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Verschleierung
In Frankreich wird das Burkini-Verbot umgesetzt

In Frankreich sind an vielen Stränden Burkinis seit diesem Sommer verboten. Trägt eine Frau den umstrittenen Badeanzug, so muss sie dort mit einem Bußgeld rechnen. Im Netz sind inzwischen Bilder aufgetaucht, die Polizisten bei der Durchsetzung dieses Verbotes zeigen.

Von Jürgen König |
    Die Polizei von Cannes kontrolliert den Strand von Cannes.
    In Cannes und in Nizza wurden bereits muslimische Frauen am Strand angesprochen. (picture alliance / dpa - Patrice Lapoirie)
    Die Aufregung im Netz ist groß – seit Bilder die Runde machen, auf denen am Strand von Nizza eine Frau mit Kopftuch zu sehen ist: Umstellt von bewaffneten Polizisten, muss die Frau sich entkleiden, muss ein langärmliges Oberteil ausziehen, darunter trägt sie ein weiteres, ärmelloses Oberteil und Leggings; bei alledem wird sie umlagert von anderen Strandgästen in Badehose, Badeanzug oder Bikini – von einem "Gipfel der Absurdität" twittert Kenneth Roth, der Direktor der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.
    Ob der Frau tatsächlich auch noch ein Bußgeldbescheid ausgestellt wurde, was einige der Fotos vermuten lassen, konnte man im Rathaus von Nizza bisher weder bestätigen noch dementieren.
    Burkini in Cannes und Nizza verboten
    Seit dem Terroranschlag vom 14. Juli in Nizza wurden schon in vielen französischen Städten und Gemeinden Verbote erlassen, die den Burkini meinen, ihn aber nicht wörtlich nennen. Stattdessen wird denjenigen der Zugang zum Strand untersagt, die "keine korrekte Kleidung tragen", gefordert wird eine "Kleidung, mit der die guten Sitten und die Laizität respektiert" sowie "die Hygiene- und Sicherheitsregeln beim Baden beachtet" werden. Mündlich verweisen Bürgermeister gerne auf die "angespannte Lage" im Lande: Der Burkini sei nun mal ein öffentlich gezeigtes religiöses Symbol, das provozieren und zu Störungen der öffentlichen Ordnung führen könne.
    Wie "angespannt" die Lage ist, zeigte sich jetzt in Cannes. Auch dort wurde eine muslimische Frau am Strand von Polizisten angesprochen; im Fernsehsender BFM beschrieb sie den Vorgang, ohne dass ihr Gesicht gezeigt, ihr Name genannt wurde:
    "Drei Polizisten kamen zum Strand, um mir mitzuteilen, dass es einen Erlass vom Bürgermeister gibt, wonach jeder am Strand korrekt gekleidet sein muss. Einer der Polizisten sagte mir, ich müsse entweder das Kopftuch abnehmen oder den Strand verlassen."
    "Ich entschied mich dafür, am Strand zu bleiben. Und nahm wie gewünscht das Kopftuch ab. Dabei glaube ich nicht, dass ich die Leute am Strand geschockt habe, ich lag ganz ruhig da. Und kein Gesetz hat mir verboten, mich so anzuziehen: Ich trug keinen Burkini, keine Burka, ich war nicht nackt - ich finde, meine Kleidung war korrekt."
    Kritik von französischen Muslimen
    "Islamfeindlich" und "maßlos überzogen" seien die Verbotsmaßnahmen, kritisieren französische Muslime; sie befürchten schon länger, dass die "angespannte Lage" sich mehr und mehr gegen sie richten könnte, zu einzelnen Ausschreitungen ist es bereits gekommen.
    Wegen der jüngsten Vorfälle hatte der "Conseil français du culte musulman", eine Art islamischer Dachverband Frankreichs, ein Gespräch beim Innenminister gefordert, gestern Abend fand es statt: Im Anschluss mahnte Bernard Cazeneuve zur Toleranz, Burkini-Verbote dürften nicht zu Stigmatisierungen führen, Franzosen nicht gegeneinander aufgebracht werden.
    Seit Tagen schon berät der von französischen Menschenrechtsorganisationen angerufene Staatsrat über das Burkini-Verbot, er ist zugleich das oberste Verwaltungsgericht. Eine Entscheidung wird für den Nachmittag erwartet. Regierungschef Manuel Valls hatte die Burkini-Verbote an Frankreichs Stränden ausdrücklich gutgeheißen - und die Bevölkerung tut es mit großer Mehrheit auch.