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Verfeinerung in Sachen Dampf

Der schottische Ingenieur und Erfinder James Watt brachte wichtige Innovationen für die industrielle Revolution hervor: Die Einheit für Leistung ist nach ihm benannt - und die Dampfmaschine machte ihn berühmt. Am 19. Januar 1736 wurde er geboren.

Von Mathias Schulenburg |
    Das war ganz sicher ein wesentlicher Quell seiner Inspiration in mechanischen Dingen gewesen, die Schiffsbauwerkstatt seines Vaters, in der er eine eigene Werkbank mit Werkzeugen und eine Feuerstelle zum Schmieden besaß. Der Tüftler: James Watt, geboren am 19. Januar 1736 im schottischen Greenock, Renfrewshire, Schottland. James Watt gilt vielen als Erfinder der Dampfmaschine, das aber war er nicht. Er ergänzte und verfeinerte vielmehr die Konstruktionen seiner Vorgänger. Dies aber in einem Maße, dass etwas Neues entstand: wesentlich effizientere, praxistaugliche Maschinen, deren Kraftentfaltung der industriellen Revolution zum Sieg verhalf.

    Watts Karriere in Sachen Dampf begann, als ihm – zu der Zeit unter anderem Mechaniker an der Universität Glasgow – die Reparatur des Modells einer Maschine Thomas Newcomens übertragen wurde. Watt studierte das Modell mit größter Aufmerksamkeit, vertiefte sich in die Literatur, reparierte die Maschine auch und befand, dass sie konstruktionsbedingt ein Energieverschwender war.

    Zum Arbeitstakt zählte nämlich die Abkühlung des Dampfes unter den Kondensationspunkt – was auch vor dem Öffnen eines Dampfkochtopfs nötig ist, um ihn drucklos zu machen.
    Anstatt nun, wie zuvor, den ganzen Dampfdruckzylinder abzukühlen, führte Watt einen außenliegenden kleinen Dampfkondensator ein – seine erste wichtige Erfindung, die 75 Prozent Brennstoff einsparen half.

    Watt erfand zahlreiche weitere Verbesserungen und machte sich schließlich unter vielen Mühen – die Bearbeitung großer Metallteile wurde damals nur unvollkommen beherrscht – an die Konstruktion einer Mustermaschine. Dann waren seine Geldmittel erschöpft, was umso misslicher war, als er inzwischen eine Familie gegründet hatte. Der Fabrikant und Minenbesitzer John Roebuck half ihm gegen eine Beteiligung an künftigen Erträgen seiner Erfindungen aus der Klemme und es entstand eine zufriedenstellend funktionierende Dampfmaschine, für die am 5. Januar 1769 ein Patent erteilt wurde.

    Eine größere, nach diesem Patent gebaute Maschine – offenbar gedacht zur Entwässerung Roebuckscher Kohlegruben – erfüllte die Erwartungen dagegen nicht. Watt schrieb einem Freund:

    "Sie können sich nicht denken, wie peinlich ich durch diese Enttäuschung berührt bin. Es ist ein verdammtes Ding für einen Menschen, wenn sein ganzes Sein an einem Faden hängt. Wenn ich die Verluste bezahlen könnte, würde ich einen Misserfolg nicht so sehr fürchten, aber ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass andere durch meine Bestrebungen Verluste erleiden sollen. Und ich habe die schöne Gabe, alles Schwarz zu sehen. Es gibt nichts Törichteres im Leben, als das Erfinden."

    James Watt gab das Erfinden vorübergehend auf und zog als Landvermesser durch Schottland. John Roebuck ereilte der Bankrott. Die Anteile an Watts Patent wurden von Matthew Boulton, einem Fabrikanten, erworben, mit dem Watt schließlich, des Landvermessens müde, eine industrielle Partnerschaft einging, die 25 Jahre lang halten sollte und Watts Dampfmaschinen in eine glänzende Zukunft führte. Die Maschinen waren bald nicht mehr nur für Grobes zu verwenden, sondern erlernten den fein regulierten Rundlauf. Ein Zeitgenosse schwärmte:

    "Im Wattschen Regulator sowie in der verständigen Anwendung der Schwungräder ist das wahre Geheimnis der so staunenswerten Vollkommenheit der Industrie-Produkte unserer Tage zu suchen; dadurch hat die Dampfmaschine einen völlig regelmäßigen Gang erhalten; dadurch ist sie in den Stand gesetzt worden, gleich gut zarte Musseline zu sticken und riesige Schiffsanker zu schmieden, die feinsten Stoffe zu weben und den schweren Steinen einer Mühle schnelle Bewegungen mitzuteilen."

    James Watt wurde reich und verkehrte in gleichermaßen gut betuchten wie geistreichen Kreisen. Er starb im Alter von 83 Jahren. Aber seine Erfindung zeitigte auch zahlreiche Verlierer. Goethe ließ ein Jahr nach Watts Tod im Roman "Wilhelm Meisters Wanderjahre" eine Romanfigur klagen:

    "Das überhand nehmende Maschinenwesen quält und ängstigt mich, es wälzt sich heran wie ein Gewitter, langsam, langsam; aber es hat seine Richtung genommen, es wird kommen und treffen."