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Verhandlungen in Wien
Iran erstmals bei Syrien-Konferenz

Die Außenminister der USA, Russlands, Saudi-Arabiens und der Türkei treffen sich von heute an in Wien zu neuen Beratungen über den Syrien-Konflikt in Wien. Morgen kommen weitere Länder hinzu, so etwa Deutschland - und mit dem Iran ein teils ungebetener Gesprächspartner.

    Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif
    Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif (dpa / picture-alliance / Michael Kappeler)
    Mehr als vier Jahre dauert der Bürgerkrieg in Syrien bereits, die Weltgemeinschaft setzt nun in Wien zu einem neuen Vermittlungsversuch an. Erstmals wird bei internationalen Gesprächen zu dem Konflikt der Iran mit am Tisch sitzen. US-Außenminister John Kerry erinnerte vor seiner Abreise nach Wien an die Mammutaufgabe beim Syrien-Gipfel: Es gelte, "einen Weg aus der Hölle zu weisen."
    Iran und Saudi-Arabien an einem Tisch
    Ab morgen nehmen dann auch Länder wie Deutschland, Großbritannien, Frankreich oder die Vereinigten Arabischen Emirate teil - und eben der Iran. Das iranische Außenministerium hatte gestern mitgeteilt, Minister Mohammed Dschawad Sarif habe eine russische Einladung zu dem Treffen in der österreichischen Hauptstadt angenommen. Zuvor hatten die USA ihren Widerstand gegen eine Teilnahme des langjährigen politischen Gegners aufgegeben. Washington hatte bei zwei früheren Konferenzen zum Syrien-Konflikt eine iranische Teilnahme aktiv verhindert.
    Der Iran unterstützt wie Russland Syriens Präsident Baschar al-Assad, Saudi-Arabien ist ebenso wie die USA und viele westliche Staaten für dessen Absetzung. Das saudische Königreich wird in Wien erstmals mit seinem größten Rivalen in der Region an einem Tisch sitzen. Das könnte nach Einschätzung von Beobachtern zusätzliche Spannungen schüren. Saudi-Arabiens Außenminister Adel al-Jubeir bezeichnete die Beteiligung Teherans als Gelegenheit, die "Ernsthaftigkeit Russlands und Irans zu testen", eine politische Lösung zu finden. Assad müsse "innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens" zurücktreten, fügte er hinzu.
    Iran will Assad halten, Saudi-Arabien will ihn stürzen
    Der Iran hat allerdings bereits klargemacht, dass eine Lösung des Konflikts nur zu Bedingungen des syrischen Präsidenten erfolgen könne. Teheran unterstützt das Assad-Regime finanziell, zudem sind Offiziere der elitären Revolutionsgarde in Syrien als Berater aktiv, wie der Iran einräumte. Saudi-Arabien und andere arabische Länder unterstützen wie etwa auch die USA die gemäßigten Rebellen. Zudem gibt es Berichte über zahlreiche gefallene iranische Soldaten, doch Teheran weist zurück, dass das Land Bodentruppen in Syrien hat.
    Der CDU-Politiker Ruprecht Polenz sagte im Deutschlandfunk, dass nicht nur die verschiedenen Gruppen von Syrern gegeneinander Krieg führten, "sondern es ist ja auch ein Stellvertreterkrieg insbesondere zwischen Saudi-Arabien und Iran". Die Gespräche seien richtig, schnelle Lösungen verspricht er sich jedoch nicht.
    Gemäßigte Rebellen wollen den Iran nicht in Wien
    Bei den gemäßigten syrischen Rebellen, die nach eigenen Angaben nicht zu dem Treffen eingeladen wurden, löste die Teilnahme Teherans Wut aus. Das Land könne keine Rolle bei der Gestaltung der Zukunft spielen, hieß es. Aktivisten sagten zudem, die Beteiligung des Iran werde den Konflikt nur verlängern, weil das Land die Position der syrischen Regierung widerspiegeln werde.
    Die Außenminister der USA, Russlands, der Türkei und Saudi-Arabiens hatten in der vergangenen Woche bereits in Wien über den Syrien-Konflikt beraten. Meinungsverschiedenheiten über die Zukunft Assads wurden dabei nicht ausgeräumt. Die USA und ihre Verbündeten wollen eine Beteiligung Assads an einem "politischen Übergang" akzeptieren, ihn am Ende des Prozesses aber aus dem Machtzentrum entfernt sehen.
    (nch/kis)