Mikrobiologie
Vereinigung VAAM wählt Glutamat-Produzent zur Mikrobe des Jahres 2025

Die Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie (VAAM) hat die Mikrobe des Jahres 2025 gekürt: Es ist ein Bakterium namens "Corynebacterium glutamicum". Dieses gelte als heimlicher Champion unter den Bakterien, als unbekannter Weltmarktführer, hieß es zur Begründung.

    Eine mikroskopische Aufnahme des Bakteriums Corynebacterium glutamicum.
    Der Glutamat-Produzent Corynebacterium glutamicum ist die "Mikrobe des Jahres". (dpa / Marc Bramkamp / Universität Kiel)
    Denn: Allein 3,5 Millionen Tonnen des Geschmackstoffs Natriumglutamat liefert das Bakterium jährlich, zudem viele weitere Aminosäuren und Proteine für die Lebensmittel- und Futterproduktion. Damit sei die Mikrobe des Jahres von hoher industrieller Bedeutung, erklärte die VAAM. Mikroben sind winzig kleine Lebewesen, die uns umgeben - die häufigsten Vertreter sind Bakterien, Viren und Pilze.

    Von Würzmittel bis Modellorganismus in der Arzneienforschung

    Die Mikrobe des Jahres 2025 hat eine lange Geschichte: 1956 suchten zwei japanische Forscher gezielt Bakterien, die den in Japan "umami" genannten Geschmack produzieren. Ähnlich wie bei den Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig und bitter gibt es dafür spezielle Sinneszellen auf der Zunge. Natriumglutamat löst diesen herzhaften Geschmack aus und ist natürlich etwa in reifen Tomaten, Parmesan und Schinken enthalten, wird aber auch vom Körper produziert. Es wird als Würzmittel eingesetzt – vor allem in der asiatischen Küche und in Fertigprodukten. Später veränderten Forscher das Bakterium so, dass es alternativ Reste aus der Biodieselproduktion oder Pflanzenabfälle verwerten kann. 
    Es werde zudem versucht, mit Hilfe der Mikrobe Angriffspunkte für neue Medikamente zu identifizieren, betonte die VAAM. Das Bakterium diene dabei als Modellorganismus zur Entwicklung von Mitteln gegen diese Krankheiten. So decke "Corynebacterium glutamicum" die gesamte Bandbreite vom winzigen Forschungsobjekt bis zum Industrieproduzent im Tonnenmaßstab ab.

    Warnung vor zu hohen Dosen

    Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) warnt allerdings vor zu hohen Dosen an Glutamat. Diese werden der Behörde zufolge mit Symptomen wie Kopfschmerzen, erhöhtem Insulinspiegel und hohem Blutdruck in Verbindung gebracht. Als eine akzeptable tägliche Aufnahmemenge gelten lauf Efsa 30 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.
    Diese Nachricht wurde am 20.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.