Uli Blumenthal: Regelmäßige Veränderungen der Radonkonzentration in einer bestimmten Zeit, so der technische Assistent in unserem Beitrag, seien ein deutlicher Hinweis auf ein bevorstehendes Beben. Vor einigen Wochen nun warnte Giampaolo Giuliani, der in L'Aquila lebt, vor einem Erdbeben. Dagmar Röhrlich, Fachautorin für Forschung aktuell in diesen Fragen, warum hat man nicht auf ihn gehört?
Dagmar Röhrlich: Es gibt die verschiedensten Methoden, zu versuchen, Erdbeben vorherzusagen. Ganz viele Methoden konzentrieren sich darauf, irgendwelche Stoffflüsse aus der Erde heraus zu beobachten, ob die sich verändern. Dahinter steckt, dass vor einem Erdbeben sich die Erde schon etwas bewegt. Man rechnet damit, dass sich Mikrorisse auftun und dann beispielsweise mehr Radon heraus strömt, oder mehr Grundwasser oder was auch immer. Diese Methode ist durchaus eine ernsthafte Überlegung, zu einer Vorhersage zu kommen. Aber dieser Wissenschaftler hatte vor einiger Zeit gesagt, es werde innerhalb von sechs bis 24 Stunden ein Erdbeben geben, was es dann nicht gegeben hat. Wenn man jetzt hier in Deutschland Seismologen fragt, dann sagen die, wir können einfach Erdbeben nicht vorhersagen, diese Methode ist interessant, aber man hätte sie einfach mehrfach erproben müssen, um dann zu sehen, kann man sie verifizieren, ist das ein Zufallstreffer, hatte dieser Anstieg im Radon, der gemessen wurde, tatsächlich etwas mit dem Erdbeben jetzt zu tun oder ist es nicht mehr ein Zeichen der allgemeinen geologischen Unruhe, die dort herrscht. Also ob das jetzt eine Vorhersage war für dieses Beben, das kann niemand sagen.
Blumenthal: Eine Vorhersagemöglichkeit auf der Basis von Radonmessungen, ist das eine Möglichkeit, die für dieses Gebiet speziell ist, oder wäre das eine universelle Vorhersagewirklichkeit?
Röhrlich: Wenn sie denn funktionieren würde, könnte sie überall dort vielleicht funktionieren, wo Radon aus dem Boden kommt. Es war immer so, dass im Lauf der letzten 20 bis 30 Jahre irgend etwas einmal funktioniert hat, dann war die Euphorie im Wissenschaftlerkreisen groß, man ging nicht an die Öffentlichkeit, was dieser Forscher jetzt getan hat, sondern blieb unter sich, freute sich, aber man sagte, hier ist das Grundwasser gestiegen, hier hat es Methanausgasung gegeben. Aber das hat sich dann alles nicht als tragfähig erwiesen, beim nächsten Mal hat es dann nicht geklappt. Es mag sein, dass die Methode in solchen Gebieten, wo es viele Granite gibt und deshalb auch Radon austritt, vielleicht funktioniert. Aber es kann auch sein, dass es anderswo überhaupt nichts sagt. Und wenn kein Radon da ist, kann es überhaupt nicht funktionieren.
Blumenthal: Wo liegt ein nachhaltiger Ansatz, um vor Erdbeben zu warnen? Darin, Erdbeben zu verstehen, oder zu lernen, die Anzeichen oder Vorzeichen für ein Beben zu sehen und lesen zu lernen?
Röhrlich: Man wird alles versuchen, nur ob es jemals gelingen wird, ein Erdbeben vorherzusagen, ist wirklich sehr fraglich. Die Wissenschaftler vergleichen das immer mit dem Geschehen in der Atmosphäre und mit der Wettervorhersage. Es hat lange gedauert, ehe wir jetzt eine halbwegs zuverlässige Wettervorhersage machen können. Aber es ist auch relativ einfach, die Bewegung der Luft zu messen. Unter der Erde wissen wir nicht, was da genau passiert. Das sind ähnlich komplexe Vorgänge, die dort ablaufen, aber wir haben keinen genauen Einblick darin, so dass wir wirklich nicht so bald zu einer zuverlässigen Vorhersage kommen können, schon rein wissenschaftlich nicht. Und man versucht jetzt, beide Wege zu gehen, einerseits alles mögliche zu beobachten, und auf der anderen Seite, Erdbeben besser zu verstehen, indem man Vorläufer, die man vor Jahren noch nicht messen konnte und die man jetzt plötzlich sehen kann, beispielsweise im GPS kleine Bodenverschiebungen, und man hofft so, dann die Mechanismen besser zu verstehen, um dann vielleicht in Jahrzehnten einen Schritt weiter zu kommen.
Blumenthal: Welche Möglichkeiten bietet gerade die Satellitentechnik, die also einen sehr großen Überblick über bestimmte Gebiete schafft, aus dem All auf diese Gebiete schaut und dort auch sehr hoch auflösend Veränderungen sehen kann? Ist das ein geeignetes Instrumentarium, um kleine Veränderungen in der Tektonik zu sehen?
Röhrlich: Das ist ein hervorragendes Instrumentarium hierfür. Man hat vor einigen Jahren so einen so genannten nicht-vulkanischen Tremor entdeckt, das sind Bewegungen der Erdkruste, die man früher einfach nicht gesehen hat. Das sind Erdbeben, die nicht scharf einsetzen und wieder abfallen, sondern es hebt sich dort etwas, es senkt sich dort etwas. Früher hat man das einfach nicht gewusst, und man hat jetzt feststellen können, dass Veränderungen in diesem Zittern der Erde mit Erdbeben zusammenhängen. Und man hofft jetzt, dass wenn man das näher untersucht und heraus bekommt, wie sie genau zusammenhängen, dass man mehr darüber lernt, wie Erdbeben entstehen.
Dagmar Röhrlich: Es gibt die verschiedensten Methoden, zu versuchen, Erdbeben vorherzusagen. Ganz viele Methoden konzentrieren sich darauf, irgendwelche Stoffflüsse aus der Erde heraus zu beobachten, ob die sich verändern. Dahinter steckt, dass vor einem Erdbeben sich die Erde schon etwas bewegt. Man rechnet damit, dass sich Mikrorisse auftun und dann beispielsweise mehr Radon heraus strömt, oder mehr Grundwasser oder was auch immer. Diese Methode ist durchaus eine ernsthafte Überlegung, zu einer Vorhersage zu kommen. Aber dieser Wissenschaftler hatte vor einiger Zeit gesagt, es werde innerhalb von sechs bis 24 Stunden ein Erdbeben geben, was es dann nicht gegeben hat. Wenn man jetzt hier in Deutschland Seismologen fragt, dann sagen die, wir können einfach Erdbeben nicht vorhersagen, diese Methode ist interessant, aber man hätte sie einfach mehrfach erproben müssen, um dann zu sehen, kann man sie verifizieren, ist das ein Zufallstreffer, hatte dieser Anstieg im Radon, der gemessen wurde, tatsächlich etwas mit dem Erdbeben jetzt zu tun oder ist es nicht mehr ein Zeichen der allgemeinen geologischen Unruhe, die dort herrscht. Also ob das jetzt eine Vorhersage war für dieses Beben, das kann niemand sagen.
Blumenthal: Eine Vorhersagemöglichkeit auf der Basis von Radonmessungen, ist das eine Möglichkeit, die für dieses Gebiet speziell ist, oder wäre das eine universelle Vorhersagewirklichkeit?
Röhrlich: Wenn sie denn funktionieren würde, könnte sie überall dort vielleicht funktionieren, wo Radon aus dem Boden kommt. Es war immer so, dass im Lauf der letzten 20 bis 30 Jahre irgend etwas einmal funktioniert hat, dann war die Euphorie im Wissenschaftlerkreisen groß, man ging nicht an die Öffentlichkeit, was dieser Forscher jetzt getan hat, sondern blieb unter sich, freute sich, aber man sagte, hier ist das Grundwasser gestiegen, hier hat es Methanausgasung gegeben. Aber das hat sich dann alles nicht als tragfähig erwiesen, beim nächsten Mal hat es dann nicht geklappt. Es mag sein, dass die Methode in solchen Gebieten, wo es viele Granite gibt und deshalb auch Radon austritt, vielleicht funktioniert. Aber es kann auch sein, dass es anderswo überhaupt nichts sagt. Und wenn kein Radon da ist, kann es überhaupt nicht funktionieren.
Blumenthal: Wo liegt ein nachhaltiger Ansatz, um vor Erdbeben zu warnen? Darin, Erdbeben zu verstehen, oder zu lernen, die Anzeichen oder Vorzeichen für ein Beben zu sehen und lesen zu lernen?
Röhrlich: Man wird alles versuchen, nur ob es jemals gelingen wird, ein Erdbeben vorherzusagen, ist wirklich sehr fraglich. Die Wissenschaftler vergleichen das immer mit dem Geschehen in der Atmosphäre und mit der Wettervorhersage. Es hat lange gedauert, ehe wir jetzt eine halbwegs zuverlässige Wettervorhersage machen können. Aber es ist auch relativ einfach, die Bewegung der Luft zu messen. Unter der Erde wissen wir nicht, was da genau passiert. Das sind ähnlich komplexe Vorgänge, die dort ablaufen, aber wir haben keinen genauen Einblick darin, so dass wir wirklich nicht so bald zu einer zuverlässigen Vorhersage kommen können, schon rein wissenschaftlich nicht. Und man versucht jetzt, beide Wege zu gehen, einerseits alles mögliche zu beobachten, und auf der anderen Seite, Erdbeben besser zu verstehen, indem man Vorläufer, die man vor Jahren noch nicht messen konnte und die man jetzt plötzlich sehen kann, beispielsweise im GPS kleine Bodenverschiebungen, und man hofft so, dann die Mechanismen besser zu verstehen, um dann vielleicht in Jahrzehnten einen Schritt weiter zu kommen.
Blumenthal: Welche Möglichkeiten bietet gerade die Satellitentechnik, die also einen sehr großen Überblick über bestimmte Gebiete schafft, aus dem All auf diese Gebiete schaut und dort auch sehr hoch auflösend Veränderungen sehen kann? Ist das ein geeignetes Instrumentarium, um kleine Veränderungen in der Tektonik zu sehen?
Röhrlich: Das ist ein hervorragendes Instrumentarium hierfür. Man hat vor einigen Jahren so einen so genannten nicht-vulkanischen Tremor entdeckt, das sind Bewegungen der Erdkruste, die man früher einfach nicht gesehen hat. Das sind Erdbeben, die nicht scharf einsetzen und wieder abfallen, sondern es hebt sich dort etwas, es senkt sich dort etwas. Früher hat man das einfach nicht gewusst, und man hat jetzt feststellen können, dass Veränderungen in diesem Zittern der Erde mit Erdbeben zusammenhängen. Und man hofft jetzt, dass wenn man das näher untersucht und heraus bekommt, wie sie genau zusammenhängen, dass man mehr darüber lernt, wie Erdbeben entstehen.