Die Idioten, um die es geht, sind wir selbst. Jeder Besucher bekommt am Einlass einen Plastiksack.
"Da ist was drin, das zieht man an. Das, was Sie anhaben und nicht mehr haben möchten, kommt da rein. Zettel gut aufbewahren und wieder zurückgeben."
Nach dem Umkleiden sehen die meisten wie Krankenhausbewohner aus. Die einen tragen Schlafanzüge, die anderen Bademäntel. Die Distanz zu den Idioten, die von Schauspielern gespielt werden, wird kleiner.
"Bei uns ist "Idiot" kein Schimpfwort. Bei uns ist Idiot ein positives Gegenmodell, ein anderer Umgang mit Leben und mit dem, was man mit dem Leben anfangen kann. Für uns sind Idioten Menschen mit erhöhtem Eigensinn."
Sagt Lukas Matthaei, der Regisseur. Er hat bei der Vorrecherche nach Menschen gesucht, die Dinge tun, die auf den ersten Blick nicht wirtschaftlich verwertbar sind. Er hat Forscher gefunden, die unmögliche Maschinen bauen wollen, Tierpsychologen, die versuchen, von unseren vierbeinigen Freunden zu lernen und Sexaktivisten, die sich für ein selbstbestimmtes, diskriminierungsfreies Leben aller Menschen einsetzen. Einige dieser Experten sind auf der Bühne und stehen für Gespräche zur Verfügung. Schauspieler laden die Besucher ein, sich an Experimenten beteiligen.
"Wir haben uns dafür entschieden, dass wir ausgehen von der Idee der Infektion, der Ansteckung. Man findet einen Raum vor, der offen ist, wo viele Sachen parallel passieren, wo es verschiedene Modi der Ansteckung gibt, um das eigene Idiotische zu stärken und vielleicht auch um eine Verschwörung der Idioten zu produzieren."
"Wir schwören, wir schwofen, wir schwallen, wir lallen."
"Verbale Droge"
Die Besucher treffen sich mit den Performern an einem künstlichen Lagerfeuer und sprechen den Verschwur – eine Beschwörungsformel, deren Text auf eine Leinwand projiziert wird .
"Wir haben gesagt, "Verschwörung der Idioten", was ein Paradox an sich ist, weil wie sollen sich Idioten verschwören? Das kann nur ein fluider Moment sein, der dann wieder auseinander geht. Deswegen haben wir den Verschwur erfunden. Das ist wie eine verbale Droge, ein Mantra, an das man sich erinnern kann, wenn man merkt, oh jetzt funktioniere ich wieder so gut."
"Beifahrer-Airbags und Vorsorgeplan, Achselbelüftung und Immoscout – all das will funktionieren! All das will funktionieren!"
Die Inszenierung will die Besucher animieren, sich von Zeit zu Zeit querzustellen und das Funktionieren unserer auf Effektivität getrimmten Gesellschaft zu verhindern. Ein Schauspieler lädt dazu ein, sich auf den Boden zu legen und sich vorzustellen, wie man mit einem selbstgewählten Schlagwerkzeug die eigene Wohnung zertrümmert.
"Es geht darum, dass wir sagen: Okay, um erst einmal den Kopf frei zu machen, ist es nötig, sich erst einmal von der Objektbindung zu trennen. Dass wir ständig durch die ganzen Objekte, die uns umgeben in der eigenen Identität gefangen werden."
"Eins, zwei, drei, los!!!"
Test für das menschliche Ego
Befreiung durch Zerstörung. Wer darauf Lust hat, darf Teller gegen die Wand werfen. Gleichzeitig gibt es Yogakurse, einen Vortrag über das Widerstandspotential menschlicher Güte und die Möglichkeit, einem Drogendealer zu begegnen, der sich eine schwarze Wanne über den Kopf hält.
"Wir nennen es den Ego-Kompressor, wo man auf sehr dichtem Raum mit einem Performer unterwegs ist, der. austestet, wie ich reagiere, wie ich mich bewege, ob ich führe, ob er führt - ein kleiner Test, wie der Mensch in seinem Körper sitzt. Am Ende gibt es dann Drogen, die natürlich zugeschnitten sind, für den Menschen, der in dem Bottich mit dem Performer war."
"Wenn Du das nimmst und irgendwas Komisches passiert, du weißt mich zu finden. - Unter der Wanne? - Genau."
Die Tabletten, die der Dealer verteilt, sind wirkungslos, doch man kann sich einem Tanzrausch hingeben. Musik wummert aus den Boxen – eine Einladung, die Außenwelt zu vergessen. Auch das ist Widerstand, sagt Lukas Matthaei.
"Dementsprechend enden wir auch mit einem ekstatischen Tanz, wo Performer und Publikum gemeinsam noch mal zu den Klängen des Abends, die dann zu einem Rave verdichtet werden, tanzen können und mit dieser Energie wieder in ihren bislang nicht idiotischen, aber jetzt hoffentlich veränderten Alltag wieder hinausgehen können."