Ob Elektrofahrräder oder Flugtaxis: In dem neuen Bericht vom Verkehrsclub Deutschland VCD und der Heinrich-Böll-Stiftung findet sich auf rund 50-Din-A4-Seiten ein ganzes Potpourri an Ideen. Eine gut lesbare Mischung aus bunten Grafiken und Texten zu historischen Entwicklungen, vor allem aber zu den Möglichkeiten des umweltfreundlichen Transports für Menschen und Güter jetzt und in Zukunft.
Eine wichtige Ausgangszahl für das Werk ist der CO2-Ausstoß: Demnach macht der Verkehr in Deutschland ein Fünftel der Gesamtbelastung aus, so schreiben die Autoren gleich in der Einleitung. Auch deshalb seien Investititionen in nachhaltige Mobilitätsinfrastrukturen nötig. Dazu Kerstin Haarmann, Bundesvorsitzende des Verkehrsclub Deutschland VCD:
"Der VCD meint, bei den Investitionen muss gelten: Schiene vor Straße. Also Bus und Bahn müssen mehr Finanzmittel haben als das Auto und selbstverständlich muss auch für den Radverkehr und den Fußverkehr vorrangig investiert werden in der Stadt."
Wasserstoff- oder Elektroantriebe?
Verlässliche Rahmenbedingungen seien für die Marktentwicklung wichtig, konstatiert der Atlas. Welche Antriebe Benzin- und Diesel-Motoren ablösen werden, ob Elektro-Antriebe oder Wasserstoff, bleibt offen in den jeweiligen Textpassagen. Klar wird dagegen: Die meisten Menschen fahren am Tag weniger als 60 Kilometer, damit würden die bisherigen Kapazitäten von Elektroautos ausreichen. Und Wasserstoff-Tankstellen gebe es in Deustchland nur 70. Also: Wasserstoff oder Strom? Dazu Ellen Ueberschär, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung:
"Ich glaube, dass wir das offen lassen müssen. Wir sehen im Moment eine starke Bewegung hin zur Elektromobilität. Andererseits: Die Luft ist nach oben natürlich frei. Weiter zu entwickeln und weiter zu forschen, das passiert ja auch, das muss mehr unterstützt werden. Am Ende ist es vielleicht in 20, 30 Jahren die Wasserstofftechnologie, aber dann ist sie es ergänzend zum Elektromotor."
Studienautoren fordern mehr "Flächengerechtigkeit"
Für die Autoren des Atlas‘ sollen die Städte der Zukunft weniger an den Bedürfnissen von Autos und Autofahrern orientiert sein. Ein wichtiges Stichwort hier ist "Flächengerechtigkeit" gegenüber anderen Verkehrsmitteln. Der Atlas zeigt dazu ein Beispiel aus Berlin: Dort werden laut Grafik 13 Prozent aller Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt, aber nur drei Prozent der Verkehrsflächen sind für den Radverkehr vorgesehen. Ellen Ueberschär mit einem weiteren Beispiel:
"Mehr Flächengerechtigkeit bedeutet, dass für Verkehrsträger, die nicht ‚Autos‘ heißen und auch nicht Autos sind, mehr Platz ist. Also man kann das ja relativ einfach deutlich machen, am Thema E-Scooter, wenn man nach Berlin-Mitte guckt und sieht wie die E-Scooter, also wie die Leute natürlich nicht nur den Radweg nutzen, weil der viel zu schmal ist. Wir brauchen eine Autospur, die frei ist für diese Art der Mobilität. Sonst wird diese den Effekt, den sie haben soll und der ja gut ist, eben nicht erzielen."
Mitfahrbänke für ländliche Räume
Eine ganz andere Herausforderung ist der Verkehr in ländlichen Gebieten, wo es weniger Alterntiven gibt. ier setzen die Autoren etwa auf Elektrofahrräder und mehr Mitfahrmöglichkeiten bei Privatpersonen. Ein Ansatz dafür sind: Mitfahrbänke. Dazu Kerstin Haarmann:
"Das ist eine originelle, analoge Idee einer Mitfahrzentrale. Wenn Sie einen überschaubaren Ort haben, Sie haben zwei Ausfallstraßen, in Richtung A und Richtung B, sind dort schöne Bänke – überdacht. Da kann man sich hinsetzen und auf den Nächsten warten, der mit dem Auto Richtung nächstes Dorf fährt zum Einkaufen oder zum Arzt, wo auch immer. Es gibt eine ganze Reihe Orte im Bundesgebiet, die das erfolgreich gemacht haben."
Andere Ideen sind betrieblich organisiertes Car-Sharing und Innovationen im Güterverkehr: Dort könnten bei Güterwaggons der Bahn die elektronische Verfolgbarkeit der Fracht und die Rückgewinnung der Bremsenergie einen effizienteren Transport möglich machen. Grundsätzlich heißt die Botschaft hier: so viel wie möglich auf die Schiene und so wenig Kohlenstoff wie möglich in den Antriebsmitteln. Alles in allem ist der Atlas ein Werk, in dem sowohl Bürger als auch Politiker sich Ideen holen können für eine umweltfreundlichere Fortbewegung.