Von lebenslangen Behinderungen nach einer Infektion seien bis zu drei Millionen Menschen betroffen, erklärte DAHW-Forschungskoordinatorin Christa Kasang. Einen Durchbruch erhoffe man sich von Impfungen. Die Entwicklung eines Impfstoffs habe sich aber immer wieder verzögert und sei auf Hürden gestoßen, sagte die Expertin. Inzwischen gebe es ein Vakzin, dessen Zulassungsverfahren nun in eine wichtige Phase trete. Bei planmäßigem Verlauf könne der Impfstoff in etwa zehn Jahren zugelassen werden, schätzte Kasang.
Die lange Entwicklung führte die Expertin vor allem auf die mangelnde Aufmerksamkeit für Lepra zurück. Lepra sei eine "vernachlässigte Krankheit", weil Industrieländer nicht oder nicht primär betroffen seien. "Da fehlt das Interesse." Zudem steckten sich in Staaten, in denen Lepra vorkomme, vor allem ärmere Menschen an oder solche, die zu stigmatisierten Gruppen gehörten und keine Lobby hätten.
Viele Spätfolgen wären vermeidbar
Nahezu alle neuen Fälle werden laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus Entwicklungs- und Schwellenländern gemeldet. Vielfach leben die Betroffenen in abgelegenen Gebieten oder haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Deshalb wird die Bakterien-Infektion auch oft nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, und es kommt zu Entzündungen und Verstümmelungen. Wenn hingegen rechtzeitig Antibiotika eingenommen werden, ist die Krankheit ohne Spätfolgen heilbar.
Wo die Behandlung zu spät einsetzt, leiden die Menschen wegen der sichtbaren Behinderungen oft lebenslang auch unter Stigmatisierung und Diskriminierung. Die DAHW spricht von einem Kreislauf: Der Ausbruch einer Infektion werde durch Armut begünstigt, erklärte das Hilfswerk.
Diese Nachricht wurde am 23.01.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.