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Versand nicht immer die günstigste Wahl

Apotheker stehen bei den Deutschen besonders hoch im Kurs: Rund 87 Prozent der Befragten vertrauen Angehörigen dieses Berufes. Ob dieser Vertrauensvorschuss gerechtfertigt ist, damit hat sich die Stiftung Warentest befasst - mit erschreckendem Ergebnis.

Von Verena Kemna |
    Von 50 getesteten Apotheken sind elf mangelhaft, darunter acht Versandapotheken. Nur sieben haben das Prädikat gut erhalten, darunter ist nicht eine Versandapotheke. Die Stiftung Warentest hat die Beratung, den Service und die Preise in insgesamt 23 Versandapotheken und in 27 Vor-Ort Apotheken in Berlin, Essen, Nürnberg und Augsburg getestet. Dabei haben die Testpersonen jede Apotheke siebenmal persönlich kontaktiert, mit oft erschreckendem Ergebnis: Fachkräfte, die falsch über Arzneimittel informieren, die die Wechselwirkungen zwischen einzelnen Medikamenten nicht erkennen, ja die oft nicht einmal den Rat geben, dass es unter Umständen besser wäre, einen Arzt aufzusuchen. Das trifft auch auf jene Vor-Ort Apotheken zu, die mit ihren Kooperationspartnern für Qualität werben, erklärt die Projektleiterin der Stiftung Warentest Katrin Andruschow:

    "Das sind zum Beispiel 'DocMorris Apotheken', 'easyApotheken', 'farma-plus Apotheken', da ist das gesamte Corporate Design auf diese Marke ausgerichtet. Es gibt aber eben auch diese weniger sichtbaren Kooperationen, die auch ein Logo haben, zum Beispiel 'Wesco-Apotheken', 'Meine Apotheke', 'gesund leben-Apotheken', da sieht man manchmal einen Aufsteller im Schaufenster. Man bekommt Werbeartikel und damit verbinden die Apotheken und auch die Kooperationen einen bestimmten Qualitätsanspruch."

    Doch von einheitlicher Markenqualität kann derzeit keine Rede sein, so das Urteil von Stiftung Warentest. Die schlechteste Beratung musste im Test eine easyApotheke für sich in Anspruch nehmen.

    "Zum Beispiel zu Inkontinenzprodukten gibt es schlechte Ratschläge und auch Ratschläge, wo man rät, ein Medikament dauerhaft einzunehmen, ohne die Ursachen der Inkontinenz zu prüfen, das ist nicht akzeptabel."

    Nur sieben haben das Urteil gut. Testsieger ist die Apotheke am Westbahnhof in Essen, die mit dem Kooperationspartner 'Meine Apotheke' wirbt. Vier der Vor-Ort-Apotheken mit dem Prädikat gut, stammen aus Berlin, eine aus Nürnberg. Sie sind Kooperationspartner von DocMorris, Linda, Meine Apotheke, farma-plus und easyApotheke.

    Bei den Versandapotheken ist die Beratungsleistung im Schnitt ebenso schlecht wie bei Vor-Ort-Apotheken. Von 23 getesteten haben nur vier die Note befriedigend, alle anderen waren schlechter. Alle Versandapotheken haben die Herstellung eigener Rezepturen abgelehnt, obwohl sie dazu rechtlich verpflichtet sind. Die gute Nachricht: Der Bestell- und Lieferservice der Versandapotheken funktioniert.

    "Das heißt, die Medikamente kommen schnell per Post beim Kunden an, und wenn man eine chronische Erkrankung hat und weiß, welche Nebenwirkung dieses Medikament hat, ob es sich mit den anderen Medikamenten verträgt, die man nimmt, dann kann man durchaus bei einer Versandapotheke bestellen, weil man hier auch preislich sparen kann."

    Zwar bieten Versandapotheken ihre Produkte unter dem Herstellerpreis an, doch sie sind nicht immer die günstigste Wahl. Preisvergleiche mit den Angeboten der Vor-Ort-Apotheken können sich lohnen, meint Katrin Andruschow. So hat eine Tube Hautcreme im Test 6,23 Euro, aber auch 12,90 Euro gekostet. Auf der Suche nach fachlich kompetenter Beratung kann sich der Verbraucher nur auf sein Bauchgefühl verlassen. Wenn es um mögliche Wechselwirkungen verschiedener Medikamente geht, empfiehlt es sich, in verschiedenen Apotheken nachzufragen. Dabei ist es ein gutes Zeichen, wenn das Personal den Computer nutzt, um per Tastendruck mögliche Wechselwirkungen zu erkennen.

    "Wenn man Unsicherheit spürt, sollte man aktiv nachfragen. Vor allen Dingen, nicht selber immer rezeptfreie Medikamente kaufen und vertrauen, dass die sich mit den anderen Mitteln vertragen. Hier sollte man aktiv nachfragen, wenn man Gesundheitsrisiken für sich selber ausschließen möchte. Das betrifft auch Nahrungsergänzungsmittel. Wir hatten einen Test dabei, wo es um die Wechselwirkung zwischen Herzmedikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln ging, auch hier können risikovolle Wechselwirkungen entstehen. Man sollte sich selber ernst nehmen, seine Gesundheit ernst nehmen und aktiv nachfragen."