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Verschiebung von Olympia 2020
Doch kein Schaden für japanische Wirtschaft?

Das Coronavirus hat die Olympischen Spiele 2020 in Tokio vorerst platzen lassen. Die Verschiebung aufs kommende Jahr soll an Japans Wirtschaft einen großen Schaden anrichten. An dieser Lesart gibt es nun aber Zweifel. Denn diejenigen, die warnten, hatten ein großes Eigeninteresse.

Von Jessica Sturmberg |
Die Olympischen Ringe in Tokio stehen bereits - trotz der Verschiebung der Spiele um ein Jahr wegen der Coronavirus-Pandemie.
Die Olympischen Ringe in Tokio stehen bereits - trotz der Verschiebung der Spiele um ein Jahr wegen der Coronavirus-Pandemie. (www.imago-images.de)
Wenn es um die volkswirtschaftlichen Effekte Olympischer Spiele geht, ist die Expertise von Ökonom Wolfgang Maennig gefragt. Welche Folgen Corona für Menschen haben kann, hat der Olympiasieger von 1988 im bundesdeutschen Ruder-Achter, selbst vor kurzem erlebt. Er kämpfte um sein Leben:
"Eine Woche war ich auf der Normalstation, dann wurde es schlimmer, dann kam ich auf die Intensivstation für zwei Wochen. Es ist eine Erfahrung, die man nicht braucht. Ich habe 10 Kilo weniger Gewicht. Aber leider sind da vielleicht 9 Kilo Muskeln verloren gegangen und ein Kilogramm Fett. Ich habe immer noch schlechte Sauerstoffwerte."
Ökonomische Bedeutung der Spiele laut Maennig überschätzt
Seit Anfang der Neunzigerjahre erstellt Maennig Kosten-Nutzen-Analysen Olympischer Spiele.
Von zu Hause beobachtet er die Diskussionen um die, wie es heißt, riesigen Kosten, die durch die Olympiaverschiebung der japanischen Wirtschaft blühen sollen. Maennig meint, dass der dabei entstehende Eindruck, der japanischen Volkswirtschaft drohe immenser Schaden, keineswegs zu erwarten sei:
"Olympische Spiele – und das gilt für alle Industrienationen der Welt – sind viel kleiner, viel unbedeutender als man denkt. Und tatsächlich ist es noch in keiner volkswirtschaftlich empirischen Studie gelungen, wirklich wesentliche Einkommens- oder Beschäftigungseffekte nachzuweisen. Das heißt natürlich im Umkehrschluss, wenn jetzt etwas ausfällt, ist der Effekt auch klein. Zum Geldverdienen taugen Olympische Spiele nicht."
Ausgerechnet Hauptsponsor warnte vor Milliardenausfall
Das japanische Finanzunternehmen SMBC behauptete hingegen, eine Olympiaabsage werde richtig teuer für Japan, rund 65 Milliarden Euro. Warnte vor dem Ausfall Olympias. Was dabei unterging: Das Unternehmen hat ganz eigene Interessen, ist nämlich einer der Hauptsponsoren der Spiele.
Dass die reine Austragung Olympischer Spiele generell nur geringe volkswirtschaftliche Effekte hat, bestätigen auch andere Ökonomen - wie der Mainzer Holger Preuß. Er sagt, andere Langzeiteffekte seien eher positiv zu sehen.
Tokio hat bereits langfristig profitiert
"Dann juckt es eigentlich nicht, ob ich 14 Tage oder 17 Tage Olympische Spiele hatte oder nicht, weil ich ja die Sportstätte auf 50 Jahre geplant habe in ihrer Nutzung und nicht nur diese kurze Zeit. Genauso Flughäfen und öffentliche Transportmittel, die sind ja nicht für 17 Tage angeschafft, sondern für 50 Jahre und länger."
Nicht für Japan geht es also um existenzielle Haushaltfragen, wohl aber für das IOC. Es nahm zuletzt in einem vierjährigen olympischen Zyklus 5,7 Milliarden Dollar ein. Für das IOC sind Olympische Spiele also wirklich eine Existenzfrage.
Hohe Summen nur als Verhandlungsmasse?
"Tokio, IOC, man hört, dass es da Gerangel gibt. Aber wenn Sie in irgendeine Verhandlung reingehen, etwas erreichen wollen, dann gehen Sie natürlich mit einer hohen Zahl rein, von der Sie sich runterhandeln lassen müssen und das passiert jetzt auch."
Die auffällig große Zahl, mit der Medien jongliert haben, 65,9 Milliarden Dollar Ausfallschaden für Japan, hat – welch ein Zufall - das Finanzunternehmen SMBC, Sponsor von Tokio 2020 errechnet. Die Ökonomen sind sich einig: Das Gastgeberland hat seine Ziele lange vor Olympia erreicht: eine neue Infrastruktur.