Seine Partnerin Barbara Tversky sagte der Deutschen Presse-Agentur, Kahneman sei am Mittwoch gestorben. Sein Spezialgebiet war die Verhaltensökonomie. 2002 erhielt er den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften, der oft auch als Nobelpreis bezeichnet wird. In der Begründung der Akademie hieß es damals, Kahneman habe "Einsichten aus der psychologischen Forschung in die wirtschaftswissenschaftliche Analyse integriert".
Kahneman wurde 1934 in Tel Aviv geboren. Er studierte zunächst an der Hebrew University in Jerusalem, dann an der Universität von Kalifornien. Später lehrte er in Israel, Kanada und den USA. Der Psychologe und Ökonom analysierte unter anderem das Entscheidungsverhalten von Menschen in wirtschaftlichen Situationen.
Gemeinsam mit dem Psychologen Amos Tversky entwickelte er die sogenannte Prospect Theory, die die Wirtschaftswissenschaften stark beeinflusste. Dabei analysierten die Forscher das Verhalten in Risikosituationen. Sie wiesen nach, dass Menschen in der Regel stärker von drohenden Verlusten als von potenziellen Gewinnen beeinflusst werden. Mit seinem Bestseller "Thinking, Fast and Slow" (auf Deutsch: "Schnelles Denken, langsames Denken"), der 2011 erschien, wurde Kahneman auch international einem breiten Publikum bekannt.
"Einer der klügsten Köpfe"
Israels Präsident Herzog würdigte Kahneman in einer Stellungnahme als "einen der klügsten Köpfe, die wir je gekannt haben". Seine Forschungsarbeiten hätten Geschichte geschrieben und die Art und Weise verändert, wie die Menschheit die Realität wahrnehme. Durch seine Entwicklung der Prospect Theory und seine bahnbrechende Arbeit in den Bereichen Wirtschaft und Psychologie habe er Israel mit großem Stolz erfüllt.
Diese Nachricht wurde am 29.03.2024 im Programm Deutschlandfunk Kultur gesendet.