Im Vorfeld des UN-Klimagipfels COP26 in Glasgow hatten Forschende angeregt, die mitunter sperrige Verhandlungsstruktur der Konferenz zu entflechten und so zu besseren Ergebnissen zu gelangen. Ein mögliches Mittel dorthin: der Abbau von allzu hierarchisch organisierten Diskussionsrunden, von festgelegten Sprechzeiten und begrenzten Fragemöglichkeiten.
Der Kommunikationswissenschaftler Antal Wozniak hält eine sehr schnelle Änderung der Verhandlungskultur allerdings nicht für realistisch. Selbst Regierungsdelegationen hätten nur ein paar Minuten Sprechzeit, sagte Wozniak, der an der University of Liverpool zum Bereich politische Kommunikation forscht und lehrt. "Wir sehen also hier eigentlich nach wie vor diesen sehr typischen Konferenzverlauf dieser Plenarversammlungen mit Redezeit. Das ist alles sehr förmlich, sehr statisch. Das wird sich meines Empfindens nach allerdings auch nicht allzu schnell ändern."
Dennoch Einfluss-Chancen von Aktivisten
Zugleich seien Aktivistinnen und sonstige Akteure aber keineswegs chancenlos, was das Platzieren von Standpunkten betrifft. Wozniak: "Sobald debattiert wird, können natürlich Akteure, die nicht mit am Verhandlungstisch sitzen, versuchen, die Agenda, das Framing der ganzen Debatten ein bisschen mitzusteuern. Und das ist in der Vergangenheit mitunter auch schon gelungen." Vor allem die erhöhte Medienaufmerksamkeit verbessere die Chancen. Letzten Endes seien aber dennoch die Regierungsdelegationen entscheidend, "die zusehen müssen, dass sie Einigkeit finden und tatsächlich die Verhandlungen zu einem guten Abschluss führen."
Eine generelle Herausforderung der UN-Klimakonferenz liegt laut Wozniak darin, dass die Verhandlungen im Rahmen der Vereinten Nationen stattfinden – "sodass ein Konsensprinzip herrscht, was im Wesentlichen bedeutet, dass eigentlich die Mitglieder der Vereinten Nationen mit den geringsten Ambitionen mehr oder weniger das Tempo vorgeben."
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