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Vermögensverwalter Blackrock
Plädoyer für niedrigere Dividenden

Wer Geld in ein Unternehmen gesteckt hat, wird dafür gern belohnt - entweder über steigende Kurse - oder eben über Ausschüttungen. Weil Anleger also diese Dividenden lieben, wirkt es umso merkwürdiger, wenn ausgerechnet der weltgrößte Vermögensverwalter zum Verzicht aufruft: Unternehmen sollten weniger Dividende zahlen und mehr investieren, sagt der Blackrock-Chef Larry Fink.

Von Felix Lincke |
    "Wir sind besorgt, dass nach der Finanzkrise viele Unternehmen vor Investitionen in ihre Zukunft zurückgeschreckt sind", schreibt Larry Fink, der Gründer und Chef der weltgrößten Vermögensverwaltung Blackrock, die auch bei zahlreichen DAX-Unternehmen zu den wichtigsten Aktionären zählt. Zu viele Firmen hätten ihren Kapitalausgaben zurückgefahren oder sogar höhere Schulden gemacht, um Dividenden und Aktienrückkäufe zu steigern.
    Brandbrief an 500 wichtigsten börsennotierten US-Unternehmen
    Das hatte Fink bereits in einem ähnlichen Brandbrief geschrieben, den er an die 500 wichtigsten börsennotierten US-Unternehmen verschickte. Ob die gleichen Vorwürfe bei deutschen Großunternehmen genauso berechtigt sind, darüber kann man streiten. Die Ausschüttungen an die Aktionäre seien traditionell zu niedrig, behauptet etwa die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Weniger als ein Fünftel der börsennotierten Firmen würde mindestens die Hälfte ihrer Gewinne an die Anteilseigner abführen. Jella Benner-Heinacher von der DSW kann keine wesentliche Änderung darin erkennen:
    "dass die Dividenden aufgrund des guten Geschäftsjahres 2013 mit insgesamt 37,3 Milliarden Euro leicht über den Zahlen des Vorjahres liegen. Damit legten die Dividendenzahlungen nun zum vierten Mal in Folge zu."
    Großkonzerne, die am meisten zahlen und viel Geld in Aktienrückkäufe stecken, welche den Kurs für die Anleger attraktiv halten sollen, könnten nach den Berechnungen der DSW noch viel mehr leisten. So sei die Ausschüttungsquote im DAX auf weniger als 40 Prozent zurückgefallen. Tatsächlich saßen die 30 Topunternehmen auf einem Geldberg von 140 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2008 als ähnlich hohe Dividenden an die Aktionäre flossen, war die Geldreserve nur gut halb so groß. Der Grund ist vor allem in der Investitionszurückhaltung zu sehen. Ökonomen wie Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise kritisieren das schon seit Langem:
    "Bei den Investitionen ist die Entwicklung enttäuschend, das muss man ganz offen sagen. In den Investitionen kristallisiert sich offenbar die ganze Unsicherheit, die die Unternehmen derzeit sehen, was die Eurokrise angeht, aber auch andere Krisenherde auf der Welt, da sind ja einige, die zur Unsicherheit veranlassen."
    Börsennotierte Großunternehmen horten so viel Geld wie nie
    So gesehen ist die Kritik berechtigt sowohl von Blackrock-Chef Fink, als auch von den Aktionärsschützern. Börsennotierte Großunternehmen horten so viel Geld wie nie zuvor. Das geht in erster Linie zulasten wichtiger Investitionen, mit denen man die Zukunft sichern könnte, in zweiter Line auch auf Kosten der Anleger. Die Unternehmensgewinne wachsen stärker als die Dividenden, und die Aktionäre müssen sich vor allem mit steigenden Kursen entschädigen lassen.
    Banken sind vorsichtiger geworden
    Bei den Aktien-Rückkäufen zur Kurssteigerung sind deutsche Unternehmen weniger aggressiv als US-Firmen, mit Ausnahme der Deutschen Bank unter Josef Ackermann. In seiner Ära wurden Milliardengewinne verwendet zum Kauf eigener Aktien. In der anschließenden Banken- und Finanzkrise hätte die Deutsche Bank das Eigenkapital gut gebrauchen können, das sie zuvor in Aktienrückkäufe gesteckt hatte. Ein Grund, weshalb vor allem Banken mit diesem Instrument der Kurspflege vorsichtig sein sollten.