Video zu Errechnung der Inflation veröffentlicht.
Mit dem Verbraucherpreisindex misst das Statistische Bundesamt die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte für Konsumzwecke kaufen. Hier wird die Berechnung erklärt, außerdem hat das Bundesamt ein Video zu Errechnung der Inflation veröffentlicht.
Niedrige Inflation setzt EZB unter Druck
Experte Stefan Kipar von der BayernLB geht davon aus, dass die Inflation bald wieder anzieht: "Im kommenden Monat dürfte der stark bremsende Effekt der Energiepreise bei der Berechnung der Jahresrate in großen Teilen herausfallen." Denn die Energiepreise sind seit Herbst 2014 auf dem Rückzug, der Unterschied zum Vorjahr dürfte daher vom kommenden Monat an geringer ausfallen: "Damit sind auch wieder Inflationsraten oberhalb der Nulllinie zu erwarten."
Vorerst hat sich die Inflation aber wieder weiter von der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) entfernt, die mittelfristig Teuerungsraten von knapp unter 2,0 Prozent anstrebt. Um diesen Wert wieder zu erreichen, hat die EZB die Zinsen beinahe auf null gesenkt und pumpt seit März vor allem über den Kauf von Staatsanleihen pro Monat etwa 60 Milliarden Euro in den Markt. Bei einem weiteren Abrutschen der Inflationserwartungen wird sie wohl zusätzliche Maßnahmen ergreifen. "Es gibt praktisch keine Grenzen, die geldpolitischen Maßnahmen auszuweiten", hatte EZB-Präsident Mario Draghi Anfang September gesagt. Diese lockere Geldpolitik hat bisher allerdings viel weniger Inflation erzeugt als erhofft.
Stetig sinkende Preise sind nur auf den ersten Blick für die Verbraucher von Vorteil. Auf Dauer könnten sie der Wirtschaft schaden, da Verbraucher ihren Konsum und Firmen ihre Investitionen in Erwartung weiter fallender Preise aufschieben. Eine niedrige Inflation oder gar eine Deflation könnten so zu wirtschaftlicher Stagnation führen.
(nch/wes)