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Vereinte Nationen
Bericht: Blauhelme haben Frauen in Haiti sexuell ausgebeutet

Neue Vorwürfe gegen Blauhelme der Vereinten Nationen: In Haiti haben Mitglieder der Friedensmission einem UNO-Bericht zufolge mehr als 200 Frauen sexuell ausgebeutet. Im Gegenzug für Sex sollen die Opfer Nahrungsmittel und Medikamente erhalten haben.

10.06.2015
    Ein Heer von indonesischen Blauhelm-Soldaten trainiert auf einem Armeestützpunkt in West-Java.
    UNO-Blauhelmsoldaten werden mit dem Vorwurf sexueller Ausbeutung konfrontiert. (dpa picture alliance / epa Weda)
    Die Mitglieder einer Friedensmission der Vereinten Nationen sollen aus der misslichen Lage der Frauen Kapital geschlagen haben. Die 231 befragten Opfer sagten, sie hätten den sexuellen Handlungen zugestimmt, um Nahrungsmittel, Medikamente, Kleidung oder Haushaltswaren zu bekommen, wie die Nachrichtenagentur AP aus einem vorliegenden Zwischenreport des UNO-Büros für interne Aufsichtsdienste zitiert.
    Dies sei ein Zeichen dafür, dass das Ausnutzen von Frauen durch Blauhelmsoldaten im Einsatz weiterhin deutlich viel zu selten gemeldet wird, hieß es.
    Viele Opfer waren minderjährig
    Der Entwurf des Berichts geht der Frage nach, inwieweit die Friedenssoldaten mit dem anhaltenden Problem von sexuellem Missbrauch und Ausbeutung umgehen. Zurzeit sind etwa 125.000 UN-Blauhelme auf der Welt im Einsatz. Die endgültige Fassung des Dokumentes soll noch im Juni veröffentlicht werden.
    Unter den Ergebnissen findet sich unter anderem, dass ein Drittel der vermuteten sexuellen Übergriffe auf Minderjährige stattfand. Die Unterstützung für Opfer ist "schwer unzureichend", hieß es. Laut dem Bericht interviewten Ermittler vor einem Jahr 231 Personen in Haiti, die sagten, sie hätten sexuelle Beziehungen mit UNO-Blauhelmen gehabt.
    "Für bäuerliche Frauen wurden Hunger, der Mangel einer Unterkunft, Babyfürsorgeartikel, Arzneimittel und Haushaltsartikel regelmäßig als auslösende Bedürfnisse angeführt", heißt es in dem Bericht. Frauen in Städten und Vororten hätten dagegen unter anderem Handys, Laptops, Parfüms und Geld bekommen.
    Für den Fall, dass die Männer nicht zahlen wollten, hätten die Frauen die Abzeichen der Blauhelme einbehalten und gedroht, den sexuellen Kontakt in den Sozialen Netzwerken zu enthüllen. Wie viele Soldaten beteiligt waren, ist nicht klar. Aber in dem Bericht heißt es auch: Nicht in allen Fällen sei klar, ob es sich um einvernehmlichen Sex oder Ausbeutung handelte.
    Vorwürfe wegen Zögern in Zentralafrika
    Nach Angaben des letzten Berichts des UNO-Generalsekretärs Ban Ki Moon lag die Zahl der gemeldeten Beschuldigungen von sexuellem Missbrauch und Ausbeutung gegen Mitglieder aller UNO-Friedensmissionen 2014 bei 51. Im Jahr 2013 hatte sie demnach 66 betragen.
    Erst kürzlich waren die Vereinten Nationen im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen gegen französische Soldaten in die Kritik geraten. Diese sollen in der Zentralafrikanischen Republik Kinder missbraucht haben. Die Vereinten Nationen, die eine Blauhelm-Truppe in Zentralafrika haben, sollen schon früh von den Vorwürfen gewusst, aber diese Informationen nicht weitergegeben und auch sonst nicht angemessen darauf reagiert haben. Die beschuldigten Soldaten standen aber nicht unter dem Kommando der UNO.
    (fwa/nin)