"Als vor einigen Wochen schon die Männer-EM 2020 in das nächste Jahr verlegt wurde, war allen klar: Fast zeitgleich eine Frauenfußball-Europameisterschaft und dann auch noch in England das Finale der Männer - das EM-Finale ist ja für das Wembley-Stadion vorgesehen - zu spielen, das wird nicht gehen", sagte ARD-Sportreporterin Martina Knief im Deutschlandfunk. Niemand habe darüber geklagt, sondern nach vorne geschaut. Allen sei klar gewesen: diese Europameisterschaft der Frauen müsse 2022 stattfinden, so Knief.
Zu früh für eine gemeinsame EM
Der Vorschlag von Nationalspielerin Alexandra Popp, die EM der Männer und Frauen gemeinsam auszutragen, löste bei Knief gemischte Gefühle aus: Diese Double-Header hätten zwar Charme: "Erst spielt Deutschland gegen England bei den Frauen, um 18 Uhr und um 21 Uhr spielt auch im Wembley-Stadion Deutschland gegen England bei den Männern." Aber, so stellt sich Knief auch kritisch die Frage: Wer interessiert sich dann noch für das Frauen-Spiel? Der Klassiker bei den Männern hätte so viel mediale Macht, dass das Frauenspiel vermutlich untergehen würde."
Alleinstellungsmerkmal der Frauen-EM ist wichtig
Die ARD-Sportreporterin kann der Verlegung ins Jahr 2022 aber durchaus auch Vorteile abgewinnen. "Die ehemalige deutsche Nationalspielerin Nadine Kessler ist jetzt bei der UEFA für den Frauenfußball zuständig und generiert Sponsoren, die sich ausschließlich für eine Frauenfußball-Europameisterschaft interessieren und nicht sozusagen ein Anhängsel einer Männer-Veranstaltung sind", sagte Knief. Auch die deutsche Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg habe bei einem Pressegespräch nicht nur genau dieses Alleinstellungsmerkmal betont, sondern auch, dass die Frauen dieses jetzt nicht mehr hergeben wollen: "Da geht es um Anerkennung, da geht es um Sponsoren, da geht es um Anstoßzeiten. Nicht mehr irgendwie morgens um 11 Uhr, sondern zur Primetime auch bei den Öffentlich-Rechtlichen im Fernsehen. Und das alles würde man dann wieder verlieren, wenn man im Sog der Männer mitschwimmen würde", sagte Knief.
Vertragsverlängerung der Bundestrainerin
Mit Blick auf eine Vertragsverlängerung der Bundestrainerin sagte Knief: "Eigentlich waren ja bis Vertragsende 2021 drei Turniere einkalkuliert. Die Weltmeisterschaft, Olympia und die EM. Dass es jetzt am Ende nur eins sein wird, nämlich die Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr, ist ein bisschen bitter." Zwar sei noch nichts in trockenen Tüchern, sie habe allerdings schon Signale aus dem DFB vernommen, dass man in den Gesprächen über eine Vertragsverlängerung auf einem guten Weg sei.