Es wird nicht gerechter, sondern allenfalls etwas weniger ungerecht. Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung verfügten zu Beginn des Jahrtausends noch über 91 Prozent des Geldvermögens. Aktuell sind es noch 79 Prozent. Da kann man sagen: Es geht in die richtige Richtung. Aber die kleine Verbesserung in der weltweiten Ungleichverteilung hat vor allem einen Grund: "Es hängt alles an China", sagt Arne Holzhausen, der für die Allianz die Vermögensverteilung in der Welt untersucht hat. "Wir sehen vor allem, dass es der chinesische Aufstieg ist, der chinesische Ansturm in die globale Mittelklasse, der die Entwicklung forciert hat."
Aber in Afrika habe sich überhaupt nichts bewegt, der Kontinent bleibe für die Vermögensmesser eine "terra incognita", so Holzhausen. Und wenn die weltweite Vermögensmittelklasse zugenommen habe, dann nicht nur, weil viele Chinesen reicher geworden seien, sondern weltweit auch viele Superreiche ärmer, also in die Mittelklasse abgestiegen seien. So kam es, dass das reichste ein Prozent der Weltbevölkerung nicht mehr 47, sondern 44 Prozent des Geldvermögens besitzt.
Deutsches Durchschnitts-Nettovermögen bei 50.000 Euro
In Deutschland ist Ungleichheit auch messbar. Das durchschnittliche Netto-Geldvermögen, also ohne Schulden, liegt hier bei knapp 50.000 Euro. Das ist weltweit Rang 18. Aber die Hälfte der Bevölkerung hat deutlich weniger als 20.000 Euro – "ein Indiz für eine relativ ungleiche Vermögensverteilung", heißt es in der Analyse. Sehr viel ungleicher sind die Vermögen in den Vereinigten Staaten verteilt. Im Durchschnitt kommt ein Amerikaner auf gut 177.000 Euro Netto-Geldvermögen, aber die Hälfte alle Amerikaner besitzt nur rund 30.000 Euro. Die Reichen blasen den Durchschnitt also auf.
Dass sich das in Deutschland schnell ändert, ist unwahrscheinlich. Dafür gehen die Deutschen auch zu risikoscheu mit ihrem Geld um. Ihr Geldvermögen wächst zwar, in den letzten Jahren im Schnitt um vier Prozent jährlich. Aber Kursgewinne aus Wertpapieranlagen tragen dazu nur ein Viertel bei. Im übrigen Euroraum sind es zwei Drittel, in Nordamerika drei Viertel. Hier, in Deutschland, spiele der Konsumverzicht, das Sparen, eine große Rolle beim Vermögensaufbau, sagt Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise: "Das zeigt noch einmal sehr stark, dass in anderen Ländern die Leute das Geld für sich arbeiten lassen und wir in Deutschland für das Geld arbeiten."
Zwar hängt der hohe Wertpapierbesitz anderswo auch mit einer kapitalgedeckten Altersvorsorge zusammen, während die hiesigen, auf dem Generationenvertrag basierenden Rentenansprüche nicht zum Geldvermögen zählen. Aber bezöge man sie mit ein, änderte sich am grundsätzlichen Bild wenig.