Barbara von Wnuk-Lipinski: Die Herzog-Kommission hat ja vorgeschlagen, die drei Jahre, die es jetzt gibt für Frauen, die Kinder erziehen, statt bisher mit drei Jahren mit sechs Jahren auf die Rente anzurechnen, was grundsätzlich gut gemeint ist, allerdings das Problem nicht ganz trifft, denn die Frauen, die heutzutage keine Kinder mehr bekommen, die aus sogenannten bildungsnahen Schichten, bekommen ja deshalb keine Kinder, weil die Kinderbetreuungsmöglichkeiten so schlecht sind. Zum Beispiel kommen in Westdeutschland auf 1.000 Kinder 28 Kinderkrippenplätze für Kinder von 0 bis 3 drei Jahren. Das heißt, für jedes 14. Kind gibt es eine Kinderkrippe und einen Platz.
Honecker: Jetzt mal ganz drastisch formuliert: Heißt es, dass in Deutschland in erster Linie die dummen Frauen Kinder bekommen?
Von Wnuk-Lipinski: Das haben Sie so formuliert. Das darf ich politisch natürlich nicht so formulieren, hätte ich mir aber so denken können, ja.
Honecker: Nun hat sich ja die CDU anfänglich stark gegen die Pläne der SPD gesperrt, Geld für den Ausbau der Ganztagsschulen zur Verfügung zu stellen. Es geht ja auch um Betreuung. Gilt es denn da Ihres Erachtens ein Weltbild in der CDU vielleicht doch zu überdenken?
Von Wnuk-Lipinski: Ich glaube schon, dass die CDU ein Stück weit aus ihrer Ecke kommen muss und umdenken muss. Mit den Ganztagsschulen allein ist es ja nicht getan. Wenn man einen schlechten Unterricht vormittags hat, wird der Unterricht nachmittags dadurch auch nicht besser. Aber zumindest muss diese Option in Deutschland gegeben sein, dass junge Frauen, die sich für Beruf und Familie entscheiden, ihr Kind auch nachmittags in der Schule betreut wissen, und das ist sicherlich ein richtiger Ansatz, und diese Option muss es für junge Frauen geben. Das heißt aber nicht, dass überall jeder den ganzen Tag zur Schule gehen soll.
Honecker: Aber es ist ja doch so, dass man in Deutschland als Mutter immer noch schräg angeschaut wird, wenn man dann weiter arbeiten will. Woran liegt es denn Ihres Erachtens?
Von Wnuk-Lipinski: Ich glaube, es liegt an zwei Gründen. Zum einen müssen wir bedenken, dass unsere Elterngeneration oder unsere Großelterngeneration, dass diese Mütter, selbst wenn sie eine ähnliche Ausbildung hatten wie unsere Väter, zu Gunsten der Familie darauf verzichtet haben, weiter arbeiten zu gehen, und wenn diese Mütter heute sehen, dass unsere Generation sich entscheidet, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, dann stößt es natürlich bitter auf, weil man zunächst einmal denkt, man hätte etwas falsch gemacht. Zum anderen ist natürlich das Vorurteil gegeben, dass, wenn man als Mutter Familie und Beruf unter einen Hut bringen möchte, man direkt als Rabenmutter verschrieben wird, sein Kind vernachlässigt und sich nicht ausreichend um das Kind kümmert, etc.
Honecker: Wie alt sind Sie selber, wenn ich fragen darf?
Von Wnuk-Lipinski: Ich bin 27.
Honecker: Haben Sie schon Kinder?
Von Wnuk-Lipinski: Nein, ich habe noch keine Kinder. Ich bin ja sozusagen noch in der Ausbildung.
Honecker: Aber Sie können sich das auch vorstellen, dass man rein theoretisch das auch kombinieren kann, arbeiten und Kinder zu haben. Wie würden Sie denn Ihr Kind unterbringen?
Von Wnuk-Lipinski: Zunächst einmal glaube ich, dass für mich die wichtigste Anlaufstätte – und da bin ich ganz CDUlerin – meine Familie ist. Also sollte ich an bestimmten Stellen nicht auf mein Kind aufpassen können, würde ich mich darum bemühen, dass jemand aus meiner Familie sich dafür Zeit nimmt, obwohl sie jetzt bestimmt aufschrecken, wenn ich das sage.
Honecker: Sie haben die Chance, dass sie entsprechende Familienstrukturen noch haben. Wie ist das bei den jungen Menschen, die diese Familienstrukturen nicht mehr haben? Was kann man da machen?
Von Wnuk-Lipinski: Also ganz klar, das fängt schon in der Universität an. Es gibt ja sehr viele junge Frauen, die Medizin studieren und sich schon in dem Alter entscheiden, nebenbei Kinder zu bekommen, gerade weil das gut mit der Doktorarbeit zu vereinbaren ist, dass man an den Universitäten Krippenplätze von 0 bis 3 Jahren einfach einrichtet, Betreuungsmöglichkeiten, denn auch die Frauen, die dann später im Übrigen auf solche Serviceangebote zurückgreifen, schaffen ja auch damit Arbeitsplätze. Also wenn ich später arbeiten gehe und mein Kind versorgen muss, finanziere ich auch eine Teilzeitkraft mit, die sich um mein Kind kümmert.
Honecker: Was sind denn Ihre Empfehlungen an die Herzog-Kommission?
Von Wnuk-Lipinski: Meine Empfehlung an die Herzog-Kommission ist: Gut gemeint, aber nicht wirklich gut durchgesetzt. Wir brauchen ein Umdenken in der Union. Wir brauchen eine Forderung für mehr Kinderkrippenplätze und nicht für mehr Rentenbeitragsanerkennung.
Honecker: Ist es auch wieder ein Problem der Generationengerechtigkeit?
Von Wnuk-Lipinski: Ich glaube, es ist mehr ein Problem des Generationenverständnisses, dass man vielleicht nicht versteht, dass eine junge Frau beides miteinander vereinbaren möchte.
Honecker: Glauben Sie, dass die Herzog-Kommission zu wenig junge Mitglieder hat?
Von Wnuk-Lipinski: Ja, definitiv. Wir haben ja fast nur alte Menschen in der Partei.
Honecker: Vielen Dank für das Gespräch.
Honecker: Jetzt mal ganz drastisch formuliert: Heißt es, dass in Deutschland in erster Linie die dummen Frauen Kinder bekommen?
Von Wnuk-Lipinski: Das haben Sie so formuliert. Das darf ich politisch natürlich nicht so formulieren, hätte ich mir aber so denken können, ja.
Honecker: Nun hat sich ja die CDU anfänglich stark gegen die Pläne der SPD gesperrt, Geld für den Ausbau der Ganztagsschulen zur Verfügung zu stellen. Es geht ja auch um Betreuung. Gilt es denn da Ihres Erachtens ein Weltbild in der CDU vielleicht doch zu überdenken?
Von Wnuk-Lipinski: Ich glaube schon, dass die CDU ein Stück weit aus ihrer Ecke kommen muss und umdenken muss. Mit den Ganztagsschulen allein ist es ja nicht getan. Wenn man einen schlechten Unterricht vormittags hat, wird der Unterricht nachmittags dadurch auch nicht besser. Aber zumindest muss diese Option in Deutschland gegeben sein, dass junge Frauen, die sich für Beruf und Familie entscheiden, ihr Kind auch nachmittags in der Schule betreut wissen, und das ist sicherlich ein richtiger Ansatz, und diese Option muss es für junge Frauen geben. Das heißt aber nicht, dass überall jeder den ganzen Tag zur Schule gehen soll.
Honecker: Aber es ist ja doch so, dass man in Deutschland als Mutter immer noch schräg angeschaut wird, wenn man dann weiter arbeiten will. Woran liegt es denn Ihres Erachtens?
Von Wnuk-Lipinski: Ich glaube, es liegt an zwei Gründen. Zum einen müssen wir bedenken, dass unsere Elterngeneration oder unsere Großelterngeneration, dass diese Mütter, selbst wenn sie eine ähnliche Ausbildung hatten wie unsere Väter, zu Gunsten der Familie darauf verzichtet haben, weiter arbeiten zu gehen, und wenn diese Mütter heute sehen, dass unsere Generation sich entscheidet, Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen, dann stößt es natürlich bitter auf, weil man zunächst einmal denkt, man hätte etwas falsch gemacht. Zum anderen ist natürlich das Vorurteil gegeben, dass, wenn man als Mutter Familie und Beruf unter einen Hut bringen möchte, man direkt als Rabenmutter verschrieben wird, sein Kind vernachlässigt und sich nicht ausreichend um das Kind kümmert, etc.
Honecker: Wie alt sind Sie selber, wenn ich fragen darf?
Von Wnuk-Lipinski: Ich bin 27.
Honecker: Haben Sie schon Kinder?
Von Wnuk-Lipinski: Nein, ich habe noch keine Kinder. Ich bin ja sozusagen noch in der Ausbildung.
Honecker: Aber Sie können sich das auch vorstellen, dass man rein theoretisch das auch kombinieren kann, arbeiten und Kinder zu haben. Wie würden Sie denn Ihr Kind unterbringen?
Von Wnuk-Lipinski: Zunächst einmal glaube ich, dass für mich die wichtigste Anlaufstätte – und da bin ich ganz CDUlerin – meine Familie ist. Also sollte ich an bestimmten Stellen nicht auf mein Kind aufpassen können, würde ich mich darum bemühen, dass jemand aus meiner Familie sich dafür Zeit nimmt, obwohl sie jetzt bestimmt aufschrecken, wenn ich das sage.
Honecker: Sie haben die Chance, dass sie entsprechende Familienstrukturen noch haben. Wie ist das bei den jungen Menschen, die diese Familienstrukturen nicht mehr haben? Was kann man da machen?
Von Wnuk-Lipinski: Also ganz klar, das fängt schon in der Universität an. Es gibt ja sehr viele junge Frauen, die Medizin studieren und sich schon in dem Alter entscheiden, nebenbei Kinder zu bekommen, gerade weil das gut mit der Doktorarbeit zu vereinbaren ist, dass man an den Universitäten Krippenplätze von 0 bis 3 Jahren einfach einrichtet, Betreuungsmöglichkeiten, denn auch die Frauen, die dann später im Übrigen auf solche Serviceangebote zurückgreifen, schaffen ja auch damit Arbeitsplätze. Also wenn ich später arbeiten gehe und mein Kind versorgen muss, finanziere ich auch eine Teilzeitkraft mit, die sich um mein Kind kümmert.
Honecker: Was sind denn Ihre Empfehlungen an die Herzog-Kommission?
Von Wnuk-Lipinski: Meine Empfehlung an die Herzog-Kommission ist: Gut gemeint, aber nicht wirklich gut durchgesetzt. Wir brauchen ein Umdenken in der Union. Wir brauchen eine Forderung für mehr Kinderkrippenplätze und nicht für mehr Rentenbeitragsanerkennung.
Honecker: Ist es auch wieder ein Problem der Generationengerechtigkeit?
Von Wnuk-Lipinski: Ich glaube, es ist mehr ein Problem des Generationenverständnisses, dass man vielleicht nicht versteht, dass eine junge Frau beides miteinander vereinbaren möchte.
Honecker: Glauben Sie, dass die Herzog-Kommission zu wenig junge Mitglieder hat?
Von Wnuk-Lipinski: Ja, definitiv. Wir haben ja fast nur alte Menschen in der Partei.
Honecker: Vielen Dank für das Gespräch.