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Verkopfte Fußballchronik

Vor fünfzig Jahren wurden die ersten Spiele der Fußball-Bundesliga angepfiffen: der Beginn einer langen Geschichte über Gesellschaft, Ästhetik und Politik. Der Historiker Nils Havemann hat nun diese Geschichte zu Papier gebracht – sehr wissenschaftlich und stellenweise fragwürdig.

Von Helmut Böttiger |
    50 Jahre Fußball-Bundesliga: Das bietet viel Stoff für eine pralle Gesellschafts- und Kultur-geschichte. Bestimmte Spieler und Trainer wurden zu Symbolträgern, und Veränderungen in der Taktik setzten im Lauf der Jahre ungeheure Energien für Diskussionen frei. Eine Fußballgeschichte ist immer auch eine Geschichte der Ideologien, die sich je nach Zeitgeist und Mode ändern. Deshalb muss man bei Nils Havemanns dickleibigem Buch – immerhin fast 700 Seiten, davon ca. 150 Seiten Fußnoten, Literaturverzeichnis und Register – sofort eines feststellen: Der Untertitel "Die Geschichte der Fußballbundesliga" ist eher irreführend.

    Nils Havemann ist Zeithistoriker, und sein Buch ist zunächst einmal eine fachhistorische Arbeit. Auf den ersten Blick sind zwei große Schwerpunkte auszumachen: Es ist zum einen eine recht detaillierte Verbandschronik, die Geschichte des Deutschen Fußball-Bundes, zum anderen ein Einblick in die Vorstandsebenen der großen Fußballvereine. Eine rigide Beschränkung des Themenhorizonts also, anhand diverser Quellenstudien und Archivbesuchen. Ein Aspekt erweist sich dabei als Leitmotiv: Wie wurden Fußballer bezahlt? Wie schafften es die Vereine und der Deutsche Fußball-Bund über viele Jahrzehnte hinweg, offiziell den Amateurstatus der Fußballspieler zu betonen, während diese schon früh Gehälter bezogen, die weit über dem des Durchschnittsverdieners lagen?

    "Die Spieler wurden nicht nur mit Kuverts voller "schwarzer" Scheine geködert, sondern auch mit großzügigen Sachgeschenken wie kompletten Wohnungseinrichtungen, teuren Motorrädern oder mit der kostspieligen Gründung von Kleinbetrieben, die der Existenzsicherung des begehrten Spielers außerhalb des Stadions dienen sollte. Der Vorstand von Eintracht Frankfurt ärgerte sich ab 1950 wiederholt über die Dreistigkeit, mit der die vermeintlich so kameradschaftlich eingestellten Kicker ihre stolzen Gehaltsvorstellungen vortrugen und bereits eingegangene Verträge schlicht nicht mehr einhielten, sobald die Konkurrenz mit ein paar Banknoten mehr wedelte. Einige Klubs gewährten ihren Stars großzügige "Kredite", bei denen es zweifelhaft blieb, ob sie überhaupt zurückgezahlt werden sollten. Eine weitere Methode, das Gehalt der Spieler aufzubessern, waren seltsame Kaufgeschäfte. Curt Müller, Mitglied des DFB-Kontrollausschusses, erzählte im Juli 1957 von der sogenannten "Auto-Tour", mit der er es bei seinen Ermittlungen wiederholt zu tun gehabt habe: Der Club kaufte dem begehrten Kicker "zu Überpreisen" eine verrostete Karre ab, die dieser zuvor auf einem Auto-Friedhof zum Schrottwert erstanden hatte. All dies belastete zwar die Clubkassen, konnte aber von den Finanzämtern kaum beanstandet werden, weil es sich formal nicht um Spielergehälter handelte."

    Diese Praxis der Heuchelei legte ihren Schatten auch noch auf die Gründung der Bundesliga 1963. Denn der Amateurstatus der Fußballer war aus finanziellen Gründen wichtig. Zentral war die sogenannte "Gemeinnützigkeit" der Vereine: Da sie für Breitensport zuständig waren, mussten sie auch für ihre Spitzensportabteilung keine Steuern bezahlen, im Gegenteil: Sie konnten sogar immer wieder auf die kommunalen Behörden Druck aufbauen, als gesellschaftlich und sogar kulturell relevante Institutionen finanziell gefördert zu werden. Dieses Hin und Her, dieses Kuddelmuddel der Paragrafen und der Hinterzimmervereinbarungen versucht Havemann genau nachzuzeichnen.

    Die Finanzbehörden agierten naturgemäß ganz anders als die lokalen Politiker, die Steuerbeamten wollten Abgaben, die Politiker Netzwerke, und zudem geschah dies regional auf völlig unterschiedliche Weise. Jeder der Beteiligten wusste, dass es um für die Verhältnisse der fünfziger Jahre erstaunlich viel Geld ging, aber das wurde überdeckt durch eine schwülstige Rhetorik vom Ideal des Amateurs und von Kameradschaft. Da überschnitten sich diverse Grauzonen, und in den Vereinen regierten denn auch profilneurotische Selfmademen genauso wie öffentlichkeitsbewusste Unternehmer, die sehr genau um die Werbewirksamkeit ihres Engagements im Fußballverein wussten und dies gezielt einsetzten. Neben dem Taktieren der Vereine, die sich aus Steuerhinterziehungsgründen vor der Einstufung als Geschäftsunternehmen fürchteten, spielte die Politik des Deutschen Fußball-Bundes eine große Rolle.

    Auch der DFB legte großen Wert darauf, den Amateurstatus selbst bei den Großvereinen gewahrt zu wissen. Denn die Macht des DFB lag darin, sich zur alleinigen Standesvertretung für den deutschen Fußball entwickelt zu haben – anfangs gegen harte Konkurrenz von konfessio-nellen Clubs oder Arbeitervereinen. Für den DFB war es die größte Gefahr, dass sich die führenden Fußballclubs selbständig machen und sich einen eigenen Profiverband schaffen könnten – das hätte seinen gesellschaftlichen Einfluss und seine finanziellen Ressourcen untergraben. Deshalb agierte er über Jahrzehnte hinweg sehr aggressiv gegen Bestrebungen, den Profifußball auch in Deutschland einzuführen – was in England, Italien oder Spanien früh der Fall war. Selbst bei der Einführung der Bundesliga vermied es der DFB, offen vom "Berufsspieler" zu sprechen.

    Er erfand stattdessen den Begriff des "Lizenzspielers", der "Fußball in erster Linie beruflich" betreibe, darüber hinaus aber immer noch die Möglichkeit habe, neben seiner Arbeit auf dem Platz einem anderen "zivilen Beruf" nachzugehen. Bei solchen Fragestellungen lebt der Autor sichtlich auf. Und ziemlich verwundert beschreibt er den Mythos um jene Spieler, die so etwas wie deutsche Ideale verkörperten: Fritz Walter und vor allem Uwe Seeler. Uwe Seeler lehnte 1961 ein lukratives Angebot ab, zu Inter Mailand zu wechseln, worauf die deutsche Fußballnation sofort in kollektive Rührung ausbrach. Dabei verdiente Seeler beim Hamburger SV und in den von ihm vermittelten Tätigkeiten, verbunden mit längerfristigen Perspektiven, unterm Strich genau so viel, wie er in Italien verdient hätte. Das stand aber nicht in den Zeitungen, und man wollte es auch gar nicht so genau wissen.

    "Die Faszination, die Persönlichkeiten wie Fritz Walter und Uwe Seeler auf die Menschen in der Bundesrepublik ausübten, rührte im Wesentlichen aus dem Bedürfnis nach möglichst geringen sozialen Unterschieden. Obwohl sie große, gefeierte Stars waren und mit ihren Gehältern zweifellos zur "Einkommenselite" zählten, erhielt der Bundesbürger im Umgang mit ihnen nie den Eindruck, als ob sie sich in höheren Sphären bewegten, wo man sich für etwas Besseres hielt oder verächtlich auf das Volk herabschaute."

    Auffällig ist indes, dass Nils Havemann derlei Phänomene zwar anspricht, aber gar nicht erst versucht, sie näher zu erklären. Interessant findet er immerhin die Sehnsucht nach "möglichst geringen sozialen Unterschieden", und diese versucht er, ein bisschen lächer-lich zu machen. Denn sein Buch läuft auf eine Hauptthese hinaus: Hätten die Fußballfunktionäre schon viel früher erkannt, dass man keinerlei Hemmungen vor dem Kommerz zu haben braucht, wären der deutschen Szene viele Komplikationen erspart geblieben. Als ein Beispiel dafür zieht den Niedergang großer Traditionsvereine heran, wie 1860 München, dem 1. FC Nürnberg oder Schalke 04: Sie alle verpassten den Anschluss an die Modernisierung des Fußballs. Havemann stellt zunächst eines klar:

    "Es gab von Anfang an eine Kluft zwischen dem nüchternen Pragmatismus der Kaufleute und der kulturellen Erwartungshaltung der Fans."

    Das Wörtchen "kulturell" hat hier immer einen etwas negativen Beigeschmack. Für Have-mann ist das Problem, dass die "Kaufleute" an der Spitze lange Zeit unprofessionell agierten. Und irgendwie verbindet er diese Gutsherrenart mit kulturellen Erscheinungsformen im Fußball überhaupt. Gegen das verächtliche Führungsprinzip nach Gutsherrenart setzt Havemann das Erfolgsmodell börsennotierter Unternehmen. Aus dem Niedergang von Schalke zieht er folgende Konsequenz:

    "Diese Ereignisse waren ein Beleg dafür, wie fragwürdig die vielen gängigen Theorien über "Modernität" sind, die in der Regel eng an den Begriff der Demokratie gekoppelt sind. Auf Schalke war die Anhängerschaft überwiegend nicht bereit, die Entwicklung des Vereins zu einem professionell geführten Unternehmen mitzutragen. "Demokratisierung", so die ernüchternde Erkenntnis, konnte notwendige Reformen ebenso herbeiführen wie behindern. Für die Bundesligisten, die sich dauerhaft an der Spitze halten wollten, schien es daher geboten zu sein, Entscheidungen über wichtige Ämter nicht mehr den Launen der Anhängerschaft zu überlassen, sondern mehr noch als zuvor in oligarchischen Zirkeln zu treffen, die – weitgehend abgeschottet von der Basis – sich gegenseitig zu kontrollieren versuchten."

    Das klingt tatsächlich erst einmal ganz vernünftig und pragmatisch, auch wenn man Be-denken haben kann, folkloristisch interessante Figuren wie den wiederholten Schalke-Präsidenten Günter Siebert oder den legendären "Mannschaftsbetreuer" Charly Neumann bedingungslos mit einem Begriff wie "Demokratisierung" zu verbinden. Havemanns Setzung, Fußballvereine könnten nur wie ein professionelles Unternehmen geführt werden, wogegen es in der Tat kaum Argumente gibt, geht bei ihm einher mit unterschwelligen Ressentiments. Nicht nur das Wörtchen "kulturell", auch Begriffe wie "Demokratisierung" oder gar "Kritik" sind bei ihm durchweg negativ besetzt. Und hier polemisiert er, entgegen seiner nüchternen Selbstvorgaben, durchaus. Dem …

    "… 'kritischen' Geist des gesellschaftlichen Wandels …"

    … attestiert er grundsätzlich einen …

    "… narzisstischen Weltverbesserungsanspruch."

    Und gewissen Sätzen, die er natürlich in einen größeren Zusammenhang einbaut und hinter Detailüberlegungen versteckt, sollte man genauer nachhorchen:

    "Wer den Topos vom Fußball als Spiegelbild gesellschaftlicher Verhältnisse auf die Spitze treiben will, wird aus der angeblichen "Demokratisierung" des Berufsfußballs die Frage ableiten, ob die Bilanz der von Willy Brandt angekündigten "Demokratisierung" nicht ähnlich desillusionierend ausfällt. Provokant könnte man die These aufstellen, dass die Bundesrepublik der vermeintlich "bleiernen" Adenauer-Ära sogar viel freiheitlicher und demokratischer war als das wiedervereinigte Deutschland Jahrzehnte später."

    Das ist zweifellos eine sehr streitbare These, und die Frage ist nur: Wie kommt der Autor dazu? Es ist eindeutig, dass er einen Strauß mit der sicherlich komplexen und schwierigen 68er-Bewegung ausficht – dass diese die Bundesrepublik freier und demokratischer gemacht habe, dass sich der Einzelne hier emanzipiert habe, lehnt Havemann rundheraus ab. Sein Wissenschaftsbegriff erlaubt ihm das offenkundig. Denn er denkt nicht im klassischen Sinn historisch, rekurriert nicht auf Entwicklungen, die spezifischen Zeitumständen geschuldet sind. Er erhebt vielmehr mit Vorliebe empirische Daten, über unterschiedlichste Zeiträume hinweg. Eine eher komische Wirkung erzielt Havemann dadurch, dass er die vermaledeite 68er-Zeit und ihre Folgen, obwohl er oft darauf zu sprechen kommt, gar nicht konkret benennt. Er umschreibt sie mit einer sonderbaren Wendung, die er mehrfach wiederholt und die in ihrer Hülsenhaftigkeit fast an den Sprachgebrauch der DDR erinnert:

    "Die Zeit des gesellschaftlichen Wandels"

    Dieser "gesellschaftliche Wandel" ist natürlich nicht positiv besetzt, sondern wird in erster Linie freudlos registriert und nicht näher erklärt. Die "Wissenschaft", in deren Namen der Autor hier spricht, beschränkt sich nämlich auf das konkret Nachweisbare. Einmal allerdings wagt er eine Formulierung, die seine erkenntnistheoretischen Prämissen deutlich macht. Er benennt auf der einen Seite x-beliebige "Wissenschaftler und Journalisten", die irgendwie nicht zurande kommen, und auf der anderen Seite die entscheidenden "Experten". Das ist der Dreh: der "Experte" verfügt über die einzig angemessenen Methoden. Es geht in diesem Beispiel um das Problem der Gewaltexzesse in den Fußballstadien, um Fanausschreitungen, die sich in den siebziger Jahren häuften.

    "Über die stark auseinandergehenden Erklärungsansätze, die Wissenschaftler und Jour-nalisten dem interessierten Publikum präsentierten, konnte gewiss trefflich gestritten werden. Sie waren derart zahlreich, dass sich selbst die Experten erst einmal einen Überblick darüber verschaffen mussten, nachdem die Diskussionswelle ein wenig abgeebbt war. Wie eine 1978 beim Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Köln eingerichtete Projektgruppe mit erstaunlicher Präzision herausfand, waren bis 1979 in den ausgewerteten Publikationen nicht weniger als "36 verschiedene Ursachen, 11 daraus resultierende Auswirkungen und 21 verschiedene Maßnahmen" präsentiert worden."

    Die Haltung des Autors zu dieser Problematik ist eindeutig: Fangewalt habe es schon immer gegeben, sie gehöre zum Fußball seit seinen Anfängen, das sei überhaupt nichts Neues. Und das ist die Crux dieses Buches: die Veränderungen im Umfeld des Fußballs, die sozialen Entwicklungen, die völlig neuen kulturellen Besetzungen vor allem seit den neunziger Jahren interessieren den Autor nicht. Wer eine "Kulturgeschichte" des Fußballs schreiben will, wie es der Autor programmatisch für sich bekundet, müsste selbstverständlich auch darauf zu sprechen kommen, was in den sechziger Jahren los war, als der eigenwillig herausragende Schriftsteller Ror Wolf plötzlich experimentelle Fußball-Collagen verfasste und Fußball als Thema für die Kunst entdeckte. Als Peter Handke sein mythisches Gedicht "Die Aufstellung des 1. FC Nürnberg am 27. Januar 1968" verfertigte.

    Das waren Quantensprünge! Doch derlei taucht in Havemanns Literaturverzeichnis nicht einmal auf. Die meisten der inzwischen zahlreichen Essays über Fußball als kulturgeschichtliche Größe, angefangen etwa mit Norbert Seitz‘ "Bananenrepublik und Gurkentruppe" aus dem Jahr 1987, werden weder diskutiert noch im Literaturverzeichnis berücksichtigt. Und die diversen Versuche, Bayern München und Borussia Mönchengladbach für die Zeit der 70er Jahre als sich gegenseitig bekämpfende Modelle zu begreifen, als politisch-kulturelle Gegenentwürfe, entlocken Havemann in seiner vermeintlich positivistischen Abgeklärtheit nur ein müdes Achselzucken.
    "Es handelte sich hier wie dort um außergewöhnliche Mannschaften, die jeweils auf ihre Art begeisterten."

    Natürlich war Günter Netzer, trotz seiner langen Haare und des euphorisch begrüßten Gestus eines Rebells, kein Linker. Günter Netzer war völlig unpolitisch, und jeder wusste auch, dass vor allem Gladbachs Verteidiger Berti Vogts ausgesprochen konservativ dachte. Darum ging es aber auch nie. Entscheidend sind die Projektionen, die in den siebziger Jahren stattfanden, die Gründe, weshalb einer Fan der Bayern und der andere Fan von Gladbach wurde. Das waren Grundsatzentscheidungen, die etwas mit Sehnsüchten, Weltbildern, Selbstdefinitionen zu tun hatten, und an diesem Punkt wird Fußball als eine kulturelle Erscheinungsform erst interessant. Fußball wird zu einer lustvoll inszenierten Metapher. Es wäre zwingend, diese für die Wirkungsgeschichte des Fußballs maßgeblichen Vorgänge angemessen zu reflektieren. Nils Havemann tut das aber nicht. Dass Gladbachs Fohlen-Elf im Gegensatz zu Bayern einen hinreißenden Angriffsfußball gespielt habe, eine beliebte These jener Zeit, zieht er von vornherein in Zweifel. Wichtiger noch ist ihm aber folgender Punkt:

    "Überdies knüpften die Versuche, den Fußball für ideologische Manipulationen zu missbrauchen, an eine unheilvolle Tradition an, der sich die Generation des gesellschaftlichen Wandels in Unkenntnis der Geschichte und in ihrem Anspruch auf einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit nicht bewusst zu sein schien. Es waren Repräsentanten des NS-Regimes gewesen, die in den Kriegsjahren massiv in den sportlichen Bereich des deutschen Fußballs eingegriffen hatten, um deutsche Mannschaften zu einer offensiven Ausrichtung zu zwingen. Der Nationalsozialismus erblickte im "modernen Angriffsfußball" ein perfektes Ebenbild seiner eigenen Weltanschauung."

    Man fragt sich, was schwerer wiegt: dass dieser Autor offenkundig überhaupt keinen Hu-mor hat, kein Sensorium für das, was den Fußball erst zu einer differenzierten, wider-sprüchlichen, überraschenden Kulturleistung macht – oder die erstaunliche Ideologie, die er hinterrücks verficht. So neutral, sachlich und objektivierend, wie er tut, ist seine empirische, sich auf stark eingegrenzte fachhistorische Quellenstudien beschränkende Abhandlung keineswegs. Sie stellt sich in eine mittlerweile lange Reihe: den Fußball für die gerade in der Luft liegenden Denkmoden zu benutzen. Eines steht auf jeden Fall fest: Auf die groß versprochene "Geschichte des deutschen Fußballs" müssen wir immer noch warten.

    Nils Havemann: Samstags um halb 4. Die Geschichte der Fußballbundesliga.
    Siedler Ver-lag, München. 671 Seiten. 26,99 €