Aufruf
Verein wirbt für Beteiligung von Menschen mit Behinderung am Ehrenamt

Vor einigen Jahren hat der Verein "Gemeinsam leben und lernen in Europa" den Publikumspreis der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt gewonnen. Nun wirbt Geschäftsführerin Perdita Wingerter dafür, auch Menschen mit Behinderung am Ehrenamt teilhaben zu lassen.

    Eine Frau schiebt einen Mann im Rohlstuhl, zu sehen ist nur der Schatten der beiden.
    Menschen mit Behinderung werden oft als Hilfsbedürftige angesehen, nicht als Helfende (picture alliance / Westend61 / Ivana Kojic)
    Es werde häufig übersehen, welche Potenziale und Kompetenzen Menschen mit Behinderungen hätten, sagte Wingerter im Deutschlandfunk Kultur. Ihr Verein habe beispielweise sehr gute Erfahrungen mit einem blinden Menschen gemacht, "der sensationell am Telefon ist" und Menschen motivieren könne, mitzumachen, erzählte Wingerter.

    "Barrieren im Kopf, sind die größten Barrieren"

    Sie sieht die Hürden für die aktive Teilhabe von Menschen mit Behinderung an ehrenamtlichen Tätigkeiten eher auf der Seite von Vereinen und Einrichtungen. Auch Eltern trauten ihren Kindern mit Einschränkungen oft nicht zu, dass sie sich engagieren könnten oder sich überhaupt dafür interessierten. Außerdem beklagte Wingerter eine Art Informationsbarriere, weil die Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung in der ehrenamtlichen Arbeit kaum thematisiert würden. "Die Barrieren im Kopf sind die größten Barrieren", betonte sie, räumte aber auch ein: Schwierig werde es bei Menschen mit mehrfachen körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen.
    In ganz Deutschland haben sich im Jahr 2024 16,4 Millionen Menschen ehrenamtlich betätigt; die meisten davon im Sportbereich. Die Mehrheit der Ehrenamtlichen war den jüngsten Zahlen zufolge über 50 Jahre alt und verfügte über eine höhere Schul- und Berufsausbildung als die Gesamtbevölkerung. Angaben über den Anteil von Menschen mit Behinderung gab das Statistische Bundesamt nicht heraus.
    Diese Nachricht wurde am 19.04.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.