Chinua Achebe, Jahrgang 1930, gehört dem Volk der Ibo an, einer der drei großen Ethnien im Osten des Vielvölkerstaats Nigeria. Nach dem Besuch der Missionsschule und dem Studium arbeitete er erst beim nigerianischen Rundfunk. Er war Sonderbotschafter Biafras in Europa und den USA, wo er dann auch lehrte, er hat die Literaturzeitschrift Okike gegründet und er war lange Jahre Berater für die "African Writers Series" des Heinemann Verlages, die erstmals den Literaturen Afrikas zu weltweiter Verbreitung verhalf. Seine Romane entstammen der und schildern eine Kultur, die mündlichen Traditionen folgt. Damit leistete er unendlich Wichtiges: die Rehabilitierung der vor-kolonialen afrikanischen Gesellschaft, und nicht als unschuldige Idylle. Er hat mit kritischer Distanz auch die postkolonialen Verhältnisse, das Versagen der afrikanischen Elite und die Bedrohung seines Landes durch die Militärregierung analysiert. Seine Bücher sind hochmodern, indem sie schon in den 50er Jahren den Diskurs um den Begriff der kulturellen Identität vorwegnehmen. Und im Hinblick auf die kulturelle Kolonisierung heute maß der Präsident von DAAD und der Universität Würzburg ihnen geradezu prophetische Züge bei.
Berchems Forderung, die Geschichte Afrikas in den Schulbüchern nicht erst mit dem Zeitalter des Imperialismus beginnen zu lassen, sondern endlich um die Kulturgeschichte der schwarzafrikanischen Königreiche vor Beginn des portugiesischen Sklavenhandels zu erweitern, weist die Aufgaben der Zukunft. Auf Seiten der Europäer gibt es hier mehr zu tun, als uns lieb sein kann.
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