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Vernetzte Autos
Feind fährt mit

Es gibt gute Gründe, ein Auto mit dem Internet zu verbinden: für die Ortung durch Notrufsysteme oder die Benutzung eines Navigationssystems mit aktuellen Staumeldungen. Doch Hacker könnten per Internet auf das Auto zugreifen, wenn es nicht gesichert ist.

Von Thomas Wagner |
    Erst das elektronische Piepen beim Öffnen der Fahrertür, dann, im Inneren des Autos, die schöne neue Vernetzungswelt. Monika Nitsch, Infotainment-Expertin bei Audi:
    "Wir bieten auch in Verbindung mit dem LTE-Modul einen rollenden W-Land-Hotspot an, mit dem sie bis zu acht Geräte mit dem W-Lan verbinden können. Sie können zum Beispiel als Beifahrer Ihr iPad mit dem rollenden W-Land-Hotspot nutzen und ihre Geschäfte im Internet erledigen."
    Auf der einen Seite das W-Lan im Auto, auf der anderen Seite das Versenden von Mails während laufender Fahrt.
    Der Fahrer verschickt am Steuer Mails
    Die Finger bleiben am Lenkrad, während der Fahrer seine Mail an Emy Frost schickt. Er soll ja nicht abgelenkt werden.
    "Das ist so realisiert, das Apple auf die Spracherkennung setzt, auf den Siri, den alle kennen. Und dann wird man sofort gefragt, ohne das auch nur ein Menü auf dem Bildschirm kommt: Wem möchtest Du eine Nachricht schicken? Dann diktiert man die Nachricht rein. Und das läuft dann letztlich alles über die Sprachbedienung",
    so Ralf Lamberti, Telematikentwickler bei der Daimler AG. Die Beispiele zeigen: Immer häufiger sind Autos selbst bei 100 Sachen und mehr mit dem Internet verbunden. Während der Fahrt Musiktitel herunterladen, schnell mal was auf Facebook posten – moderne Vernetzungstechnologien machen’s möglich. Ob das jeder Fahrer wirklich braucht, sei dahingestellt. Fest steht aber: Häufig ist ein Auto, das während der Fahrt "online" ist, sicherer unterwegs als herkömmliche Pkw.
    "Online"-Fahrzeuge sind sicherer unterwegs als herkömmliche Pkw
    "Wenn ein Fahrzeug irgendwann mal bremst und es hat null Grad oder Minusgrade, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass es Blitzeis oder irgendetwas gibt. Dann können wir eine Blitzeis-Warnung an alle Fahrzeuge in diesem Umkreis konkret geben."
    Car-to-Car-Kommunikation nennt Horst Leonberger von der Deutschen Telekom AG diese Technologie: Dabei spüren die Sensoren eines Autos eine gefährliche Situation auf, in diesem Fall Blitzeis, und versorgen über ein lokales W-Lan-Netz im Umkreis von etwa zwei bis drei Kilometern Fahrzeuge mit der Warnmeldung, vorausgesetzt, diese Fahrzeuge verfügen über dasselbe System. Und beim Warnen bleibt es nicht: Vernetzte Autos informieren sich online, ob in den darauffolgenden Stunden der Motor gestartet werden soll oder nicht. Experten wie Audi-Entwickler Markus Keith bezeichnen dies als "Car-to-X" - Kommunikation.
    Vernetzte Autos informieren sich über Blitzeis
    "'Car-to-X‘‚ ist eigentlich 'Car-to-Infrastruktur‘, bessere Verkehrsleitsysteme. Fahrzeuge sprechen mit den Ampelsystemen. Da haben wir den Ampelphasen-Assistenten gezeigt. Der erkennt, wie lange die Rotphase noch ist. Das kombiniert mit dem Start-Stopp-System, das der Motor 30 Sekunden vor dem Grün der Ampel wieder angeht, ist eine optimale Ergänzung."
    Und trägt damit zur Treibstoff-Ersparnis bei. Doch so faszinierend es auf den ersten Blick auch sein mag, wenn ein Auto nicht nur auf der Straße fährt, sondern zeitgleich im Internet surft, so sind die Risiken nicht von der Hand zu weisen.
    "Die Gefahr ist gegeben. Es haben ja Hacker bewiesen, dass es möglich ist, in Fahrzeuge einzudringen und die Fahrzeugsysteme zu beeinflussen",
    sagt Jan Rosenow, der sich als Redakteur des Würzburger Fachmagazins "kfz-betrieb" auch mit den Folgen der Vernetzungstechnologien beschäftigt. So paradox das klingen mag: Je mehr ein Pkw rundherum vernetzt ist, desto leichter haben es computerkundige Langfinger:
    "Der Diebstahl, der ganz klassische Diebstahl, ist natürlich auch eine Motivation. Leute, die Autos stehlen wollen, müssen heute sehr ausgeklügelte Sicherheitssysteme, Wegfahrsperren überwinden. Und das geht eben mit diesen Schnittstellen möglicherweise besser, als es früher möglich war."
    Potenzielle Gefahr des Datenklaus
    Hinzu kommet ein Weiteres: Je mehr ein Auto während der Fahrt vernetzt ist, desto größer die potenzielle Gefahr des Datenklaus. Die Hersteller Daimler, Volvo und Ferrari beispielsweise haben in ihren neuen Modellen die von Apple entwickelte Softwareplattform Car Play integriert. Das heißt: Viele Anwendungen des iPhones können Fahrer und Mitfahrer über die Spracherkennung auch im Auto nutzen.
    "Das iPhone sendet und empfängt die Daten, die es eben sendet oder empfängt, wenn Sie das iPhone nicht im Fahrzeug nutzen",
    so Daimler-Entwickler Ralf Lamberti, betont aber:
    "Was das Telefon nicht macht, ist, auf irgendwelche Fahrzeugdaten, die wir im Fahrzeug haben, zugreifen. Das macht es definitiv nicht."
    Ähnlich argumentieren diejenigen Fahrzeughersteller, die in ihren Modellen die Smartphone-Plattform Android integriert haben. Dazu gehören derzeit General Motors, Hyundai, Honda und Audi. Johannes Günther, Vernetzungsexperte bei Audi:
    "Für uns ist Datenschutz sehr, sehr wichtig. Für das, was wir heute in Serie haben, ist es so, dass wir die Daten immer nur anonymisiert weitergeben. Das heißt: Der kann das nicht zurückverfolgen auf einen Nutzer oder auf ein Fahrzeug. Wir schicken keine personenbezogenen und Fahrtzeug bezogene Daten mit. Da schränken wir sehr, sehr stark ein, was Google von uns bekommt."
    Zusammenarbeit mit Hackern
    Was gewiefte Hacker möglicherweise aber nicht daran hindert, auf illegalem Weg dennoch an die Daten aus dem Fahrzeug zu kommen. Doch auch hier bauen die großen Hersteller nach eigenen Angaben durch spezielle Verschlüsselungstechniken vor – und arbeiten schon mal auch mit Hackern zusammen. Ralf Lamberti:
    "Wir lassen unser Fahrzeug auch angreifen. Ganz platt gesagt: Wir beauftragen Hacker, professionelle in den entsprechenden Firmen: Könnt Ihr unser Fahrzeug angreifen? Was passiert? Da wird das rechtzeitig machen, können wir undichte Stellen auch rechtzeitig abstellen. Bis jetzt ist noch nichts passiert. Die Verbindungen ins Internet, der Browser, der im Fahrzeug läuft, konnten nicht von außen angegriffen werden."