Der erste Eindruck im Inneren des Geschäfts: Es sieht ein wenig aus, wie in einem alten Krämerladen. Nur kommen die zahlreichen Gefäße in den Regalen und auf den Anrichten moderner daher. Und die Ware – das wird schnell klar – ließe sich so auch in einem Bioladen erwerben.
"Ich habe schon Nudeln in meinem Korb und Quinoa. Und so Schokocrunchies, Müsli, Porree, Tomaten. Und ich wollte mal ausprobieren Shampoo am Stück. Also nicht flüssiges Shampoo, sondern so wie ein Stück Seife, das ist eben Shampoo. Habe ich gesehen neulich und dachte mir, probier ich mal aus."
Sagt Rabea Firrinciele. Ausprobieren will die 20-jährige Studentin nicht nur ein neues Shampoo, sondern auch das Einkaufen ohne Verpackung.
Selberaussuchen, selber verpacken
Denn genau das ist anders bei "Unverpackt": Aufwendige Verpackungen sind hier tabu. Stattdessen suchen sich die Kunden ihre Artikel selber aus großen Gefäßen zusammen – in der Menge, die sie wollen. Anschließend wandert die Ware in die mitgebrachten Gefäße.
2014 hat der Laden nahe des Kieler Exerzierplatzes hier als erstes Geschäft seiner Art in Deutschland eröffnet.
Firrinciele ist bisher zwei Mal hier gewesen. Und hat schon jetzt einen Denkanstoß mitgenommen:
"Es hat auch auf jeden Fall mein Bewusstsein beeinflusst für so Müll und Nachhaltigkeit. Kochverhalten weiß ich nicht, ob's das so beeinflusst."
Alternativen zum Verpackungswahnsinn
"Ich möchte eine Alternative zeigen."
Sagt die Gründerin Ladeninhaberin Marie Delaperriere.
"Ich möchte nicht sagen, dass der, der nicht so einkauft, macht was Falsches. Sondern vielleicht soll er sich dann bei seinem Konsum ein bisschen umgucken oder überdenken. Aber dogmatisch denke ich nicht."
Rund 500 Produkte umfasst das Sortiment derzeit, etwa 90 Prozent davon seien bio, schätzt die Deutsch-Französin.
Neben Reinigungsmitteln, Duschgel und Seifen sind es vor allem Lebensmittel, die Kunden hier unverpackt kaufen können.
"Es sind ja dann eigentlich alles Produkte, die wir im Alltag gebrauchen können. Aber zum Beispiel kein 20 Mal Basmati-Reis, sondern eine Sorte von Basmati-Reis."
Allzu wählerisch sollte man also nicht sein. Zumal frisches Fleisch und frischer Fisch wegen der Hygienevorschriften hier nicht zu kaufen ist. Und auch zeitlich sollten die Kunden etwas flexibler sein. Denn einkaufen ohne Verpackung dauert einfach länger.
Zunächst müssen die mitgebrachten Behälter abgewogen werden. Das Gewicht wird dann notiert. Anschließend wird die Ware ausgewählt und in den Behälter gelegt. Am Ende geht es damit zur Kasse, wo das Leergewicht des Behälters abgezogen wird.
"Und dann habe ich ja eben, was da drin ist – also den Inhalt."
Seit drei Jahren nun gibt es das Geschäft in Kiel – die Kundschaft sei sehr gemischt: Kinder und Senioren kämen her, ebenso wie Familien, sagt die Chefin. Nicht nur in Kiel findet die Idee Zuspruch.
Wachsender Zuspruch
Inzwischen gibt es in Deutschland, Österreich und der Schweiz Dutzende Geschäfte, in denen die Kunden unverpackt einkaufen können. Doch die in Deutschland so beliebte Discounter-Kultur ließe sich damit wohl nicht ablösen, meint Delaperriere:
"Die Hoffnung ist schon, dass irgendwann die ganze Lebensmittelkette sowohl für 'Unverpackt'-Läden als auch für Supermärkte – dass eben diese Einwegverpackung irgendwann abgeschafft werden kann."
Auf jeden Fall ändere das Konzept das Einkaufsverhalten, ist sich Stefanie Hönig sicher. Sie kauft hier regelmäßig ein und meint, dass ja schon das Abwiegen Zeit brauche.
"Also, man überlegt auch vielmehr, was brauche ich wirklich. Weil man bringt ja eigentlich auch seine ganzen Behälter mit. Wenn ich nur drei Behälter mit hab' kann ich auch nur drei Sachen einkaufen. Und deswegen ist das auch viel reflektierter."