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Verschwörungsmythen im Pop
"Die Pandemie wirkt als Beschleuniger"

Popstars stellen Corona und die Rechtsordnung in Frage, Rapper glauben an eine jüdische Weltverschwörung, Menschen weltweit hängen Verschwörungstheorien an. "Die Radikalisierung findet in allen Gesellschaftsschichten statt", sagte Autorin und Dozentin Dana Buchzik im Dlf.

Dana Buchzik im Corsogespräch mit Adalbert Siniawski |
Gegendemonstrant*innen zeigen Plakate und Transparente, mit denen sie Bezug auf Verschwörungsideologien nehmen.
GegendemonstrantInnen bei Protesten der Verschwörungstheoretiker (www.imago-images.de (Open micr))
"Glaub ihnen nicht" - so haben wir unsere Gesprächsreihe überschrieben, in der wir auf die Macht von Verschwörungsmythen blicken wollen. Denn auch im Pop sind Verschwörungsideen virulent: Die Mondlandung war nur eine filmische Inszenierung von Stanley Kubrick, Beatle Paul McCartney ist längst schon tot, während der King of Rock'n'Roll Elvis lebt. Und - viel ernster - Schlagersänger wie Michael Wendler stellen Corona in Frage, Rapper glauben an die jüdische Weltverschwörung.
Zeit für Gespräche
Die Journalistin und Dozentin Dana Buchzik gibt Tipps für den richtigen Umgang mit Verschwörungsmythen, arbeitet ehrenamtlich aber auch für große Firmen. Sie empfiehlt unter anderem, sich viel Zeit zu nehmen im Gespräch mit Anhängern von Verschwörungen. "Es ist ein komplexer Prozess, der Zeit braucht. Wir müssen fragen, welche Funktion erfüllt Radikalisierung, welchen Nutzen zieht man im Alltag."
Faktenbasierter Austausch sei auf jeden Fall wichtig, aber "er funktioniert oft nicht." Vor allem rät die Autorin "online nicht mit Fremden zu diskutieren. Online-Diskussionen eskalieren schneller, weil wir das Gegenüber nicht sehen." Viele Regeln, die sonst gelten, seien online außer Kraft und man gleite schnell in Respektlosigkeit ab, so Buchzik.
Kein Randgruppenphänomen
Radikalisierung sei ein gesamtgesellschaftliches Phänomen und komme nicht nur in den Reihen der vermeintlich Abgehängten vor. Die Pandemie fungiere als Beschleuniger, aber auch schon vor Corona hätten sich Menschen radikalisiert.
"Ich möchte ein Bewusstsein dafür schaffen, wie gefährlich Parallelgesellschaften sind."