"Ich wäre vor ihm auf die Knie gefallen, wenn man Menschen anbeten dürfte", das schrieb Verdi, nachdem er 1867 einem Idol aus seiner Jugendzeit begegnet war: dem Schriftsteller Alessandro Manzoni. Als dieser sechs Jahre später starb, blieb Verdi den Feierlichkeiten fern: "Ich brächte es nicht übers Herz, das Begräbnis mitzumachen. Ich komme, bald, um das Grab aufzusuchen, allein, ungesehen."
Verdi verfolgte eine andere Idee, um Manzoni zu ehren. Er schrieb ein Requiem und griff damit einen alten Plan auf, mit dem er nach dem Tod Rossinis zunächst gescheitert war. Im April 1874 schloss Verdi sein neues Werk ab. Wenige Wochen später folgte die erfolgreiche Uraufführung.
Auch wenn Verdi in seinem Requiem einen - verglichen mit seinen Opern - anderen Ton anschlägt, so verleugnet er doch niemals seine persönliche, in der Oper gereifte Handschrift.
Heute gehört das Werk zu den beliebtesten und schwierigsten Beiträgen der Gattung "Totenmesse". Seit den späten 1930er Jahren haben fast alle namhaften Dirigenten dieses Requiem dokumentiert, von Arturo Toscanini bis Carlo Maria Giulini, von Herbert von Karajan bis zu Vertretern der historisch informierten Aufführungspraxis.