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Vernunftehe im deutschen Sport

Mit einer Feier in der Frankfurter Paulskirche vereinigen sich der Spitzen- und der Breitensport in Deutschland künftig organisatorisch unter einem Dach. Vor einem Jahr hatten das Nationale Olympische Komitee und der Deutsche Sportbund mit ihrem Fusionsprozess begonnen, an dessen Ende jetzt die Gründung des neuen Deutschen Olympischen Sportbunds steht. Über 55 Jahre nach ihrer Gründung lösen sich beide Verbände damit auf.

Von Heinz Peter Kreuzer und Herbert Fischer-Solms |
    " Sicherlich ist das nicht eine Liebesheirat gewesen, aber es war eine Vernunftehe,"

    sagt Hans-Wilhelm Gäb, der Vorsitzende der Deutschen Sporthilfe, über die Fusion von Nationalem Olympischen Komitee für Deutschland NOK und Deutschem Sportbund DSB. Wirtschaft und Politik hatten die Verschmelzung der beiden Dachorganisationen zum Deutschen Olympischen Sportbund DOSB gefordert, unter anderem der für den Sport zuständige Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble.

    " Ich bin im übrigen sicher in der Einschätzung, dass große Teile der sportlich interessierten Öffentlichkeit, große Teile der Wirtschaft, die als große Teile für den Sport wichtig ist, und die allermeisten der öffentlichen Partner des Sports, eine Fusion und damit eine Stärkung der Effizienz und der Entscheidungsstrukturen des Sports sehr begrüßen würden."

    Mit der DOSB-Gründung am Samstag verabschiedet sich der deutsche Sport von seinem aus den Erfahrungen der Nazi-Diktatur hervorgegangenen Zwei-Säulen-Prinzip. Das bedeutet, dass ein unsinniges Neben- und Gegeneinander beendet wird.

    " Es ist eine Verwaltungsreform, ich schmeiße hier zwei Verwaltungen zusammen. Ich schmeiße aber auch viele ehrenamtliche Gremien zusammen, die jetzt von ein und denselben Personen besetzt sind. Morgens tage ich als NOK, nachmittags tage ich als DSB, das ist irgendwo schizophren so etwas, das macht keinen Sinn,"

    sagt einer der Landesfürsten, der Präsident des Landessportbundes Mecklenburg-Vorpommern, Wolfgang Remer. Hauptinitiator der neuen Vereinigung ist DSB-Präsident Manfred von Richthofen, der vor zehn Jahren mit einem Fusionsversuch schon einmal gescheitert war. Nach dem schlechten Abschneiden des deutschen Teams bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen flammt die Debatte wieder auf. Sporthilfe-Chef Hans-Wilhelm Gäb, früher Opel-Aufsichtsratvorsitzender und internationaler Sportfunktionär, sieht im Deutschen Olympischen Sportbund den Schritt in die richtige Richtung.

    " Ich sehe in einer neuen Organisation eine bessere Chance, geschlossen aufzutreten. Die gesellschaftliche Bedeutung des Sports damit deutlich zu machen und in der Öffentlichkeit das Bewusstsein dafür zu erwecken, dass die deutsche Sportbewegung die größte Bürgerbewegung dieses Landes ist."

    Um Inhalte, so eine vielfach geäußerte Kritik, ist es bei der Installierung der neuen deutschen Sport-Dachorganisation nicht gegangen. Fragen, die das Grundverständnis eines humanen Leistungssports berühren, wurden völlig ausgespart. Anderes wurde geregelt, etwa die Vermarktungsrechte, und wie deren Anteile zwischen den neuen Partnern verrechnet werden. Welch ein Kontrast zu den Anfangszeiten der jungen Bundesrepublik. Da hatte der Sport andere Probleme.

    " Wir hatten ja nichts zu essen und nichts zu beißen. Das Wichtigste war einfach, erst mal wieder zusammenzukommen und dem deutschen Sport auf die Beine zu helfen, "


    erinnert sich Ditta Sikorski, eine 81-jährige Tennis-Pionierin aus Hannover und Zeitzeugin des sportlichen Wiederaufbaus nach dem Krieg. Unter den strengen Augen der Alliierten setzte sich bald der Hang der Deutschen zu Vereins- und Verbandsmeierei durch:

    " Das NOK, das ja im September 1949 in Bonn gegründet worden ist, war ja sozusagen ein Alleingang der Fachverbände. Vor dem Hintergrund, dass man an den Olympischen Spielen 1952 teilnehmen wollte. Die Landessportbünde waren völlig brüskiert von diesem Vorgang, das hat letztlich dazu geführt, dass es bis zum Dezember 1959 gedauert hat, bis diese Wunde sozusagen wieder einigermaßen geheilt werden konnte."

    Der Marburger Historiker Franz Nitsch. Zweiter NOK-Präsident ist der aus der NS-Zeit herübergeholte Karl Ritter von Halt. Mit Willi Daume tritt ein junger unbelasteter Mann im Dezember 1950 an die Spitze des neu gegründeten Deutschen Sportbundes - nach heftigen Geburtswehen.

    " In Hannover gab es noch ein totales Chaos. Sport war ja früher zerrissen, es gab ja konfessionelle Sportverbände, es gab den Arbeitersport, es gab bürgerlichen Sport, es gab kommunistischen Sport. Und das Einigungswerk von Hannover hatte zunächst mal den Sinn, dass es im gespaltenen Deutschland von unserer Seite eine Organisation geben sollte, bei der alle zu Hause sein konnten."

    Theodor Heuss, der erste Präsident der jungen Bundesrepublik Deutschland, hatte 1951 die Schirmherrschaft über den Deutschen Sportbund übernommen und eine bis heute andauernde Tradition wohlwollend-kritischer Partnerschaft begründet:

    " Wenn ich von dem Sport etwas Schönes sagen darf, ich hoffe, es wird von Ihnen angenommen, so ist das die Gemeinde des neidlosen Ehrgeizes. Wo man sich zwar selber anstrengt, das gehört dazu, dann doch den anderen den Sieg nicht missgönnen, sondern sich an der Leistung des anderen freuen können."

    Seit seiner Gründung verbucht der DSB einen steten Mitgliederzuwachs und wird schnell mit jetzt 27 Millionen Mitgliedern in 87.000 Vereinen die größte Personenvereinigung des Landes. Die Trimm-Aktion macht den Wohlstandsbürgern Beine, mit prominenter Hilfe wie der tschechoslowakischen Läuferlegende Emil Zatopek:

    " Es war sehr schön, herrliches Wetter in sehr schöner Landschaft, und bei dieser Teilnahme von kleinsten bis ältesten Leuten, es ist ein Vergnügen."

    Die Leistungsfetischisten schielen neidisch nach Osten. 1951 wird dort ein eigenes NOK und 1957 der Turn- und Sportbund der DDR gegründet. Deren Athleten gewinnen als "Diplomaten im Trainingsanzug" immer häufiger Medaillen für den anderen deutschen Staat. Eine Reaktion darauf im Westen ist die Gründung der "Stiftung Sporthilfe". Als dieses 25-jähriges Bestehen in der Frankfurter Paulskirche feiert, mahnt Bundeskanzler Helmut Schmidt:

    " Auf der anderen Seite bin ich sicher, dass Sie genauso gut wissen wie ich, dass die Zahl der Medaillen nichts aussagt über die Freiheit in einer Gesellschaft, nichts aussagt über die Gerechtigkeit in einer Gesellschaft, übrigens auch nichts über den Wohlstand einer Gesellschaft."

    Die Zeiten ändern sich, auch für den organisierten deutschen Sport. 1974 wird mit Willi Weyer erstmals ein Politiker DSB-Präsident:

    " Deswegen bin ich auch zum Präsidenten gewählt worden, der Sport hat erkannt, dass man nicht mehr außerhalb der Politik leben kann, sondern dass man mit dem Staat in ein partnerschaftliches Verhältnis eintreten muss."

    So sieht es Weyer. Aber auch er vermag den Eindruck nicht zu verwischen, dass der Deutsche Sportbund am goldenen Bonner - später Berliner Zügel - geführt wurde - andere nennen es Nasenring.

    Im November 1989 fällt die Mauer. Im Dezember 1990 vereinigen sich die Sportorganisationen von Ost- und West-Deutschland.

    " Ganz allein sind die Athleten und Athletinnen eine Runde um das Stadion gezogen, haben sich mit der DDR-Fahne verabschiedet vom Publikum, denn das war ihr letzter internationaler Auftritt."

    Abschied vom DDR-Sport bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 1990 in Split. Die fünf neuen ostdeutschen Landessportbünde treten dem DSB bei, NOK und DTSB der DDR lösen sich auf. Jetzt wird das ganze Ausmaß des "DDR-Sportwunders" offenbar: Stringente Talentauslese, Verfügbarkeit ganzer Heerscharen von Trainern und Betreuern, ein staatlich gelenktes und vom Ministerium für Staatssicherheit abgesichertes Doping-System als Staatsplan-Thema. Zum 50-jährigen NOK-Jubiläum mahnt Festredner Bundesinnenminister Schily:

    " Doping ist und bleibt Betrug gegenüber dem sportlichen Gegner und gegenüber der übergroßen Zahl sportbegeisterter Zuschauer."

    1994 übernimmt der Berliner Freiherr Manfred von Richthofen die DSB-Führung. Sein Plan einer Fusion mit dem Nationalen Olympischen Komitee scheitert im ersten Anlauf am Widerstand des NOK-Präsidenten Tröger, der 1992 die Nachfolge von Daume antritt. Im zweiten Versuch aber - nach der öffentlichen Debatte über das deutsche Abschneiden bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen - gelingt der Coup: der Zusammenschluss zu einem gemeinsamen Deutschen Olympischen Sportbund.

    Vorausgegangen waren heftige Verteilungskämpfe der Interessenvertreter: Laut Satzung des Internationalen Olympischen Komitees müssen die Olympischen Verbände über eine absolute Mehrheit in ihrem nationalen Sport-Dachverband verfügen, wenn es um Fragen geht, die sie betreffen. Die Landessportbünde aber, sozusagen der föderale Teil der deutschen Sportbewegung, kämpfen erbittert und erfolgreich um eine Sperrminorität in Fragen des Breitensports. Widerstand kommt auch von Fachverbänden, namentlich aus dem Wintersport. Mit dem Selbstbewusstsein, mit dem sie später bei den Spielen in Turin Anfang des Jahres Deutschland wieder zur olympischen Wintersport-Nation Nummer eins machten, befürchten sie eine Verwässerung ihres stringenten und auf Spitzenleistung ausgerichteten Förderkonzepts. Am Ende sind sie im NOK mit ihren Bedenken in der Minderheit.

    " Nein-Stimmen 29, Ja-Stimmen 109. Damit ist die erforderliche Dreiviertel-Mehrheit für den Antrag des Präsidiums, der Ihnen vorliegt, erreicht."

    DSB-Präsident von Richthofen sollte also Recht behalten. Die Widerständler waren am Ende - wie Cäsars Geist - eine vorübergehende Erscheinung. Den DSB wird es ab diesem Wochenende nicht mehr geben, und abgewickelt wird auch - sehr zum Leidwesen von IOC-Mitglied Walther Tröger - das NOK, das es seit 1895 gibt:

    " Das ist eine Katastrophe, ich sage das hier ganz deutlich. Das NOK hat nur Positives geleistet, und das NOK ist weitgehend verantwortlich dafür, dass der deutsche Sport national und international so ein gutes Standing hat."

    Was der deutsche Sport an seinem DSB und NOK hatte, das ist bekannt. Dass der DOSB eine bessere Zukunft für den deutschen Sport verspricht, muss sich erst noch beweisen. Die Planungen für das Führungspersonal des Deutschen Olympischen Sportbundes lassen jedoch Zweifel an der Integrität des designierten DOSB-Präsidenten Thomas Bach aufkommen. Obwohl er sich nach dem Fusionsbeschluss im Dezember vergangenen Jahres in Köln noch zurückhaltend gegeben hatte.

    " Die beiden Präsidien haben mit gutem Grund ein geordnetes Verfahren beschlossen für die Zusammensetzung des Personaltableaus. Und ich glaube, jeder, der an einem Erfolg dieser neuen Organisation interessiert ist, ist gut beraten, sich an dieses Verfahren zu halten. Das werde auch ich tun."

    Zu diesem Zeitpunkt machte sich der amtierende NOK-Chef Klaus Steinbach noch Hoffnungen auf dieses Amt. Im Laufe der Monate musste Steinbach seine Ambitionen jedoch begraben. Ihm wurde deutlich: Die Mehrheit der Sportfunktionäre will den IOC-Vize-Präsidenten und Wirtschaftslobbyisten Thomas Bach als Spitzenmann des DOSB. Notgedrungen erklärt Steinbach im März seinen Verzicht auf eine Kandidatur und schlägt stattdessen Bach vor. Zum Trost wird der bisherige NOK-Präsident nun persönliches Mitglied im DOSB.

    Das nun folgende Postengeschacher erinnert an die Zeiten des IOC, als der spanische Präsident Juan Antonio Samaranch noch die Strippen zieht und sich nur mit Leuten seines Vertrauens umgibt. Einer seiner Zöglinge war Thomas Bach. Diese Erinnerungen kommen auch beim Direktor des Landessportbundes Berlin, Norbert Skowonek, auf.

    " Der Eindruck, der nach außen entsteht, ist der einer Einheitsliste, und die kennen wir eigentlich aus anderen Systemen und nicht aus dem deutschen Sport."

    Eine treffende Beschreibung der Ereignisse: Unter Leitung von Theo Zwanziger, dem geschäftsführenden Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, schlägt die Findungskommission Bach als ersten DOSB-Präsidenten vor. Die übrigen Führungskader der neuen Dachorganisation werden schon als Hofstaat Bachs bezeichnet. Denn die so genannte Findungskommission arbeitet die Wunschliste des Tauberbischofsheimers Wirtschaftsanwaltes ab. Als beispielsweise Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes DLV, für die Position des Vize-Präsidenten Leistungssport Professor Helmut Digel vorschlägt, schaut Zwanziger auf seine Liste: Mit der Bemerkung "steht nicht drauf" wird der Antrag abgelehnt. Der Sportsoziologe Digel gilt als Querdenker. Als Vize-Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes und ehemaliger DLV-Präsident ein erfahrener Mann, dessen Kompetenz dem deutschen Sport nun verloren geht.

    Ironie des Schicksals: Der Bach-Förderer, DSB-Präsident Manfred von Richthofen, kann keinen Einfluss auf die Kandidatenkür nehmen. Seine Favoritin für das Amt der Vize-Präsidentin Leistungssport, die Schwimm-Verbands-Chefin Christa Thiel, findet keine ausreichende Unterstützung bei den Fachverbänden und Landessportbünden. Denn vor den Fachverbänden macht Bach Stimmung gegen etwaige Gegenkandidaten.

    Thiel zieht ihre Kandidatur zurück, ebenso wie der frühere brandenburgische Kultusminister Steffen Reiche, der für das Ressort Bildung und Olympische Erziehung antreten will. Für den DSB-Präsidenten eine herbe Niederlage, fast ironisch meint er:

    " Also diejenigen, die diese Strukturen geschaffen haben, haben dies natürlich nicht vor, uns an das IOC anzulehnen, ansonsten sind also die demokratischen Formen des IOC recht rückschrittlich zu nennen."

    Ernsthafte Wahlen wird es also nicht geben, Thomas Bach erwartet von der Delegiertenversammlung eine breite Zustimmung. Solche Abstimmungen hat es früher schon gegeben, man erinnere sich nur an die Akklamationen bei IOC-Sessionen oder SED-Parteitagen.
    " Ich glaube, es ist eine gute, ausgewogene und schlagkräftige Mannschaft, wobei die Betonung auf Mannschaft liegt, die nach meinen ersten Gesprächen auch gut harmonieren wird. Deswegen glaube und hoffe ich, dass wir auf ein breites Vortrauensvotum hoffen können am 20.5."

    Harmonieren wird das neue Präsidium womöglich, aber wird es auch effizient arbeiten? Denn auf der Schlüsselposition des Vize-Präsidenten Leistungssport steht nur Bachs Wunschkandidat Eberhard Gienger zur Wahl. Dem Bundestagsabgeordneten eilt der Ruf voraus, viele Ämter anzuhäufen, aber wenig zu arbeiten.

    Dazu kommt: Gienger hat zugegeben, in den 70er Jahren nach einer Verletzung anabole Steroide genommen zu haben. Verabreicht hat sie ihm der Mediziner Armin Klümper, in der Sportwelt wegen seiner Methoden umstritten. Offiziell bekennt sich der Bundestagsabgeordnete nun zu einer Anti-Doping-Politik im DOSB. Doch wie glaubwürdig und präsidiumsfähig ist Gienger noch? Diese Frage müsste sich auch der designierte DOSB-Präsident Thomas Bach stellen. Aber bisher herrscht Funkstille.

    Bach nimmt zwar gerne Ausdrücke wie "Aufbruch" und "Erneuerung" in den Mund, aber ein Programm oder gar Visionen des designierten DOSB-Präsidenten werden vermisst. Der Berliner LSB-Direktor Skowronek.

    " Ich würde mir wünschen, dass anlässlich des ersten DOSB-Bundestages und des Gründungsaktes programmatisch auch erklärt wird, wo der neue Präsident mit seiner Wunschmannschaft programmatisch hingehen will."

    Fünf Millionen Euro hat das NOK als Rücklage eingestellt. Mit diesem Geld möchte Norbert Skowronek das Problem mit den DDR-Dopingopfern lösen.

    " Das NOK ist Nachfolger des NOK der DDR, hat die Vermögenswerte übernommen und haftet insofern im vollen Umfang für das, was es an Verbindlichkeiten aus der Zeit des NOK der DDR gibt. Entsteht also eine aus prozessualer Auseinandersetzung eine Entscheidung, die dazu führt, dass diese Opfer zu entschädigen sind, dann muss das NOK, sprich zukünftig der DOSB, aus dem vorhandenen Vermögen eine Entschädigung durchführen. "

    Darüber hat Bach noch kein Wort verloren, ebenso wie zu anderen Altlasten aus den Zeiten des Nationalen Olympischen Komitees. Zum einen die Aufarbeitung dopingbelasteter Rekorde, die in den Listen vieler Verbände stehen. Der Deutsche Leichtathletik-Verband beispielsweise hatte sich nicht in der Lage gesehen, dieses Problem selbst zu lösen und es an den DOSB verwiesen. Außerdem wird die neue Dachorganisation in der Pflicht gesehen, sich bei der Regierung dafür einzusetzen, die Regelanfragen bei der Stasi-Unterlagenbehörde über den 28. Dezember 2006 hinaus zu verlängern.
    Klare Signale vermisst eine Gruppe von Sportwissenschaftlern und -pädagogen, zu der auch die Schriftstellerin Ines Geipel gehört. In einem offenen Brief erklären sie:

    " Die Neugründung des Deutschen Olympischen Sportbundes kann und will nicht nur eine Bündelung der Organisation des freien Sports in Deutschland sein. Der neue Name und das neu geschaffene Ressort "Bildung und Olympische Erziehung" signalisieren ausdrücklich das Bekenntnis zur Olympischen Idee und einen Anspruch auf kulturelle und gesellschaftliche Relevanz."

    Nur bezweifeln die Wissenschaftler den Wert dieses Bekenntnisses, wenn ein Mann wie Gienger, künftig die wichtigste Person im Leistungssport, sich unbedarft zum Thema Doping äußert. Und sie verweisen dabei auf die Rede des IOC-Präsidenten Jacques Rogge, der sich in der vergangenen Woche in Tübingen eindrucksvoll zur Ethik im Sport bekannt hat. Einer der Zuhörer war auch Thomas Bach, der die Nachfolge von Rogge an der Spitze des IOC anstrebt. Kritiker raten dem ehemaligen Fechter, er solle sich die klare sportethische Haltung des Belgiers zum Vorbild nehmen. Zum Wohle des Deutschen Olympischen Sportbundes.