Eine Insel im Nirgendwo. Weit weit weg von allen Schifffahrtsrouten, von aller Zivilisation, weit weg und wunderschön, mit weißen Stränden und wilder Vegetation. Sie ist sogar Teil des Unesco-Welterbes.
Und: voller Plastik. So dicht wie nirgendwo sonst auf der Welt. Henderson Island, mitten im Pazifik auf halber Strecke zwischen Neuseeland und Südamerika gelegen, ist eine Müllkippe. Siebzehneinhalb Tonnen Plastik, fast 38 Millionen Teile sind hier angeschwemmt worden, alte Bojen, Zahnbürsten, Spülmittelflaschen und Fischernetze. So die niederschmetternden Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern der Universität Tasmanien. Denn Henderson Island liegt am Rande des Südpazifik-Wirbels, einem der großen Müllstrudel, die auf den Weltmeeren Plastikteile zirkulieren lassen. Doch die Siebzehneinhalb Tonnen Plastikmüll auf Henderson Island entsprechen gerade einmal der Plastikmenge, die alle zwei Sekunden auf der Welt produziert wird. Wellenrausch.
"Wir verwandeln die tödlichen Netze in Schönheit"
Auch die Bewohner der Torres-Straße zwischen Australien und Papua-Neuguinea werden vom Müll heimgesucht – in ihrem Lebensraum.
"Wir sind ein Volk des Meeres, Salzwassermenschen, wir nehmen alles aus der See, das Wasser ist unsere Straße, unsere Verbindung, und wir sind mit allen Lebensformen des Meeres aufgewachsen."
Florence Mabel Gutchen ist eine Künstlerin aus dem Volk der Erub, die auf den Inseln der Torres-Straße leben. Immer wieder treffen sie auf sogenannte Geisternetze, umhertreibende, aufgegebene riesige Fischernetze der globalen Fangflotten.
"Diese Netze zerstören unsere Tierwelt. 80 Prozent der Meeresschildkröten verfangen sich darin und sterben, dabei sind sie Nahrung und Totem für uns."
Neben ihr hängt eine riesige Schildkröte – aus den Netzen gefertigt, die die echten Schildkröten umbringen. Gemeinsam mit anderen Erub-Künstlern hat Gutchen Korallen, Fischschwärme, Haie gefertigt, bunt und wunderschön anzusehen, die jetzt in einer Ausstellung in singapur gezeigt werden.
"Wir verwandeln die tödlichen Netze in Schönheit und wollen, dass die Welt das sieht, damit unser Lebensraum für die Zukunft gewahrt wird, für die kommenden Generationen.
Um das zu tun, um des nahezu unzerstörbaren Mülls in den Meeren Herr zu werden, braucht es ein globales Abkommen nach dem Vorbild des Klimapaktes. Wissenschaftler fordern vorgegebene Reduktionsziele, eine Begrenzung der Plastikproduktion jedes Landes, kombiniert mit freiwilligen Maßnahmen. Am besten wäre dazu eine Null-Müll-Bewegung, wie es sie schon an vielen Orten gibt, sogar in Städten wie Singapur, wo jeder Bewohner im Schnitt täglich vier Plastiktüten plus diverse Plastikbestecke in die Hand gedrückt bekommt. Doch weniger Plastik ist unabdingbar, wenn wir nicht an unserem eigenen Müll ersticken wollen. Denn jedes Plastikteil auf dem Meer, das länger der Sonne und den Wellen ausgesetzt ist, zerfällt irgendwann in immer kleinere Teile, die Fische und andere Meerestiere schließlich fressen, die schließlich auf unserem Teller landen. Wie sagt Florence Mabel Gutchen?
"Wir lieben das Land, den Himmel und das Meer. Wir hüten das Meer, wir hüten die Tiere darin, denn sie sind unsere Nahrung."