"Achtung, eine wichtige Durchsage. Wir rufen den Schuhputzer. Die Schuhcreme ist schwarz. Ich wiederhole. Wir rufen den Schuhputzer. Die Schuhcreme ist schwarz. Wir rufen den Milchmann. Nicht vor fünf Uhr klingeln."
Verschlüsselte Nachrichten, geheime Botschaften - wie sie schon in der Antike verschickt wurden. Wie damals üblich hatte auch ein im persischen Exil lebender Grieche eine ganz harmlose Nachricht ins Wachs auf eine Holztalfel gekratzt. Zu harmlos für Gorgo, die Frau des Spartanerkönigs Leonides. Sie pulte das Wachs wieder ab und darunter kam eine Warnung zum Vorschein: Achtung, der Perserkönig Xerxes will das Land überfallen.
Solche versteckten Nachrichten sind das Thema von Rudolf Kippenhahns Buch "Verschlüsselte Botschaften". Ein spannendes Thema: Wer hat nicht als Jugendlicher an einer eigenen Geheimschrift gebastelt, mit Kodewort oder Schablone, nur dem besten Freund, der besten Freundin vertraut, für Fremde unknackbar? Literarisch verarbeitet in den Geschichten von Pipi Langstrumpf bis Sherlock Holmes.
Auch aus der Alltagswelt der Erwachsenen, das wird beim Lesen dieses Buches schnell klar, sind chiffrierte Nachrichten nicht mehr wegzudenken. Ob die Kontonummer bei der Deutschen Bank, die vierstellige Ziffer für den Geldautomaten, die Nummer auf der VISA-Kreditkarte oder eine elektronischen Unterschrift - man weiß gar nicht, wie oft man geheime Botschaften derart kodiert verschickt, daß sie hoffentlich nur der Empfänger entschlüsseln kann - aber kein ungebetener Lauscher in der Leitung.
Doch die Domäne chiffrierter Nachrichten bleibt die Spionage. Und dort, das weiß man aus den Romanen um James Bond und aus der Geschichte der deutschen Kodiermaschine des zweiten Weltkrieges, der Engima, dort wird die Nachricht zu einem scheinbar sinnlosen Wortgemengsel gemischt. Mit der Folge, daß vorab der Sender und der Empfänger als erstes einen Kode in Klartext austauschen oder sich auf eine bestimmte Einstellung der Kodiermaschine einigen müssen. Ein gefährliches Unternehmen: Im militärischen Bereich kursierten bis zum ersten Weltkrieg mehrere hundert Seiten starke Folianten. Und die von Hitlers Militär für unknackbar gehaltenen Chiffrierungen der Engima konnten die Engländer schon bald nach Kriegsausbruch mitlesen - dank der Arbeiten des genialen Mathematikers Alan Turing.
Man merkt: Mathematik und das Verschlüsseln von Botschaften hängt eng zusammen. Zufalls- und Primzahlen spielen eine wichtige Rolle, die Buchstaben- und Worthäufigkeiten einer Sprache, und allein aus der Länge des Kodewortes läßt sich manchmal auch der Kode selber rekonstruieren.
Die große Stärke Rudolf Kippenhahns Buch "Verschlüsselte Botschaften" liegt darin, den spröden Stoff derart mit Anekdoten anzureichern und über gutgemachte Abbildungen an Beispielen zu verdeutlichen, daß der Leser kaum merkt, wie streng mathematisch das Tüfteln, das Jonglieren mit Buchstaben, Zahlen und kryptischen Zeichen eigentlich ist. Kein Wunder, als ehemaliger Leiter des Max Planck Instituts für Astrophysik in Garching bei München und seit sechs Jahren als freier Schriftsteller tätig, kann Kippenhahn seine mathematischen Sachkenntnisse mit seinen Erfahrungen an Großrechnern zu einem spannenden Text verbinden. Und plötzlich, nachdem er die Geschichte und die wichtigsten Techniken der Verschlüsselung erzählt hat - wer weiß zum Beispiel, daß es Gaius Julius Cäsar war, der seine geheimen Nachrichten erstmals mittels Kodewort verschlüsselte - wenn also all diese Dinge erzählt sind, begibt sich der Autor auf politisch brisantes Gebiet mit dem Kürzel PGP, Pretty Good Privacy.
PGP ist ein Verschlüsselungsverfahren für elektronisch übersandte Nachrichten - also für alles, was ein vernetzter Computer einem anderen übers Internet mitteilen kann und umgangssprachlich unter solchen Bezeichnungen läuft wie File Transfer Protocol und Email. PGP gilt dank seines langen Kodewortes als absolut unknackbar - und genau hier liegt das Problem. Staatliche Stellen bevorzugen ein anderes, öffentliches Kodierungsprogramm - das Kippenhahn ebenfalls in seinem Buch vorstellt - und in dem der Schlüssel bei einer vertrauenswürdigen neutralen Instanz hinterlegt wird. Sprich: Bei einer staatlichen Stelle. Doch Gesetzesvorlagen, wie die zum großen Lauschangriff, machen die Bevölkerung mißtrauisch. Und so kommt es, daß in der Diskussion um das Verschlüsselungsprogramm Pretty Good Privacy Befürworter wie Gegner mit den selben Vokabeln argumentieren: Mit dem Schutz vor Kriminalität.
Nur daß es nicht dieselben Kriminellen sind, von denen die Rede ist. Die eine Sorte hat das Internet als Spielwiese entdeckt. Sie wollen stören, was sich andere, ehrliche Netzbenutzer sagen. Vor ihnen fürchten sich die Verschlüsselungsbefürworter von Industrie bis zu den Datenschützern. Die andere Zielgruppe hat das Bundesministerium des Inneren im Blick. Kriminelle, die das Internet zur Absprache von kriminellen Handlungen nutzen.
Solche Diskussionen hat der Autor ausgespart. Er ist eher diskret und beschreibt nur in einem Anhang detailliert, auf welche Weise der Privatmann sich das heute sicherste Verschlüsselungsverfahren auf seinem Computer installieren kann. - Auch sehr zur Freude der Radiohörer. Denn deren Genuß muß nicht mehr durch die Sendung geheimer Nachrichten gestört werden.
Verschlüsselte Nachrichten, geheime Botschaften - wie sie schon in der Antike verschickt wurden. Wie damals üblich hatte auch ein im persischen Exil lebender Grieche eine ganz harmlose Nachricht ins Wachs auf eine Holztalfel gekratzt. Zu harmlos für Gorgo, die Frau des Spartanerkönigs Leonides. Sie pulte das Wachs wieder ab und darunter kam eine Warnung zum Vorschein: Achtung, der Perserkönig Xerxes will das Land überfallen.
Solche versteckten Nachrichten sind das Thema von Rudolf Kippenhahns Buch "Verschlüsselte Botschaften". Ein spannendes Thema: Wer hat nicht als Jugendlicher an einer eigenen Geheimschrift gebastelt, mit Kodewort oder Schablone, nur dem besten Freund, der besten Freundin vertraut, für Fremde unknackbar? Literarisch verarbeitet in den Geschichten von Pipi Langstrumpf bis Sherlock Holmes.
Auch aus der Alltagswelt der Erwachsenen, das wird beim Lesen dieses Buches schnell klar, sind chiffrierte Nachrichten nicht mehr wegzudenken. Ob die Kontonummer bei der Deutschen Bank, die vierstellige Ziffer für den Geldautomaten, die Nummer auf der VISA-Kreditkarte oder eine elektronischen Unterschrift - man weiß gar nicht, wie oft man geheime Botschaften derart kodiert verschickt, daß sie hoffentlich nur der Empfänger entschlüsseln kann - aber kein ungebetener Lauscher in der Leitung.
Doch die Domäne chiffrierter Nachrichten bleibt die Spionage. Und dort, das weiß man aus den Romanen um James Bond und aus der Geschichte der deutschen Kodiermaschine des zweiten Weltkrieges, der Engima, dort wird die Nachricht zu einem scheinbar sinnlosen Wortgemengsel gemischt. Mit der Folge, daß vorab der Sender und der Empfänger als erstes einen Kode in Klartext austauschen oder sich auf eine bestimmte Einstellung der Kodiermaschine einigen müssen. Ein gefährliches Unternehmen: Im militärischen Bereich kursierten bis zum ersten Weltkrieg mehrere hundert Seiten starke Folianten. Und die von Hitlers Militär für unknackbar gehaltenen Chiffrierungen der Engima konnten die Engländer schon bald nach Kriegsausbruch mitlesen - dank der Arbeiten des genialen Mathematikers Alan Turing.
Man merkt: Mathematik und das Verschlüsseln von Botschaften hängt eng zusammen. Zufalls- und Primzahlen spielen eine wichtige Rolle, die Buchstaben- und Worthäufigkeiten einer Sprache, und allein aus der Länge des Kodewortes läßt sich manchmal auch der Kode selber rekonstruieren.
Die große Stärke Rudolf Kippenhahns Buch "Verschlüsselte Botschaften" liegt darin, den spröden Stoff derart mit Anekdoten anzureichern und über gutgemachte Abbildungen an Beispielen zu verdeutlichen, daß der Leser kaum merkt, wie streng mathematisch das Tüfteln, das Jonglieren mit Buchstaben, Zahlen und kryptischen Zeichen eigentlich ist. Kein Wunder, als ehemaliger Leiter des Max Planck Instituts für Astrophysik in Garching bei München und seit sechs Jahren als freier Schriftsteller tätig, kann Kippenhahn seine mathematischen Sachkenntnisse mit seinen Erfahrungen an Großrechnern zu einem spannenden Text verbinden. Und plötzlich, nachdem er die Geschichte und die wichtigsten Techniken der Verschlüsselung erzählt hat - wer weiß zum Beispiel, daß es Gaius Julius Cäsar war, der seine geheimen Nachrichten erstmals mittels Kodewort verschlüsselte - wenn also all diese Dinge erzählt sind, begibt sich der Autor auf politisch brisantes Gebiet mit dem Kürzel PGP, Pretty Good Privacy.
PGP ist ein Verschlüsselungsverfahren für elektronisch übersandte Nachrichten - also für alles, was ein vernetzter Computer einem anderen übers Internet mitteilen kann und umgangssprachlich unter solchen Bezeichnungen läuft wie File Transfer Protocol und Email. PGP gilt dank seines langen Kodewortes als absolut unknackbar - und genau hier liegt das Problem. Staatliche Stellen bevorzugen ein anderes, öffentliches Kodierungsprogramm - das Kippenhahn ebenfalls in seinem Buch vorstellt - und in dem der Schlüssel bei einer vertrauenswürdigen neutralen Instanz hinterlegt wird. Sprich: Bei einer staatlichen Stelle. Doch Gesetzesvorlagen, wie die zum großen Lauschangriff, machen die Bevölkerung mißtrauisch. Und so kommt es, daß in der Diskussion um das Verschlüsselungsprogramm Pretty Good Privacy Befürworter wie Gegner mit den selben Vokabeln argumentieren: Mit dem Schutz vor Kriminalität.
Nur daß es nicht dieselben Kriminellen sind, von denen die Rede ist. Die eine Sorte hat das Internet als Spielwiese entdeckt. Sie wollen stören, was sich andere, ehrliche Netzbenutzer sagen. Vor ihnen fürchten sich die Verschlüsselungsbefürworter von Industrie bis zu den Datenschützern. Die andere Zielgruppe hat das Bundesministerium des Inneren im Blick. Kriminelle, die das Internet zur Absprache von kriminellen Handlungen nutzen.
Solche Diskussionen hat der Autor ausgespart. Er ist eher diskret und beschreibt nur in einem Anhang detailliert, auf welche Weise der Privatmann sich das heute sicherste Verschlüsselungsverfahren auf seinem Computer installieren kann. - Auch sehr zur Freude der Radiohörer. Denn deren Genuß muß nicht mehr durch die Sendung geheimer Nachrichten gestört werden.