Die Deutsche sparen, und das, obwohl es für das Spargeld so gut wie keine Zinsen mehr gibt. Mit 9,7 Prozent lag die Sparquote sogar noch 0,2 Prozent höher als 2014. Georg Fahrenschon, den Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, wundert diese Entwicklung nicht:
"Es bleibt einfach eine schlichte Wahrheit, dass es gerade in Zeiten niedriger und negativer Zinsen, umso wichtiger ist zu sparen und möglichst früh zu beginnen. Denn um bei gleicher Risikostruktur, die eigenen Vorsorgeziele zu erreichen, müssen Sie über die Jahre höhere Beiträge zurücklegen."
Gesteigertes Sicherheitsbedürfnis
Das Sicherheitsbedürfnis der Sparer ist allerdings weiter gestiegen. Nur zehn Prozent der Befragten sind bereit, ein höheres Anlagerisiko einzugehen, um höhere Rendite zu bekommen. Auch das ist ein Ergebnis des neuen Vermögensbarometers des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, erstellt aus einer repräsentativen Befragung von 1.800 Menschen in Deutschland. Für 57 Prozent der Befragten ist es am wichtigsten, bei einer Geldanlage wenigstens garantiert keine Verluste zu machen:
"Also vorneweg Sicherheit, Flexibilität, Verfügbarkeit und das passende Momentum in die aktuelle Lebens- und Familienplanung, erst dann kommt die Rendite."
Kurzfristige Einlagen statt langfristige Laufzeiten
Auch bei Arten der Geldanlage sei Vorsicht das oberste Gebot, so der Volkswirt Reinhold Rickes. Die meisten Anleger streuen breit:
"Also es ist jetzt weder so, dass die Menschen sehr stark in Aktien gehen, noch in andere Bereiche. Wir sehen, dass die Wohnimmobilie eine deutliche Belebung bei der Nachfrage hat, also wir stellen fest, dass gerade auch ein Großteil der ersparten Gelder in die Liquidität gehen, das heißt also, man geht auf kurzfristige Einlagen."
Um dann auch kurzfristig umschwenken zu können, falls die Zinsen wieder steigen. Jeder fünfte Sparer zweifelt inzwischen daran, dass das Sparen für die Altersvorsorge überhaupt einen Sinn hat und zum gewünschten Erfolg führt.
Kein gesteigertes Konsumverhalten
Auf das Konsumverhalten wirken sich die niedrigen Zinsen übrigens nicht aus, so Georg Fahrenschon:
"Trotz geringer Inflation und gestiegener Reallöhne, geben die Deutschen nicht mehr Geld aus. Drei Viertel haben in den letzten zwölf Monaten ihr Konsumverhalten nicht geändert und planen auch nicht, dies zu tun. Es sind nur fünf Prozent, die mehr Geld ausgeben, als im Jahr zuvor, das ist der niedrigste Wert der letzten zehn Jahre."
Auch eine Kreditaufnahme lehnen dabei 54 Prozent der Befragten grundsätzlich ab. Insgesamt habe die EZB-Geldpolitik mit Zinssenkungen und Erweiterung der Kaufprogramme nicht die gewünschten Ergebnisse geliefert, beklagt der Deutsche Sparkassen- und Giroverband. Es sei nun Zeit in Europa über Strukturreformen tatsächlich das Wachstum voranzubringen.
Gefordert wird von der Politik eine stärkere Unterstützung des Sparens. Die Aktienberatung werde zum Beispiel durch immer höhere Anforderungen erschwert und die deutsche Umsetzung einer EU-Richtlinie erschwere die Neuvergabe privater Immobilienkredite.
Neue Belastungen der Sparer drohen
Auf die Sparer kämen gleichzeitig neue Belastungen zu.
Im kommenden Jahr werde der Ölpreis wieder anziehen und wenn dann noch die Verbraucherpreise wie vorhergesagt um 1,5 Prozent steigen, machen die Sparer in Kombination mit Nullzinsen reale Verluste.