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Vergessene Journalistinnen und Journalisten der Weimarer Zeit
"Wir hatten eine Mission, und wir konnten sie nicht erfüllen"

Die Zwanziger und die Anfänge der 1930er-Jahre waren eine Blütezeit des deutschsprachigen Journalismus, auch in Wien und Prag. Doch diese endete jäh durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten. Wir blicken mit unserer Reihe zurück auf Medienschaffende dieser Zeit, die für ihre Arbeit häufig mit dem Leben bezahlt haben.

    Eine Barrikade an der Prinz Handjery Ecke Falkstraße in Berlin Neukölln, wo am 1. Mai 1929 eine Straßenschlacht stattfand.
    Eine demontierte Litfaßsäule in Berlin 1929 - einer Zeit, in der Zeitungen, die hier für sich geworben haben, zu erodieren begannen. (picture-alliance / dpa)
    Wir möchten in dieser Reihe an einige der Männer und Frauen erinnern, die in ihrer Zeit bekannte Journalistinnen und Journalisten waren, deren Berufs- und Lebenswege aber jäh abgeschnitten wurden.
    Ihre Namen stehen stellvertretend für viele andere. Ihre Geschichten zeigen, wie schmal die Linie zwischen Zivilisation und Barbarei ist und dass die Freiheit der Presse nicht selbstverständlich ist:
    Leopold Schwarzschild: Aufklärung aus dem Exil
    Der Publizist Leopold Schwarzschild hatte das "Dritte Reich" früh kommen sehen und warnte vehement. Nach der Machtergreifung Hitlers arbeitete er aus dem Exil und wurde auch im Ausland geschätzt - unter anderem von Winston Churchill.
    Fritz Gerlich: Journalist und Hitler-Gegenspieler
    Vor drei Jahren hat die katholische Kirche ein Seligsprechungsverfahren für Fritz Gerlich als möglicher Märtyrer des Glaubens eingeleitet. Der Journalist war einer der wichtigsten Protagonisten im frühen Widerstand gegen Hitler.
    Gabriele Tergit: Berichte vom Hakenkreuz am Richtertisch
    Mit ihren Gerichtsreportagen wurde Gabriele Tergit in der Weimarer Zeit bekannt. Doch dann kamen die Nazis an die Macht – und die jüdische Journalistin ergriff die Flucht. Heute sind ihre Werke wieder in Buchhandlungen zu finden.
    Oskar Rosenfeld und Oskar Singer: Berichte aus dem Ghetto
    Oskar Rosenfeld und Oskar Singer waren renommierte Journalisten – und dann wurden sie von den Nazis eingesperrt. Doch auch im Ghetto von Lodz hörten sie nicht auf, zu schreiben. Ihre geheime Chronik ist ein einzigartiges Dokument deutscher Gräueltaten.
    Der Homosexuellen-Club "Eldorado" in der Motzstraße in Berlin um 1926
    Rudolf Olden: Mit Schreibblock und Anwaltsrobe gegen Hitler
    Schon in den 1920er-Jahren setzte Rudolf Olden sich für Gleichberechtigung und die Legalisierung der Homosexualität ein. Als Journalist und Anwalt verteidigte er die Demokratie – bis ihm nur die Flucht ins Exil blieb
    Berthold Jacob (heller Anzug, stehend) und sein Kidnapper Hans Wesemann (dunkler Anzug, rechts sitzend) in einem Gerichtssaal in Basel im Mai 1936
    Berthold Jacob: Journalist, Militärexperte und Pazifist
    Eigentlich war er schon vor den Nationalsozialisten geflüchtet, da tappte Berthold Jacob in eine Falle und landete in einem Gestapo-Gefängnis. Das löste einen international beachteten Skandal aus – auch weil er als Spezialist für das deutsche Rüstungswesen galt.